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Griechenland
Streiks legen öffentliches Leben lahm

Aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung haben die griechischen Gewerkschaften das öffentliche Leben lahmgelegt. Flüge wurden annuliert und der Fähr- und Bahnverkehr ruht. Die Griechen protestieren vor allem gegen den Abbau von Sozialleistungen. Etwa jeder vierte Grieche ist arbeitslos.

Von Thomas Bormann |
    Ein Mann mit einem Megaphon geht vor einem großen Banner, dem eine Menschenmenge folgt.
    Demonstranten in der griechischen Hauptstadt Athen zum Auftakt des 24-stündigen Streiks. (picture alliance / dpa / Pantelis Saitas)
    Einige tausend Streikende haben sich schon in den Innenstädten versammelt, vor allem in Athen und in Thessaloníki. Sie wollen durch die Straßen ziehen und damit gegen die Sparpolitik protestieren. Ein Gewerkschaftsmitglied aus Athen sagte bereits im Vorfeld der Streiks:
    "Unser Leben besteht nur aus drei Wörtern: Kampf, Kampf und noch mal Kampf. Sie wollen nicht, dass wir um unsere Rechte kämpfen. Sie haben uns ja alle Rechte genommen! "
    Die Streikenden wehren sich gegen Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und gegen Lohnkürzungen. In den vergangenen Jahren sind die Löhne in Griechenland um etwa ein Drittel gesunken; viele Griechen haben Angst, dass es weiter abwärts geht, dass sie in die Armut getrieben werden.
    Zwar ist die griechische Wirtschaft in diesem Sommer erstmals seit sechs Jahren wieder leicht gewachsen und die Regierung sprich von Aufschwung.
    Aber, so merkt ein 31-jähriger Angestellter an:
    "Wir merken's noch nicht. Bloß, weil die das behaupten, heißt das ja nicht unbedingt, dass es wahr ist. Ich hoffe sehr, dass die recht haben, aber ich spüre nichts von Aufschwung."
    Griechenland braucht neuen Hilfskredit
    Der Aufschwung kommt aber nur sehr, sehr langsam in Fahrt, und schlimmer noch: Der Kassensturz der vergangenen Wochen hat ergeben, dass Griechenland doch noch einen weiteren Hilfskredit von den anderen Euro-Ländern benötigt, um vor der Pleite gerettet zu werden. Das heißt: Griechenland muss noch mehr sparen, also noch mehr Staatsbedienstete entlassen; vielleicht sogar noch einmal Renten oder Löhne senken.
    Das aber wollen die Streikenden nicht hinnehmen – das zeigen sie heute mit ihrem Protest. Die Regierung versucht, die Bürger zu besänftigen und sagt: die Finanzlücke im griechischen Haushalt sei nur sehr klein; die Krise gehe wirklich zu Ende.
    "Das nächste Jahr ist ein Jahr positiven Wachstums", sagt Finanzminister Gikas Hardouvelis voraus: "Es wird ein Jahr, in dem die Bürger spüren werden, dass die Einkommen steigen."
    Doch die meisten Griechen trauen diesen Worten nicht. Sie haben schon viel zu oft erlebt, dass solche Versprechen nicht eingehalten wurden. Deshalb beteiligen sich heute Zehntausende am Streik. Nur die Athener U-Bahn fährt seit dem Vormittag wieder, damit die Streikenden zu den Demonstrationen kommen können.
    Und was die Touristen freut: Museen und archäologische Stätten sind heute geöffnet; dort streikt niemand. Man will Touristen nicht verärgern – schließlich ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig Griechenlands.
    Wer allerdings heute nach Rhodos oder Mykonos oder eine andere griechische Insel fahren will, der muss seine Reise verschieben. Denn wegen des Streiks läuft keine Fähre aus und alle Flugzeuge bleiben am Boden. Erst morgen früh um 6 Uhr wollen die Gewerkschaften den Streik beenden.