Wie auf Klassenfahrt. Jorina Maier und ihre 39 Kommilitonen fahren mit dem Reisebus auf dem Oldenburger Campus ab. Alle zwei Wochen lernen sie am Medizinischen Zentrum in Groningen in Untersuchungskursen und in der dortigen Pathologie mehr über den menschlichen Körper. Vorher heißt es "Üben am lebenden Objekt" für Jorina Maier.
"Das erste Gelenk, das ich unter meinen Händen hatte, war das Gelenk von einem Kommilitonen, weil wir machen das erst alles aneinander, an Mitstudenten in Anatomie, wo man die Gelenkstrukturen ertastet."
Eine Pathologie-Abteilung hat die Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg nicht, die gibt es nur in Groningen. In Oldenburg ist vor einem Jahr eine komplett neue medizinische Fakultät entstanden. Noch fehlen 14 Professuren, aber in der Lehre arbeiten Naturwissenschaftler und ein Anatomieprofessor zusammen, viele Ärzte des Klinikverbunds in Oldenburg und Allgemeinmediziner aus dem Nordwesten Niedersachsens engagieren sich, sagt Jorina Maier:
"Es gibt ja auch jede Woche eine Patientenvorlesung, wo immer Ärzte aus der Region ihre Patienten gleich mitbringen und da waren Ärzte und Patienten immer gleich engagiert bei der Sache."
In Oldenburg müssen die Studierenden nicht erst alle Gelenke und Muskelgruppen auswendig lernen. Hier wird der menschliche Körper in Etappen unterrichtet: erst das Knie, dann das Herz beispielsweise. Mal aus naturwissenschaftlicher Sicht und mal aus Sicht der Allgemeinmediziner und ihrer Patienten. Nach zehn Wochen Theorie zu diesem Teilaspekt gehen die Studierenden in die Hausarztpraxen und im späteren Teil des Studiums in die Kliniken.
Bundesweit hatten viele Ärzte und auch der damalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler zuerst Vorbehalte gegen diese Art des Studiums, vor allem weil es wie auf niederländischer Seite mit Bachelor und Master abschließen sollte. In Oldenburg ist aber nun das übliche deutsche Staatsexamen gefordert. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen Martina Wenker ist versöhnt mit dem Modellstudiengang:
"Das war unsere wichtigste Voraussetzung: Kein Bachelor/Master, sondern Erhalt des deutschen Staatsexamens. Was doch nachgewiesenermaßen gut ist, müssen wir doch nicht ändern."
Deutsche Ärzte werden im Ausland gesucht. Und in der Bundesrepublik fehlen Hausärzte. Modellstudiengänge wie in Oldenburg sollen den Studierenden von Anfang an den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver vermitteln. Ein Versuch von vielen, den Mangel zu beheben. Die Studierende der European Medical School gehen schon nach zehn Wochen in die Arztpraxen zum Praktikum.
Ob das wirklich dazu führt, dass der Funke überspringt. Da ist sich Michael Poetsch, Hausarzt im Ruhestand, unsicher. Er zitiert aus einer Fachzeitschrift einen jungen Medizinstudenten und seine Berufsethik.
"Da sagt der ganz klar: Wir wollen arbeiten, aber arbeiten ist für uns nicht der Hauptzweck. Für uns steht gleichwertig neben der Arbeit die Familie, die Freunde, das Privatleben. Das hat bei uns früher keine Rolle gespielt, oder nur eine zweitrangige."
Sein Praxisnachfolger Lukas Bockelmann ist optimistischer: durch die European Medical School bleiben interessierte Abiturienten in ihrer Region – eben auch mit der Perspektive, Landärzte zu werden.
"Die Liebe zu der Region, aus der man herkommt, die hilft schon, sich das vorstellen zu können. Diese Verwurzelung, die man mitbekommen hat. Und die kann man nicht einem Erwachsenen so neu geben. "
Bockelmann engagiert sich neben der Arbeit als Landarzt für die Studierenden der European Medical School. Mit anderen Allgemeinmedizinern sitzt er unter der Federführung eines Professors regelmäßig zusammen und entwickelt sogenannte Logbücher für die Praktika der Studierenden.
"Mit dem Logbuch in der Hand gehen sie dann in die Praxis und können dann abhaken, haben sie die Arbeitsaufträge erfüllt oder nachlesen, was muss ich noch oder was darf ich noch."
Das ist Abhorchen nach Plan. Hier werden nicht - wie viele befürchtet hatten - Medizinlaien auf Patienten losgelassen.
"Das erste Gelenk, das ich unter meinen Händen hatte, war das Gelenk von einem Kommilitonen, weil wir machen das erst alles aneinander, an Mitstudenten in Anatomie, wo man die Gelenkstrukturen ertastet."
Eine Pathologie-Abteilung hat die Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg nicht, die gibt es nur in Groningen. In Oldenburg ist vor einem Jahr eine komplett neue medizinische Fakultät entstanden. Noch fehlen 14 Professuren, aber in der Lehre arbeiten Naturwissenschaftler und ein Anatomieprofessor zusammen, viele Ärzte des Klinikverbunds in Oldenburg und Allgemeinmediziner aus dem Nordwesten Niedersachsens engagieren sich, sagt Jorina Maier:
"Es gibt ja auch jede Woche eine Patientenvorlesung, wo immer Ärzte aus der Region ihre Patienten gleich mitbringen und da waren Ärzte und Patienten immer gleich engagiert bei der Sache."
In Oldenburg müssen die Studierenden nicht erst alle Gelenke und Muskelgruppen auswendig lernen. Hier wird der menschliche Körper in Etappen unterrichtet: erst das Knie, dann das Herz beispielsweise. Mal aus naturwissenschaftlicher Sicht und mal aus Sicht der Allgemeinmediziner und ihrer Patienten. Nach zehn Wochen Theorie zu diesem Teilaspekt gehen die Studierenden in die Hausarztpraxen und im späteren Teil des Studiums in die Kliniken.
Bundesweit hatten viele Ärzte und auch der damalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler zuerst Vorbehalte gegen diese Art des Studiums, vor allem weil es wie auf niederländischer Seite mit Bachelor und Master abschließen sollte. In Oldenburg ist aber nun das übliche deutsche Staatsexamen gefordert. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen Martina Wenker ist versöhnt mit dem Modellstudiengang:
"Das war unsere wichtigste Voraussetzung: Kein Bachelor/Master, sondern Erhalt des deutschen Staatsexamens. Was doch nachgewiesenermaßen gut ist, müssen wir doch nicht ändern."
Deutsche Ärzte werden im Ausland gesucht. Und in der Bundesrepublik fehlen Hausärzte. Modellstudiengänge wie in Oldenburg sollen den Studierenden von Anfang an den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver vermitteln. Ein Versuch von vielen, den Mangel zu beheben. Die Studierende der European Medical School gehen schon nach zehn Wochen in die Arztpraxen zum Praktikum.
Ob das wirklich dazu führt, dass der Funke überspringt. Da ist sich Michael Poetsch, Hausarzt im Ruhestand, unsicher. Er zitiert aus einer Fachzeitschrift einen jungen Medizinstudenten und seine Berufsethik.
"Da sagt der ganz klar: Wir wollen arbeiten, aber arbeiten ist für uns nicht der Hauptzweck. Für uns steht gleichwertig neben der Arbeit die Familie, die Freunde, das Privatleben. Das hat bei uns früher keine Rolle gespielt, oder nur eine zweitrangige."
Sein Praxisnachfolger Lukas Bockelmann ist optimistischer: durch die European Medical School bleiben interessierte Abiturienten in ihrer Region – eben auch mit der Perspektive, Landärzte zu werden.
"Die Liebe zu der Region, aus der man herkommt, die hilft schon, sich das vorstellen zu können. Diese Verwurzelung, die man mitbekommen hat. Und die kann man nicht einem Erwachsenen so neu geben. "
Bockelmann engagiert sich neben der Arbeit als Landarzt für die Studierenden der European Medical School. Mit anderen Allgemeinmedizinern sitzt er unter der Federführung eines Professors regelmäßig zusammen und entwickelt sogenannte Logbücher für die Praktika der Studierenden.
"Mit dem Logbuch in der Hand gehen sie dann in die Praxis und können dann abhaken, haben sie die Arbeitsaufträge erfüllt oder nachlesen, was muss ich noch oder was darf ich noch."
Das ist Abhorchen nach Plan. Hier werden nicht - wie viele befürchtet hatten - Medizinlaien auf Patienten losgelassen.