Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich erneut skeptisch über die Finanzpolitik der neuen griechischen Regierung geäußert. "Ohne Programm ist es für Griechenland schwierig", sagte er am Montag in Istanbul, wo derzeit eine G20-Finanzministerkonferenz stattfindet. Wenn Griechenland eine finanzielle Überbrückung von seinen europäischen Partnern wolle, "brauchen wir ein Programm". "Ich habe immer noch nicht verstanden, wie die Griechen das machen wollen", fügte er mit Blick auf die Athener Pläne hinzu, aus dem bisherigen Hilfsprogramm auszusteigen.
Tsipras ist zuversichtlich
Ministerpräsident Alexis Tsipras rechnet indes mit einer raschen Lösung im Streit um neue Hilfen für das hoch verschuldete Land. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Vereinbarung mit unseren Partnern auf Basis unseres Plans erzielen werden", sagte Tsipras in Wien nach einem Treffen mit dem österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann. "Wir haben bislang noch keinen konkreten und brauchbaren Alternativvorschlag gehört." Sein Land benötige eine Überbrückungshilfe von den europäischen Partnern für die Zeit vom 28. Februar bis zum 1. Juni, um das bisherige Hilfsprogramm ersetzen zu können.
Am Sonntag hatte Tsipras sein Regierungsprogramm im Athener Parlament vorgestellt. Die Ankündigung, dass er trotz des Widerstands der Gläubiger daran festhält, aus dem bisherigen Hilfsprogramm auszusteigen, ließ am Montag die griechische Börse einbrechen. Auch andere Aktienmärkte starteten mit einem Minus in die Woche.
Großbritannien trifft erste Vorbereitungen
Großbritannien scheint Zweifel an einer Lösung der Schuldenkrise in Griechenland zu haben. Die Regierung des Nicht-Euro-Landes hat erste Vorbereitungen für einen möglichen Austritt Athens aus der Eurozone getroffen. Einen entsprechenden Bericht der BBC bestätigte ein Sprecher der Downing Street der Deutschen Presse-Agentur. An dem von Premierminister David Cameron geleiteten Treffen nahmen auch Vertreter des Finanzministeriums und der britischen Notenbank teil. Es hatte das Ziel, die möglichen negativen Auswirkungen eines denkbaren griechischen Austritts für Großbritannien und seine Wirtschaft möglichst gering zu halten.
Die britischen Experten gehen zwar davon aus, dass ein Kompromiss zwischen Griechenland und anderen Mitgliedern der Eurozone - vor allem Deutschland - erzielt werden kann. Dennoch habe sich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Griechenland die Einheitswährung verlässt, erhöht, berichtet die BBC. Großbritannien ist über sein Bankensystem in vergleichsweise geringem Umfang mit Griechenland verknüpft. "Es bleiben aber Ansteckungsgefahren und das Risiko der Verunsicherung, deshalb ist es wichtig, diese Risiken zu betrachten", sagte der Sprecher.
(pg/ach)