Das City Plaza, dieses jahrelang verlassene, etwas herunter gekommene Hotel - ist heute ein Haus voller Kinder. Insgesamt 160 von ihnen haben hier ein neues Zuhause gefunden.
In der Eingangshalle, nicht weit von der Rezeption, hängt eine Tafel mit ihrem Stundenplan: Englisch-Unterricht, Griechisch Unterricht, und am Nachmittag Tanz- und Sportgruppen.
Unsere Kinder brauchen Unterricht und Bildung. Und auch ich belege Griechisch, und versuche mein Englisch zu verbessern. Wir treffen hier jeden Tag so viele Menschen, und jeder Tag ist so ein bisschen wie ein Test, wie man in der Gesellschaft hier klar kommt, wie man mit Menschen aus aller Welt klar kommen kann. In den Camps geht das nicht. Da gibt es nur die Polizei. Da verliert man sich selbst, da verliert man seine Menschlichkeit, man verliert alles.
Alternative zum Flüchtlingscamp
Ali ist 31, Afghane, seit einigen Monaten im City Plaza. Einer der gut 200 Erwachsenen, die mit den Kindern auf sechs Etagen leben. Da bleibt nur wenig Platz, aber kein Vergleich zu den Camps, in denen auch Ali zunächst monatelang unterkam. Dort leben Tausende auf engstem Raum. Ohne die Möglichkeit mal eine Tür hinter sich zu schließen.
Zu Beginn gab es eine Menge Probleme für das City Plaza, erzählt Nikki Geogiou, 25-jährige Griechin.
"Am ersten Tag der Besetzung standen die Nachbarn vor der Tür und schrien: "Wir rufen die Goldene Morgenröte! Wir hetzen euch die Faschisten auf den Hals! Wir wollen euch hier nicht!" Aber wir haben versucht, uns mit ihnen gutzustellen. Wir haben überall Blumen aufgestellt, auf die Lautstärke geachtet, sogar einen streunenden Hund aufgenommen. Und nach und nach haben wir die Nachbarn für uns gewonnen."
Nikki Georgiou gehört zu den etwa 30 Freiwilligen, die das Leben im City Plaza organisieren. Das bedeutet Küchendienst und drei Mahlzeiten für alle Bewohner am Tag, aufräumen, streichen, Reparaturen, Sicherheitsdienst, die Sprachkurse und die Arbeit an der Rezeption - wo vom Nachbarschaftsstreit bis Arzttermin alles geregelt werden muss.
"City Plaza kann ein Gegenbeispiel sein. Wenn wir das hinkriegen, mit kaum Geld und ohne teure Experten, dann zeigen wir dem Staat: Es ist nur eine Frage der Entscheidung, ob man will oder nicht."
Droht bald die Räumung?
Dem Staat, sprich der griechischen Regierung, gefallen die besetzten Häuser allerdings gar nicht: Gerade erst wurden in Athen und auch Thessaloniki Häuser geräumt. Mit der Begründung, dass seit dem EU-Türkei-Abkommen wieder mehr Platz in den Flüchtlings-Camps sei und die Besetzungen illegal seien und blieben. Im City Plaza zeigt man sich davon im Grunde aber unbeeindruckt. Und plant diese Woche den ersten Geburtstag zu feiern.
"Wir werden eine große Party machen und der Erlös geht an die früheren Angestellten des City Plaza. 2010 wurden die gefeuert, ohne irgendeine Abfindung. Das soll ein kleines Zeichen unserer Solidarität sein, denn sie haben uns auch unterstützt, als wir hier angefangen haben. Das wir überhaupt noch existieren liegt genau an solchen Dingen: Es ist die Verbindung mit dem Rest der Gesellschaft."
Am Ausgang treffen wir auch noch einmal Ali, der gerade ein wenig mit einem Fußball rumspielt. Würde das Haus geräumt, müsste er zurück in eins der Camps. "Sie sagen, wir seien Kriminelle. Aber hier ist kein Verbrechen. Das ist mein Zuhause. Die Flüchtlingslager, die sollten sie schließen. Diese Camps der Schande."