Krieg im Nahen Osten
Erleichterung über erste Hilfslieferungen für den Gazastreifen

Im Gazastreifen sind erste Hilfslieferungen über den ägyptischen Grenzübergang Rafah angekommen. Die Nachricht wurde international mit Erleichterung aufgenommen. Bundesaußenministerin Baerbock sprach von einem Zeichen der Hoffnung in schwierigen Stunden.

22.10.2023
    Mehrere Lastwagen beladen mit weißen Paketen am Grenzübergang Rafah.
    Lastwagen mit Hilfslieferungen passieren am Übergang Rafah die Grenze von Ägypten in den Gazatreifen. (AFP / MOHAMMED ASSAD)
    Auch Bundeskanzler Scholz begrüßte die Öffnung des Grenzübergangs Rafah für Hilfslieferungen. "Sie brauchen Wasser, Nahrung und Medikamente – wir lassen sie nicht allein", schreibt der SPD-Politiker auf der Plattform X. "Die Bundesregierung setzt sich weiter über alle Kanäle dafür ein, das Leid in diesem Konflikt zu lindern."
    EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erklärte, der Beginn der Lieferungen sei ein wichtiger erster Schritt, das Leiden unschuldiger Menschen zu lindern. Auch der britische Außenminister Cleverly begrüßte die Hilfslieferungen.
    Das ägyptische Staatsfernsehen zeigte mehrere Lastwagen, die den Grenzübergang passierten. Nach Medieninformationen soll es sich um 20 Lastwagen des Ägyptischen Roten Halbmonds handeln, die Medikamente und Lebensmittel geladen haben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation transportierten vier der 20 Lastwagen medizinische Hilfsgüter, darunter Arznei zur Behandlung von chronischen Krankheiten für 1.500 Menschen sowie Traumamedizin und -zubehör für 1.200 Menschen.

    Frankreich fordert humanitäre Feuerpause

    Es sind die ersten Lieferungen seit Beginn des Kriegs vor zwei Wochen. Rafah ist derzeit der einzige Weg, Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung in den Gazastreifen zu bringen. Wie lange die Grenze offen bleiben sollte, blieb zunächst unklar. UNO-Nothilfekoordinator Griffiths erklärte, den Hilfslieferungen seien tagelange intensive Verhandlungen vorausgegangen. Frankreich forderte eine humanitäre Feuerpause: "Dieser Zugang muss dauerhaft sein, um den gesamten humanitären Bedarf der Zivilbevölkerung in Gaza zu decken", teilte das Außenministerium in Paris mit.
    Die Grenzöffnung war von US-Präsident Biden vermittelt worden. Israel, das den Gazastreifen nach dem Großangriff der Hamas komplett abgeriegelt hat, stimmte unter der Bedingung zu, dass die Hilfsgüter nur im Süden des Palästinensergebiets an Zivilisten verteilt werden. Sie dürften nicht in die Hände der Hamas fallen.

    Grenzverkehr auch in der Gegenrichtung

    Wie der ARD-Korrespondent in der Region berichtet, sind in der Gegenrichtung aus dem Gazastreifen heraus weiße Jeeps und Kleinbusse mit der Flagge der Vereinten Nationen unterwegs. Lastwagen folgten mit leeren Auflegern, die vermutlich in Ägypten mit weiteren Hilfsgütern beladen werden sollten.

    Mehrere tote UNO-Hilfswerk-Mitarbeiter

    Der Deutschland-Direktor des Welternährungsprogrammes WFP, Frick, bezeichnete die Öffnung des Grenzübergangs gestern im Deutschlandfunk als absolut entscheidend. Allein das WFP halte 900 Tonnen Nahrungsmittel an der Grenze bereit. Damit könne man eine halbe Million Menschen eine Woche lang versorgen.
    Das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) hatte vor Kriegsbeginn fast 1,2 Millionen Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln versorgt. UNRWA-Generalkommissar Lazzarini gab an, dass seit Beginn des Krieges außerdem mindestens 17 Beschäftigte des Hilfswerks getötet worden seien. Mindestens 35 Gebäude der UNO-Organisation seien von Raketen getroffen worden.

    Weiterführende Informationen

    Über die Entwicklungen im Nahen Osten halten wir Sie auch in einem Nachrichtenblog auf dem Laufenden.
    Diese Nachricht wurde am 21.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.