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Griechenland
Das große Spiel des Yannis Varoufakis

Er ist der neue Gegenspieler von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: Yannis Varoufakis, der neue griechische Finanzminister. Heute trifft er in Athen Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem. Varoufakis gilt als Säule des griechischen Kabinetts und als wissenschaftlich anerkannter Spiele-Experte.

Von Reinhard Baumgarten | 30.01.2015
    Yannis Varoufakis spricht an einem Mikrofon.
    Der neue griechische Finanzminister Yannis Varoufakis. (picture alliance / dpa / Nikolas Georgiou/Wostok Press)
    Yannis Varoufakis hat zwei wissenschaftliche Standardwerke geschrieben. "Der globale Minotaurus. Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft", heißt das eine. Es ist auch auf Deutsch erschienen. Das zweite heißt: "Game Theorie - Theorie des Spielens".
    "Handeln ist ein großes Spiel", sagt der 53-Jährige. "Wir werden Verhandlungen mit unseren Partnern beginnen. Es geht aktuell um Befreiung."
    Befreiung vom Spardiktat, das seinem Land von der Troika aus IWF, EZB und EU aufgezwungen worden sei und so viel Leid verursache.
    "Es ist inakzeptabel, dass Kinder ihre Hausaufgaben bei Kerzenlicht machen müssen, weil ihr Strom abgedreht wurde, weil der Staat in seiner unendlichen Weisheit entschieden hat, Eigentumssteuer über die Stromrechnung einzutreiben."
    Seit Dienstag ist der studierte Mathematiker und Statistiker Finanzminister Griechenlands. Was er davon halte, wurde er von einem Reporter in Athen gefragt:
    "Gruselig. In einem Wort: gruselig."
    Ein Mann mit hartem Handschlag
    Schlagfertig, unprätentiös, unkonventionell, streitlustig, provokant und scharfzüngig. So beschreiben Gegner und Freunde den Professor für Wirtschaftswissenschaften und Ökonomische Theorie. Yannis Varoufakis betreibt Ausdauersport, sein Handschlag wird gerne mit der Spannkraft eines Schraubstocks verglichen. Seine Ziele:
    "Griechenland reformieren, die Oligarchie angreifen, Steuerimmunität abschaffen. Das Problem ist nicht so sehr Steuerflucht, sondern Steuerimmunität. Und dann müssen wir über das Kreditabkommen mit unseren europäischen Partnern neu verhandeln, das für ganz ein Europa Plage ist."
    Vor fünf Jahren ist die Finanzkrise in Griechenland ausgebrochen. Varoufakis hat sich das Krisenmangament als Hochschullehrer in Australien, Schottland und den USA angeschaut und den Kopf geschüttelt.
    "Du kannst keine Währungsunion haben, die vorgibt, sie könne eine große Finanzkrise schlicht dadurch überstehen, dass sie den Defizitländern unter der Bedingung mehr Geld leiht, dass sie ihre Einkommen schrumpfen sollen."
    "Eine riesige Summe durch den Orkus"
    Weg mit dem Spardiktat - das ist die glasklare Botschaft von Yannis Varoufakis. Schulden könne nur bezahlen, wer wachse und Überschüsse erwirtschafte. Beides werde in Griechenland systematisch verhindert. Deutschland und Kanzlerin Merkel spielten dabei eine Schlüsselrolle.
    "Meine Botschaft an den deutschen Durchschnittswähler lautet: Es ist nicht so, dass Deutschland diesem Land nicht genug Geld gezahlt hätte. Das Problem war, dass es eine riesige Summe war, die durch den Orkus gegangen ist."
    Deutschland werde auch weiterhin zahlen müssen, stellte er wiederholt seit Wochenbeginn fest. Aber es werde deutlich weniger Geld gebraucht, wenn entschieden auf Wachstum anstatt auf Sparen gesetzt werde.