Erstmals sind auch Vertreter des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) bei den Verhandlungen dabei. Nach Einschätzung der Gläubiger benötigt das hoch verschuldete Griechenland in den kommenden drei Jahren zwischen 82 und 86 Milliarden Euro. Das neue Kreditprogramm der Euroländer wird voraussichtlich etwa 50 Milliarden Euro umfassen. Der Rest soll vom IWF und aus Griechenland selbst über beschleunigte Privatisierungen kommen.
Die Zeit für eine Einigung drängt, weil Athen am 20. August knapp 3,2 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen muss. Im September werden weitere 1,5 Milliarden Euro an den IWF fällig. Spätestens bis Mitte August müssen deshalb die Verhandlungen abgeschlossen sein.
Proteste hielten Troika fern
Wegen der öffentlichen Proteste gegen die Sparvorgaben der Europäischen Union waren die Finanzexperten der Geldgeber seit Juni 2014 nicht mehr im Land - also bereits vor der Amtsübernahme der von Alexis Tsipras angeführten Regierungskoalition von Syriza und Rechtspopulisten. Die Treffen hatten zwischenzeitlich in Paris stattgefunden.
Tsipras' Koalition lehnte die "demütigenden" Kontrollbesuche der Geldgeber, damals Troika genannt, dann endgültig ab. Das änderte sich erst, nachdem Tsipras nach langen nächtlichen Verhandlungen Mitte Juli in Brüssel den neuen Gläubigerauflagen zustimmte. Die Institutionen sind bei großen Teilen der Bevölkerung wegen der von ihnen verlangten Kürzungsprogramme, Privatisierungen und Massenentlassungen verhasst.
(vic/swe)