Die Gerüchte sind nicht neu: Schon kurz nach dem Referendum und dem Ende Varoufakis' als griechischer Finanzminister spekulierten verschiedene Medien, Athen habe längst den Grexit vorbereitet. Varoufakis habe wegen dieser Pläne dann zurücktreten müssen, sagte der Ökonom Hans-Werner Sinn im Deutschlandfunk.
Nun hat die Debatte auch vollends Griechenland erreicht: Einem Bericht der als seriös geltenden Zeitung "Kathimerini" zufolge soll Varoufakis den Aufbau eines parallelen Zahlungssystems für Griechenland geplant haben. Dies habe im Falle eines Austritts aus der Eurozone (Grexit) in Kraft treten und die Grundlage für die Wiedereinführung der alten Währung der Drachme werden sollen, berichtete die Zeitung am Sonntag. Dies gehe aus einem Mitschnitt einer Telefonkonferenz von Varoufakis mit führenden Hedgefonds-Mitarbeitern am 16. Juli hervor.
Der Plan beinhaltete demnach angeblich auch, dass ein kleines Team des Finanzministeriums das Steuersystem des eigenen Ministeriums hacken sollte, um Steuerdaten griechischer Bürger und Unternehmen für den Aufbau des parallelen Zahlungssystems zu entwenden.
Aus dem Zusammenhang gerissen?
Varoufakis schrieb dazu im Kurznachrichtendienst Twitter: "Ich bin beeindruckt von der Fantasie meiner Verleumder". Der britischen Zeitung "Telegraph" sagte er, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.
Der stellvertretende griechische Finanzminister Dimitris Mardas sagte im griechischen Rundfunk, diese Pläne seien bei Sitzungen der griechischen Regierung nie zur Sprache gekommen. Doch das reicht vielen nicht: Die griechischen Oppositionsparteien fordern nun eine schnelle Klärung der Berichte.
Athen: Verhandlungen über Hilfsprogramm ab Dienstag
Die Verhandlungen Athens mit den Experten der Geldgeber über ein neues Hilfsprogramm sollen nach Angaben aus Kreisen der Regierung in Athen nun doch erst am Dienstag beginnen. Ziel sei es, die Gespräche bis zum 12. August abzuschließen, damit sie anschließend von der Eurogruppe abgesegnet werden könnten. Danach müssten noch die Parlamente einiger Staaten der Eurozone die Vereinbarung billigen, hieß es aus Regierungskreisen.
Griechenland muss bis zum 20. August 3,2 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank zurückzahlen. Die Rede ist von einem Hilfsprogramm von bis zu 86 Milliarden Euro für die nächsten drei Jahre.
(bor/swe)