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Griechenland-Krise
Hoffen auf die Zukunftsentscheidung

Die Griechenland-Krise könnte heute einen weiteren Höhepunkt erreichen: Die Eurofinanzminister treffen sich erneut in Brüssel. Dabei geht es aber nicht mehr um Verhandlungen, sondern nur noch um Entscheidungen: Ablehnen oder Annehmen. Die simple Formel der Geldgeber lautet weiter: Finanzhilfen gegen Reformen.

Von Jörg Münchenberg |
    Ein Mann steht mit seinem Kind auf dem Arm vor einem Graffiti in Athen, das eine Euro-Münze zeigt.
    Viele Griechen hoffen, dass es heute endlich eine Entscheidung im Schuldenstreit mit der EU gibt. (imago / Xinhua)
    Showdown heute Mittag in Brüssel. Ab 14 Uhr wollen die Eurofinanzminister versuchen, den monatelangen Streit mit der griechischen Regierung endlich zu einem Abschluss zu bringen. Finanzhilfen gegen Reformen, so lautet die simple Formel. Der EU-Kommissionschef ist verhalten optimistisch. Das sei ein entscheidender Tag heute, nicht nur für Griechenland, sondern für die gesamte Eurozone, betont Jean Claude Juncker: "Ich bin ziemlich optimistisch, aber nicht über-optimistisch."
    Und doch gibt es weiter Streit - um Inhalte und politische Stilfragen. Denn klar ist: Die Eurozone hat Athen faktisch ein Ultimatum gestellt. Das Reformprogramm ist unter maßgeblicher Mitwirkung der Ex-Troika, heute "Institutionen" genannt, ausgearbeitet worden. Unter Berücksichtigung auch der griechischen Vorschläge.
    Jetzt geht es um Entscheidungen
    Verhandlungen soll es deshalb heute nicht mehr geben, stattdessen geht es jetzt um Entscheidungen: Ablehnen oder Annehmen. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras spricht deshalb von Erpressung, was wiederum EU-Ratspräsident Donald Tusk zurückweist:
    "Objektiv gesehen - natürlich gibt es Druck. Aber das liegt an der knappen Zeit und nicht an den Regierungschefs, den Institutionen, der Eurogruppe. Sie alle wollen Griechenland in einem äußerst schwierigen Moment helfen."
    Und so haben die Institutionen ein umfangreiches Paket geschnürt, angefangen von einer Rentenreform über Ausgabenkürzungen bis hin zu Steuererhöhungen. Gibt es eine Einigung heute und gelingt anschließend die Verabschiedung der Reformliste im griechischen Parlament und stimmen anschließend noch fünf nationale Parlamente der Mitgliedstaaten zu, kann Athen auf umfangreiche Hilfen setzen.
    Das zweite Hilfsprogramm soll demnach bis Ende November verlängert werden; Griechenland würde zudem in die Lage versetzt, die am 30. Juni fällige Zahlung an den Internationalen Währungsfonds zu begleichen.
    15,3 Milliarden Euro könnten ausbezahlt werden
    Hält sich danach Athen an die Abmachungen, sollen schrittweise Hilfsgelder ausbezahlt werden. Alles in allem stehen bis Ende November 15,3 Milliarden Euro zur Verfügung - dank des Rückgriffs auf bislang ungenutzte, aber schon bewilligte Mittel für die Stützung der griechischen Banken.
    "Die Lösung basiert immer auf dem gleichen Prinzip: Das ist Solidarität auf der einen Seite, das sind eigene Anstrengungen auf der anderen Seite. Wie gesagt: Wir sind alle der Meinung, dass das Angebot sehr großzügig ist", so Bundeskanzlerin Angela Merkel.
    Allerdings gibt es noch immer Streit über einzelne Reformmaßnahmen, vor allem im Steuerbereich. Und gestern Abend hieß es noch aus Athen, das Paket sei so nicht annehmbar. Daher ist völlig offen, ob der Durchbruch wirklich gelingen wird. Die Finanzminister hätten dann trotzdem erheblichen Gesprächsbedarf. Scheitern die Verhandlungen , wollen die 19 über einen Plan B und mögliche Notfallszenarien angesichts der drohenden Staatspleite beraten.