Das Anliegen selbst könne kaum im Fokus liegen, denn Zeitpunkt und Art und Weise, es vorzubringen, "könnten nicht schlechter gewählt sein". Zudem würden Dinge vermischt, die es auseinander zu halten gelte: auf der einen Seite die Forderung nach Wiedergutmachung und Reparation - was ja auch schon unterschiedliche Dinge seien -, auf der anderen Seite die Rückzahlung einer Zwangsanleihe. Allein diese letzte Forderung sei möglicherweise berechtigt. Dies müsse man aber nüchtern von Experten prüfen lassen, ohne das Ergebnis vorwegnehmen zu wollen. "Momentan wird aber alles vermischt und damit verbraten", sagte Zelepos. Die Aussagen der griechischen Regierung zu dem Thema seien "nicht sonderlich intelligent und konstruktiv".
"Es gibt im Deutschen den Begriff fremdschämen, daran denke ich häufig", so der Historiker. Allerdings sei ihm wichtig, zu betonen, dass die Forderung nach Reparationen in griechischen Medien und der Öffentlichkeit nicht auf Zustimmung stießen. Man könne sie nur erklären als "Verzweiflungstaten einer Regierung, die nicht auf Höhe ihrer Verantwortung steht".
Zelepos äußerte zudem Zweifel, ob die Regierung, das Bündnis von Links- und Rechtspopulisten, bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten werde. Es sei fraglich, ob die Wählerzustimmung bleibe und die einzelnen Flügel der Regierungspartei Syriza dauerhaft Stabilität garantierten. Man habe vor der Wahl sehr vieles sehr deutlich versprochen. "Umso schwieriger wird es, davon wieder zurückzurudern", so Zelepos.
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