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Griechenland für deutsche Touristen derzeit nur zweite Wahl

Die Euro-Krise beschert auch dem Tourismus in Griechenland desatröse Einbrüche. Der Grund: Die Schreckensmeldungen schaffen auch bei den Deutschen nicht gerade Vertrauen in das Urlaubsdomizil.

Von Marianthi Milona |
    Griechenland muss momentan einen wirtschaftlichen Einbruch bis zu 70 Prozent im Tourismus einstecken. In einem Wirtschaftszweig, der zu den wichtigsten im Land gehört. Doch derzeit ist in diesem Geschäftsbereich nichts mehr vorhersehbar oder planbar, berichten Vertreter von griechischen Tourismusbetrieben im ganzen Land. Das Geschäft sei wie ein Roulettespiel, das nur wenigen Glück bringt. Die Panik ist groß. Mehr denn je müssen die Betreiber von Hotels oder Pensionen in den wenigen Sommermonaten viel einnehmen, um das ganze Jahr finanziell bewältigen zu können.

    Auch der Restaurantbesitzer Lazaros Dimatis hat in Thessaloniki bis zu 70 Prozent weniger Gäste, als die Jahre zuvor. Und er meint auch zu wissen, warum:

    "Die Griechen haben doch immer an sich gedacht. Jene, die in schöner Lage investiert haben, waren weniger am Service und mehr am Gewinn orientiert. Sie nahmen das Geld und haben es in ein luxuriöses Leben investiert. Die Natur und Kultur in ihrem Umfeld hatte kaum Bedeutung. Sie denken für meine Begriffe nicht patriotisch, sie denken nicht griechisch. Sie interessieren sich weder dafür, Steuern zu zahlen, noch sich und ihre Mitarbeiter weiterzubilden."

    "Wenn es Dir an allem Lebensnotwendigen mangelt und deine Kinder nichts mehr zu essen haben, wirst Du doch nicht an Urlaub denken wollen",

    meint Anna Meletaki. Der jungen Geschäftsfrau am Fuße des Olymp sind die Kunden praktisch über Nacht weggelaufen. Was die ausländischen Gäste angeht: Nun, diese besuchen den Ort zwar, setzen sich dann aber nur in die Ortsmitte unter die mächtige Platane und genießen die Aussicht auf die Cafés und Restaurants. Die Negativpresse ist wie ein dicker Platzregen auf Griechenland geprallt und hat überall Misstrauen und Verunsicherung hinterlassen, so Anna Meletaki:

    "Ich denke, dass die westeuropäischen, vor allem die deutschen Gäste, die schon immer die Ängstlichsten gewesen sind, jetzt große Vorurteile entwickelt haben. Was können sie schon dafür? Sie hören täglich Schreckensmeldungen über uns, das schafft nicht unbedingt Lust und Vertrauen für ein Urlaubsdomizil. Im Gegenzug dazu, die hohe Zahl an osteuropäischen Touristen hat vermutlich damit zu tun, dass sie selbst aus Krisenländer kommen, die Situation damit besser einschätzen können und den Teufel nicht sofort an die Wand malen."

    Noch nie zuvor wurde Irini Karastergiu mit Meldungen von angeblicher Feindseligkeit, miserabler Dienstleistung oder anderen Vorurteilen konfrontiert. Und das, obwohl sie bereits seit 20 Jahren eine Pension in einem nordgriechischen Ferienort am Meer unterhält. Doch dieses Jahr sprechen sie viele ihrer Gäste auf dieses schlechte Image an. Auf den Einbruch des Tourismusgeschäfts war Irini Karastergiu zwar innerlich vorbereitet, jedoch nicht auf das oft garstige Stimmungsbild im Ausland.

    "Ein Gast aus Serbien erzählte mir, man hätte ihm vor Griechenland gewarnt. Es hieß, bei uns wäre die Lepra ausgebrochen und die Krankenhäuser könnten die Patienten nicht richtig behandeln. Was ist denn das, frage ich? Warum all diese Negativmeldungen? Wie wenig wir doch voneinander wissen, dass wir uns so derart in unserer Meinung beeinflussen lassen."