Die Rainbow-Warrior-Affäre hat in Frankreich Spuren hinterlassen. Laut einer von Greenpeace beauftragten Umfrage erinnern sich acht von zehn Franzosen an den Fall, jeder zweite unter ihnen weiß noch, dass es sich um einen Akt staatlicher Sabotage handelte. Das zeigt auch eine Straßenumfrage gestern in Paris:
"Damals hat die französische Regierung ganz schön Mist gebaut. Ich kann nur hoffen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt."
"Ich weiß noch, dass das damals alle Welt sehr geprägt hat. Allerdings scheint mir nicht, dass man wirklich Lehren aus der Geschichte gezogen hat. Die Umwelt wird rundum weiter verschmutzt. Es bleibt noch viel zu tun, um den Planeten zu retten. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Politiker sich dessen wirklich bewusst sind oder ob es ihnen nur darum geht, wieder gewählt zu werden."
"Ich glaube, die wirtschaftlichen Lobbygruppen sind heute viel mächtiger als vor 30 Jahren. Im Umweltbereich passiert viel, was einfach totgeschwiegen wird. Was soll ich sagen - Geld regiert die Welt. Und das arme Volk ist da einfach machtlos."
Konferenz zum Jahrestag
Im Pariser Hauptquartier von Greenpeace Frankreich lächelt ein junger Mann von einem Poster: Fernando Pereira, der Fotograf, der beim Sabotage-Akt ums Leben kam. Quer über das Poster läuft ein gelber Schriftzug: Désobeir - Ungehorsam sein. Das Motto der Nichtregierungsorganisation zum Gedenktag, sagt Jean-François Julliard, Generaldirektor der französischen Sektion von Greenpeace:
"Dass ein Staat wie Frankreich vor 30 Jahren beschlossen hat, Bomben unter einem Boot einer Nichtregierungsorganisation anbringen zu lassen, kommt einem absolut verrückt vor. Aber genau das ist passiert. Und wir setzen uns heute dafür ein, dass so etwas nicht mehr geschehen kann, nirgendwo. Deshalb wollen wir daran erinnern, dass die Zivilgesellschaft und Umwelt - und Menschenrechtsvereine geschützt werden müssen."
Greenpeace-Aktivisten sind immer noch in Gefahr
Vor 30 Jahren galten vielen die Aktivisten der Rainbow Warrior noch als Spinner, als Provokateure. Heute ist das Umweltbewusstsein überall stark gewachsen. Doch alleine im vergangenen Jahr wurden 166 Umweltaktivisten irgendwo in der Welt ermordet, im Schnitt drei pro Woche - weil sie wirtschaftliche und politische Interessen störten. Julliard erinnert daran, dass im Herbst 2013 Greenpeace-Aktivisten nach Protesten gegen eine russische Bohrinsel zwei Monate hinter Gittern verschwanden und erst auf internationalen Druck wieder frei kamen.
"Das aktuellste Beispiel ist Indien: Die dortige Regierung hat beschlossen, knapp 9.000 Vereinen die Tätigkeit zu untersagen. Angeblich haben diese Vereine einen negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Davon ist auch Greenpeace betroffen. Wegen unserer Kampagne gegen Kohleabbau und fossile Energien."
Auf solche Vorgänge wird die Umweltorganisation heute bei einer Konferenz in Paris aufmerksam machen. Da startet sie auch einen Appell an Staatspräsident François Hollande, Gastgeber des UN-Klimagipfels Ende des Jahres an der Seine. Nachdem Hollande schon Unternehmer und Gewerkschaften ausdrücklich für ihr Engagement im Klimabereich lobte, solle er, wünscht Greenpeace, nun auch die Anstrengungen der Zivilgesellschaft offiziell ehren. Den Einsatz derjenigen aufwerten, die beispielsweise gegen illegale Rodungen, den ungehemmten Abbau fossiler Energien, gegen die Atomkraft protestieren. Ein Appell, auf den bislang weder der französische Staatschef noch Außenminister Fabius reagierten. Dabei ist auch bei Laurent Fabius die Rainbow-Warrior-Affäre sicher nicht vergessen; vor genau dreißig Jahren war er Premierminister.