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Greenpeace-Schiff wird in russischen Hafen geschleppt

Die "Arctic Sunrise" ist auf dem Weg in russische Hoheitsgewässer. Begründet wird das mit dem Auffinden von Gerätschaften, was angeblich gegen russische Gesetze verstößt. Greenpeace dementiert das.

Von Gesine Dornblüth |
    Ein Wachschiff der russischen Grenztruppen schleppt die "Arctic Sunrise" der Umweltschutzorganisation Greenpeace derzeit Richtung Westen in russische Hoheitsgewässer. Ziel ist der Hafen von Murmansk. Die Fahrt dorthin könne bis Montag dauern, hieß es vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Über den Zustand der 27 Besatzungsmitglieder ist nichts Näheres bekannt. Ein Sprecher des FSB konkretisierte heute die Vorwürfe gegen die Umweltaktivisten.

    "Bei der Durchsuchung der Arctic Sunrise haben wir eine große Menge elektronischer Apparate und Geräte für wissenschaftliche Untersuchungen gefunden. Das verstößt gegen Artikel 36 des Gesetzes 191 der Russischen Föderation über die Tätigkeit in Wirtschaftszonen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass illegale Meeresforschungen angestellt wurden."

    Mitglieder von Greenpeace haben diese Anschuldigungen als absurd zurückgewiesen. Die "Arctic Sunrise" habe sich in internationalen Gewässern befunden. Jörg Feddern vom Hamburger Greenpeace-Büro sagte heute im Deutschlandfunk:

    "Es ist so: Das Schiff läuft unter der niederländischen Flagge und wir waren schon vor einigen Wochen dort oben tätig und haben gegen seismische Untersuchungen von russischen Ölkonzernen protestiert. Uns wurde unter Waffengewalt angedroht, dieses Gebiet, eben auch internationale Gewässer, zu verlassen, und die holländische Regierung hat dagegen eine Protestnote beim russischen Außenministerium eingereicht. (...) Und es ist tatsächlich illegal, was gerade dort draußen auf der hohen See passiert."

    Umweltschützer haben heute in Europa vor zahlreichen russischen Botschaften gegen das Vorgehen Russlands protestiert, auch in Berlin.

    Die Arctic Sunrise war nach Angaben von Greenpeace in der Petschorasee rund 60 km nördlich der russischen Küste unterwegs. Die Umweltaktivisten hatten dort gegen geplante Bohrungen des russischen Staatskonzerns Gazprom protestiert. In der Arktis lagern ein Drittel der weltweit ungeförderten Gasvorkommen und große Ölreserven. Greenpeace wirft Russland vor, das empfindliche Ökosystem der Arktis zu gefährden. Russland kommen die Proteste ungelegen.

    Am Dienstag beginnt im nordsibirischen Salechard eine große internationale Arktis-Konferenz. Russland will dort seinen Anspruch auf die Rohstoffe in dem Gebiet unterstreichen.