Die Büros der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit im Zentrum Athens wirken nagelneu. GIZ-Teamleiter Franz von Rönne bespricht mit seinem griechischen Kollegen Panos Minogiannis die anfallenden Termine. Der Zeitplan ist straff:
"Es geht hauptsächlich um Arbeit in Arbeitsgruppen, wo wir mit Verantwortlichen in ihren jeweiligen Stellen gemeinsam sehen je nach Bedarf, was gerade anliegt und wie wir miteinander koordinieren und was daraus kommt, ist dass wir internationales Know-how besorgen, Best Practices, Dokumente, Anleitungen und ähnliche Dinge zu schreiben im internationalen Standard."
Der Gesundheitsexperte der GIZ kann auf eine zwanzigjährige Erfahrung in der Entwicklung von Gesundheitssystemen zurückblicken: Neun Jahre lang war er in Afrika, dann in Pakistan und in Indonesien. Nun packt er für die nächsten anderthalb Jahre bei der griechischen Gesundheitsreform mit an.
"Griechenland ist ein voll entwickeltes Land wie wir alle wissen, es ist ein europäisches Land. Ärzteschaft, Krankenhäuser, Ausrüstung, Wissen, alles ist da, wie wir es auch kennen. Das, was hier im Moment eine Herausforderung darstellt, ist alle einzelnen Teile zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, weil halt das Zusammenspiel dieser verschiedenen Teile des Systems nicht optimal funktioniert."
Und genau das müsse sich ändern, sagt von Rönne. Denn auch in Zeiten knapper Mittel gäbe es genug Sparpotenzial:
Zum Beispiel gibt es in den Krankenhäusern sehr viele Dienstleistungen der ärztlichen ambulanten Versorgung, die eigentlich in Hausarztpraxen oder in anderer Form der Versorgung gehören." Diese Dienstleistung könnte zu einem erheblichen, bezahlbaren Preis erbracht werden, wenn sie nicht im Krankenhaus stattfinden würde. Und das wird gerade gemacht. Unterstützt von unserem Programm, wird die Primärversorgung auf neue Beine gestellt, sehr umfassend. Es gibt demnächst eine Gesetzgebung dazu.
So wie das Team rund um von Rönne arbeiten im Moment viele europäische Teams an der Umsetzung der griechischen Reformen. Koordiniert werden diese durch die Taskforce der EU-Kommission, erklärt der Leiter der Taskforce, Horst Reichenbach. Dieser Tage ist er in Athen zu Besuch. Im schwarzen Anzug nimmt er im Konferenzraum der EU-Vertretung platz. Vor ihm eine Tasse Tee:
"Das ist fast wie eine Auktion. Das ist ein Prozess gewesen, der von den Mitgliedsstaaten so gesteuert wurde, dass es erstens eine gewisse Aufgabenverteilung ist und dass zweitens die Mitgliedsstaaten, in den Bereichen, in denen sie besondere Fähigkeiten haben, dann auch eingesprungen sind."
So unterstützten französische Experten die griechische Regierung bei der Verwaltungsreform; Deutschland unter anderem bei der Reform im Gesundheitswesen und der Kommunalreform. Dass Griechenland trotzdem in vielen Bereichen hinterher hinkt, leugnet Reichenbach nicht. Strukturreformen bräuchten nun einmal Zeit, sagt er. Doch das, was bisher geleistet wurde, sei enorm.
"Die Haushaltskonsolidierung ist schon eine ganz einmalige Errungenschaft. In wenigen Jahren, und in Rezessionsjahren, ist es gelungen, von einem sehr hohen Defizit, in eine Situation zu kommen, in der Griechenland-wenn es keine Zinsen auf seine Schulden zu zahlen hätte- einen Überschuss erwirtschaftet hat. Da sind die Griechen zurecht stolz drauf."
Auf die Diskussion rund um ein mögliches drittes Hilfspaket für Griechenland will sich der Leiter der Task-Force nicht einlassen. Schließlich sei seine Aufgabe eine ganz konkrete: Griechenland bei den Reformanstrengungen zu helfen, sagt er. Drittes Hilfspaket oder nicht: Wichtig sei für ihn, dass sich das Land nicht auf seine Lorbeeren ausruhe, sondern mit den Reformen weitermache.