Mit Einzelinitiativen hatte die deutsch-französische Verständigung nur wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begonnen: Bereits vom Frühjahr 1946 an organisierte der aus München stammende Joseph Rovan Jugendtreffen in der französisch besetzten Zone. Dabei ging es dem ehemaligen Résistance-Kämpfer, KZ-Überlebenden und engen Mitarbeiter Charles de Gaulle nicht nur um die Annäherung, das Stiften von Freundschaften zwischen den eben noch verfeindeten Nationen.
"Das Deutsch-Französische Jugendwerk ist aus diesen Begegnungen entstanden, weil wir wollten, dass eine größere Zahl von jungen Deutschen und Franzosen das Gemeinsame erleben, aber auch sich gegenseitig klarmachten, wer sie eigentlich seien. Wir wollten ja nicht als Neutren nach Europa zusammengehen, sondern als Deutsche und als Franzosen."
Mit der Errichtung des Deutsch-Französischen Jugendwerks am 5. Juli 1963 sollten Initiativen wie Rovans Begegnungsforen oder auch das seit 1948 vom Publizisten Alfred Grosser geleitete Französische Komitee für den Austausch mit dem neuen Deutschland einen institutionellen Rahmen bekommen – ohne sie am staatlichen Gängelband zu führen. Als binationale Einrichtung genoss das Deutsch-Französische Jugendwerk in beiden Ländern eine Unabhängigkeit, wie sie ansonsten nur für UNO-Organisationen vorgesehen war. Darauf spielte der französische Präsident Charles de Gaulle an, als er bei der Unterzeichnung des Gründungsvertrags eine "große Neuheit" und die erste praktische Anwendung der im Januar 1963 unterzeichneten deutsch-französischen Elysée-Verträge ankündigte.
Nicht als übergeordnete Behörde, sondern hilfreich koordinierend sollte das mit einem Jahresetat von 40 Millionen D-Mark ausgestattete Jugendwerk deutsche und französische Verbände und Parteien, Gewerkschaften, Kirchen oder Schulen und Universitäten zueinander bringen. Der damalige deutsche Außenminister Gerhard Schröder:
"Die Jugend von heute ist die politische Wirklichkeit von morgen. Und wir haben die zuversichtliche Hoffnung, dass diese französische und diese deutsche Jugend in eine glücklichere Zukunft hineinwachsen werden."
Im deutschen Wirtschaftswunderland hatte die Jugend dieses Glücksversprechen anfangs womöglich etwas zu wörtlich genommen worden. So resümierte Alfred Grosser 1968:
"Es gibt immer noch viel zu sehr Tourismus, Reisen, die gemacht werden, weil die Sonne lockt. Wenn es darum geht, Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland aufzubauen, kann es sich nicht nur darum drehen, einfach zu sagen, wir wollen uns besser kennenlernen. Es geht auch darum, das eigene Land besser kennenzulernen, das heißt, auch auf die Politik seines eigenen Landes zu reflektieren."
Dieses Nachdenken über Politik mündete in ganz konkrete Forderungen nach Erleichterung des Grenzverkehrs, als Künstler aus beiden Ländern anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Deutsch-Französischen Jugendwerks 1983 eine gemeinsame Ausstellung erst in Bonn und dann in Marseille zeigten. Im Katalog schrieb der Westberliner Maler Fred Thieler :
"Die praktischen Probleme des Kultur- und Künstleraustausches an der Basis sind vielfältig. Wer einmal versucht hat, seine Werke möglichst unbelastet von Bürokratie und ohne Hinterlegung von Abgaben aller Art über die Grenze zu schaffen, kann ein Lied davon singen."
Seither ist der "europäische Austausch" freizügiger geworden - und auf eine nicht nur positive Art professioneller: So wurden 2005 mit einer Änderung im Vertrag die bis dahin im Kuratorium vertretenen "namhaften Persönlichkeiten der Jugendarbeit" ersetzt durch Fach-Beamte aus Ministerien und Verwaltungen. Sehr zum Ärger von Alfred Grosser, dem Pionier der deutsch-französischen Verständigung:
"Das Kuratorium war zusammengesetzt aus Leuten beider Länder, wo die Zivilgesellschaft die Mehrheit hatte. Jetzt wird zwischen den Regierungen von Beamten entschieden, die Haushalt und Programm fest in der Hand haben werden. Das ist die Zerstörung des Grundgedankens des Deutsch-Französischen Jugendwerks."
Der Erfolgsbilanz hat das bislang nicht geschadet, das Interesse am Jugendaustausch ist ungebrochen. In den zurückliegenden 50 Jahren hat das Deutsch-Französische Jugendwerk acht Millionen junge Menschen in rund 300.000 Kultur- und Bildungsprogramme vermittelt.
"Das Deutsch-Französische Jugendwerk ist aus diesen Begegnungen entstanden, weil wir wollten, dass eine größere Zahl von jungen Deutschen und Franzosen das Gemeinsame erleben, aber auch sich gegenseitig klarmachten, wer sie eigentlich seien. Wir wollten ja nicht als Neutren nach Europa zusammengehen, sondern als Deutsche und als Franzosen."
Mit der Errichtung des Deutsch-Französischen Jugendwerks am 5. Juli 1963 sollten Initiativen wie Rovans Begegnungsforen oder auch das seit 1948 vom Publizisten Alfred Grosser geleitete Französische Komitee für den Austausch mit dem neuen Deutschland einen institutionellen Rahmen bekommen – ohne sie am staatlichen Gängelband zu führen. Als binationale Einrichtung genoss das Deutsch-Französische Jugendwerk in beiden Ländern eine Unabhängigkeit, wie sie ansonsten nur für UNO-Organisationen vorgesehen war. Darauf spielte der französische Präsident Charles de Gaulle an, als er bei der Unterzeichnung des Gründungsvertrags eine "große Neuheit" und die erste praktische Anwendung der im Januar 1963 unterzeichneten deutsch-französischen Elysée-Verträge ankündigte.
Nicht als übergeordnete Behörde, sondern hilfreich koordinierend sollte das mit einem Jahresetat von 40 Millionen D-Mark ausgestattete Jugendwerk deutsche und französische Verbände und Parteien, Gewerkschaften, Kirchen oder Schulen und Universitäten zueinander bringen. Der damalige deutsche Außenminister Gerhard Schröder:
"Die Jugend von heute ist die politische Wirklichkeit von morgen. Und wir haben die zuversichtliche Hoffnung, dass diese französische und diese deutsche Jugend in eine glücklichere Zukunft hineinwachsen werden."
Im deutschen Wirtschaftswunderland hatte die Jugend dieses Glücksversprechen anfangs womöglich etwas zu wörtlich genommen worden. So resümierte Alfred Grosser 1968:
"Es gibt immer noch viel zu sehr Tourismus, Reisen, die gemacht werden, weil die Sonne lockt. Wenn es darum geht, Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland aufzubauen, kann es sich nicht nur darum drehen, einfach zu sagen, wir wollen uns besser kennenlernen. Es geht auch darum, das eigene Land besser kennenzulernen, das heißt, auch auf die Politik seines eigenen Landes zu reflektieren."
Dieses Nachdenken über Politik mündete in ganz konkrete Forderungen nach Erleichterung des Grenzverkehrs, als Künstler aus beiden Ländern anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Deutsch-Französischen Jugendwerks 1983 eine gemeinsame Ausstellung erst in Bonn und dann in Marseille zeigten. Im Katalog schrieb der Westberliner Maler Fred Thieler :
"Die praktischen Probleme des Kultur- und Künstleraustausches an der Basis sind vielfältig. Wer einmal versucht hat, seine Werke möglichst unbelastet von Bürokratie und ohne Hinterlegung von Abgaben aller Art über die Grenze zu schaffen, kann ein Lied davon singen."
Seither ist der "europäische Austausch" freizügiger geworden - und auf eine nicht nur positive Art professioneller: So wurden 2005 mit einer Änderung im Vertrag die bis dahin im Kuratorium vertretenen "namhaften Persönlichkeiten der Jugendarbeit" ersetzt durch Fach-Beamte aus Ministerien und Verwaltungen. Sehr zum Ärger von Alfred Grosser, dem Pionier der deutsch-französischen Verständigung:
"Das Kuratorium war zusammengesetzt aus Leuten beider Länder, wo die Zivilgesellschaft die Mehrheit hatte. Jetzt wird zwischen den Regierungen von Beamten entschieden, die Haushalt und Programm fest in der Hand haben werden. Das ist die Zerstörung des Grundgedankens des Deutsch-Französischen Jugendwerks."
Der Erfolgsbilanz hat das bislang nicht geschadet, das Interesse am Jugendaustausch ist ungebrochen. In den zurückliegenden 50 Jahren hat das Deutsch-Französische Jugendwerk acht Millionen junge Menschen in rund 300.000 Kultur- und Bildungsprogramme vermittelt.