Das Büro der syrischen Gemeinde in der Athener Innenstadt ist Anlaufstelle für Neuankömmlinge, die Hilfe brauchen. So auch für die 22-jährige Hanin. Unter ihrem weißen Shirt zeichnet sich leicht ihr Babybauch ab. Ihr Vater Mahmud begleitet die junge Frau. Auf ihrem Smartphone zeigt sie ein Foto eines kleinen Jungen: Es ist ihr dreijähriger Sohn Osama. Hanin bricht in Tränen aus:
"Ich habe ihn aus meinen Armen verloren. Wir waren mit dem Schlauchboot unterwegs, von Izmir wollten wir nach Lesbos, vierzig Leute insgesamt. Plötzlich kam ein großes Schiff auf uns zu."
Der Zusammenstoß war so heftig, dass sie über Bord gingen, erinnert sich die junge Frau. Zwei Kinder waren auf der Stelle tot, ein Mann erlag seinen Verletzungen. Hanin hatte Glück im Unglück: Die Küstenwache spürte sie auf und rettete sie. Doch: Von ihrem Sohn fehlt seitdem jede Spur.
"Ich habe ihn aus meinen Armen verloren. Wir waren mit dem Schlauchboot unterwegs, von Izmir wollten wir nach Lesbos, vierzig Leute insgesamt. Plötzlich kam ein großes Schiff auf uns zu."
Der Zusammenstoß war so heftig, dass sie über Bord gingen, erinnert sich die junge Frau. Zwei Kinder waren auf der Stelle tot, ein Mann erlag seinen Verletzungen. Hanin hatte Glück im Unglück: Die Küstenwache spürte sie auf und rettete sie. Doch: Von ihrem Sohn fehlt seitdem jede Spur.
"Wir sind doch auch Menschen"
Eigentlich wollte Hanin mit ihm nach Schweden, dort, wo ihr Vater schon Asyl bekommen hat. Doch nun wird sie hier bleiben, sagt sie. Sie will weiter nach ihrem kleinen Sohn suchen. Ihr Vater Mahmud will ihr dabei helfen. Der 47-Jährige fragt sich, warum die EU zulässt, dass die Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa sterben:
"Wir sind doch auch Menschen. Und wir sind nicht undankbar, wir sind tüchtige Leute. Europa müsste uns von diesen kriminellen Schleppern erlösen. Es müsste einen Weg nach Europa geben, ohne dass wir auf diese Verbrecher angewiesen sind."
Er war der erste in seiner Familie, der den Schritt wagte, Syrien zu verlassen. Das war vor vier Jahren. Auch er musste tausende Euro an Schlepper zahlen. Auch er riskierte sein Leben. Doch er schaffte es bis nach Schweden:
"In Schweden konnte ich innerhalb von zwei Monaten Asyl bekommen. Ich konnte meine Frau und meine Kinder zu mir holen. Nur Hanin konnte ich nicht holen, weil sie verheiratet ist. Europa muss verstehen, dass wir Syrer gerade eine sehr schwere Zeit durchmachen. Es muss leichter werden für uns nach Europa zu kommen."
"Wir sind doch auch Menschen. Und wir sind nicht undankbar, wir sind tüchtige Leute. Europa müsste uns von diesen kriminellen Schleppern erlösen. Es müsste einen Weg nach Europa geben, ohne dass wir auf diese Verbrecher angewiesen sind."
Er war der erste in seiner Familie, der den Schritt wagte, Syrien zu verlassen. Das war vor vier Jahren. Auch er musste tausende Euro an Schlepper zahlen. Auch er riskierte sein Leben. Doch er schaffte es bis nach Schweden:
"In Schweden konnte ich innerhalb von zwei Monaten Asyl bekommen. Ich konnte meine Frau und meine Kinder zu mir holen. Nur Hanin konnte ich nicht holen, weil sie verheiratet ist. Europa muss verstehen, dass wir Syrer gerade eine sehr schwere Zeit durchmachen. Es muss leichter werden für uns nach Europa zu kommen."
Dass die Europäische Kommission zum ersten Mal alle EU-Staaten in die Pflicht nehmen will und somit Länder wie Griechenland entlasten will, die bisher die Hauptlast der Flüchtlingsströme tragen, finden die Flüchtlinge gut. Die meisten wollen eh weiter nach Zentral- und Nordeuropa: nach Deutschland, Österreich, Holland oder Schweden. Maarouf Alobeit vom syrischen Verein erklärt:
Keine Perspektive in Griechenland
"Die Syrer sind sehr gut informiert: Sie wissen, welches Land die besten Bedingungen für Flüchtlinge hat und wo es Schwierigkeiten gibt. Sie wissen, dass Ungarn eine strenge Politik hat, sie haben von den Schwierigkeiten an der mazedonischen Grenze gehört und sie wissen auch, dass es in Griechenland keine Perspektive für sie gibt: keinerlei Hilfe, keine Bleibe. Hier bleiben freiwillig nur diejenigen zurück, die nicht weiterreisen können, zum Beispiel Menschen, die kein Geld mehr haben, Kranke und Mütter mit kleinen Kindern."
Zurückbleiben will auch der 25-jährige Amar nicht. Der junge Mann ist erst wenige Tage in Athen. Noch heute Abend will er weiterreisen. Sein Ziel:
"Holland. Ich habe dort einen Cousin. Ich werde also den Bus nehmen, und es über Mazedonien und Serbien versuchen. Ich weiß, dass Ungarn zurzeit Probleme macht, aber wir werden ja eine große Gruppe von Leuten sein. Deshalb werden wir es schaffen."
Für immer in Holland bleiben, will Amar aber nicht. Er hofft, dass der Krieg aufhört und er eines Tages nach Syrien zurückkehren kann. Das letzte Bild, das er von seiner Heimat hat, geht ihm nicht aus dem Kopf:
"Unser Haus. Es wurde von den Bomben zerstört. Wenn ich eines Tages zurückkehre, werde ich es wieder aufbauen."
"Holland. Ich habe dort einen Cousin. Ich werde also den Bus nehmen, und es über Mazedonien und Serbien versuchen. Ich weiß, dass Ungarn zurzeit Probleme macht, aber wir werden ja eine große Gruppe von Leuten sein. Deshalb werden wir es schaffen."
Für immer in Holland bleiben, will Amar aber nicht. Er hofft, dass der Krieg aufhört und er eines Tages nach Syrien zurückkehren kann. Das letzte Bild, das er von seiner Heimat hat, geht ihm nicht aus dem Kopf:
"Unser Haus. Es wurde von den Bomben zerstört. Wenn ich eines Tages zurückkehre, werde ich es wieder aufbauen."