Ein Gabelstapler hievt eine Holzkiste in einen LKW. An jeder Seite der Kiste ist das Logo des Deutschen Roten Kreuzes zu erkennen. Auf Aufklebern steht der Bestimmungsort der Ladung: Griechenland. Christian Hörl vom DRK überwacht die Verladung des 70 Tonnen Materials im Logistikzentrum.
"In dieser Kiste sind Zelte drin. Wir haben ja hier eine Gesundheitsstation, die vor allem mobil und flexibel ist, d.h. nicht in einer ortsfesten Einrichtung untergebracht wird. Und gerade in dieser Kiste befindet sich das notwendige Zelt, oder eines der Zelte, um unsere Basisstation aufbauen zu können. In den anderen Kisten befindet sich medizinisches und technisches Material, um die Versorgung von bis zu 10.000 Menschen sicherstellen zu können."
Die Gesundheitsstation soll in Nordgriechenland an der Grenze zu Mazedonien aufgebaut werden und ihre Arbeit morgen aufnehmen. Die EU und die Türkei hatten am Freitag zwar vereinbart, dass Flüchtlinge, die aus der Türkei kommen, dorthin zurück geschickt werden. Das hält die Menschen bislang aber von ihrer Flucht nicht ab. Am Wochenende erreichten hunderte Flüchtlinge Griechenland. Die Basisstation werde dort dringend benötigt, sagt Hörl und zeigt auf einer Karte auf den Norden des Landes.
Medizinische Versorgung für bis zu 20.000 Menschen notwendig
"Unsere Einsatzorte sind dieses Nea Kavala und Cherso, zwei Flüchtlingslager in der Grenzregion um Idomeni. Hier sind im Moment bis zu 20.000 Menschen untergebracht. Wir können im Moment nicht abschätzen, einmal, wie viele Menschen in den nächsten Tagen über die Inseln nachrücken und natürlich, wenn sich Menschen auf den Weg machen, wie hier die Bewegungen aussehen werden."
Die Gesundheitsstation sei aber flexibel und könne bei Bedarf schnell an einen anderen Ort transportiert werden. Das DRK schickt nicht nur Material, auch Mediziner fahren mit. Der pensionierte Arzt Bernhard Römhild unterstützt das DRK ehrenamtlich und hat bereits Erfahrungen aus anderen Einsätzen mit einer mobilen Gesundheitsstation.
"Man muss sich das so vorstellen wie eine allgemeinmedizinische Praxis, wo auch eine Art Screening-Funktion abläuft, wo man Husten, Schnupfen, Heiserkeit durchaus behandelt. Aber eine schwere Lungenentzündung oder eine Schwangerschaftskomplikation erkennen muss, um sie dann in entsprechende fachmedizinische Einrichtung zu bringen."
Katastrophale hygienische Verhältnisse
Der Arzt rechnet damit, dass viele Patienten an Hautkrankheiten leiden.
"Die hygienischen Verhältnisse sind miserabel. Ich habe noch nie so viele Hautentzündungen gesehen und genau dasselbe auch mit den Füßen. Wenn man im Nassen steht und läuft und unterwegs ist, dann hat die Haut keine Chance, sich zu erholen, sondern die Füße sind durch. Und nicht nur der Fußpilz blüht, sondern auch die Entzündungen, die Furunkel und dergleichen sind dann in einem Zustand, den man sich so gar nicht vorstellen kann."
Die Basisstation wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert. Zur Verladung und Verabschiedung ist deswegen auch die Menschenrechtsbeauftrage der Bundesregierung, Bärbel Kofler, gekommen. Wäre eine menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge nicht dringender, als sie zunächst wochenlang in Zelten ohne medizinische Versorgung warten zu lassen und dann von Deutschland aus eine Gesundheitsstation zu schicken? Darauf antwortet die Menschenrechtsbeauftragte:
"Es ist natürlich die Aufgabe, sich diplomatisch für die Möglichkeiten der Flüchtlinge einzusetzen. Aber ich betone nochmal: die Aufgabe des Auswärtigen Amtes ist es, einen Beitrag zu leisten zur Diplomatie zur Beendigung der Krise in Syrien. Denn die Flüchtlinge wollen ja eigentlich in ihrer Heimat bleiben und nicht aus ihrer Heimat vertrieben werden. Die Entscheidung, die Grenzen zu schließen, ist eine Entscheidung, die die Staaten vor Ort getroffen haben."
Und die Entscheidung, die Flüchtlinge in die Türkei zurückzuschicken, haben alle EU-Staaten gemeinsam getroffen. Ob und wann sie aber die Rückreise antreten werden, ist noch nicht abzusehen. Die Gesundheitsstation soll zunächst für vier Monate in Nordgriechenland die Menschen versorgen. Sollte sie länger gebraucht werden, werde das Auswärtige Amt sie weiter finanzieren.