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Greta Thunberg in New York
Mit dem Segelboot zum UN-Klimagipfel

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat es geschafft: Nach einer zweiwöchigen Atlantiküberquerung im Segelboot ist sie in New York angekommen. Bei ihrer ersten Pressekonferenz hat sie gleich eine Botschaft an US-Präsident Donald Trump.

Von Antje Passenheim |
Greta Thunberg kniet an Bord, hält sich an der Reling fest und winkt lächelnd in die Kamera.
Greta Thunberg an Bord der "Malizia II" bei der Ankunft in New York (Mary Altaffer / AP / dpa)
Greta, wir lieben dich - die Fans jubeln, singen, klatschen, als die Klimaaktivistin in ihren blauen Gummischuhen den ersten Fuß auf den Steg setzt. Im Regenanzug und mit dem berühmten Papschild in der Hand "Schulstreik für das Klima". Ganz zerbrechlich wirkt das starke Mädchen plötzlich - wie es nach zwei Wochen auf hoher See endlich wieder Land betritt:
"All dies ist überwältigend für mich. Und der Boden wackelt noch."
Über eine Stunde später als geplant war die Segelyacht "Malizia" in den Hafen vis a vis von Lady Liberty eingelaufen. Im diesigen Nieselwetter umschwirrt von 17 bunten Segelbooten der Vereinten Nationen. Die symbolisierten die Nachhaltigkeitsziele der Weltgemeinschaft und hatten Greta die letzten Meilen eskortiert. In den Hafen von Manhattan. Gleich unter den Wolkenkratzern des Finanzdistrikts. Noch ganz benommen bahnt sich die 16-Jährige den Weg zur Bühne - vorbei an Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen. New Yorker, Touristen, Menschen von überall aus den USA.
"Die Reise war überraschend gut. Ich habe mich nicht einmal seekrank gefühlt."
Alle fragen nach Donald Trump
Zwei Wochen war Greta zusammen mit zwei Skippern, ihrem Vater und einem Dokumentarfilmer über den Atlantik gesegelt. Ohne Dusche und Toilette. Der Strom an Bord wurde durch Unterwasserturbinen und Solarpanel erzeugt. Ein Statement für das Klima:
"Es ist verrückt, dass eine 16-jährige den Atlantik überqueren muss, um ihren Standpunkt klarzumachen. Natürlich ist das etwas, was ich nicht von jedem erwarte."
Und auch, was sie vom amerikanischen Präsidenten erwartet, sagt sie - plötzlich wieder das Schulmädchen mit blonden Zöpfen:
"Verrückt…Alle fragen mich nach Donald Trump."
Sie werde ihn nicht besuchen. Doch habe einen Rat für ihn
"Hören Sie auf die Wissenschaft - Offensichtlich tut er das nicht."
Teilnahme an UN-Klimakonferenz
Um die Wissenschaft und was sie, die Industrie und jeder tun kann, um das Klima um fünf vor Zwölf doch noch zu retten - darum geht es beim Jugendgipfel und bei der großen Klimakonferenz der Vereinten Nationen, an denen Greta Thunberg in den nächsten Wochen in New York teilnehmen will. Auch Gespräche mit Politikern stehen auf dem Programm des Teenagers, der die Protestkultur der jungen Menschen weltweit wiederbelebt hat.
"Greta ist eine Inspiration für die Schüler in aller Welt."
Calvin Yang begleitet wie Hunderte andere Schüler in New York und anderswo seit Minaten die Freitagsproteste für das Klima. Am morgigen Freitag will Greta dabei sein. Fridays for Future findet dann in einem kleinen Park gegenüber der Vereinten Nationen statt. Wichtig ist der jungen Schwedin vor allem eins:
"Alle gucken auf mich. Das lenkt vielleicht vom eigentlichen Problem ab."
Und diese Greta, die da gerade im Rampenlicht steht, sagt: Ich wünschte, der Fokus läge nicht mehr auf mir. Nach dieser Atlantikfahrt im Segelboot dürfte das wohl noch eine Weile dauern.