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Griechenland
Textilindustrie versinkt in Bedeutungslosigkeit

Die griechische Textilbranche hat in den vergangenen Jahren viele Hoch und Tiefs erlebt. Dabei gehörte sie im vergangenen Jahrhundert zu den führenden Wirtschaftszweigen des inzwischen stark gebeutelten Landes. Experten suchen dringend nach neuen Konzepten, um den letzten Rest dieses traditionellen Handwerks noch zu retten.

Von Marianthi Milona |
    Die griechische Fahne im Wind
    Vielen Geschäftsleuten ist das griechische Steuerverfahren noch immer zu chaotisch. Und erschwert ausländischen Investoren die Niederlassung in Griechenland. (Deutschlandradio Kultur / Christoph Dietrich)
    "Wir sind traditionell schon immer Spitzenreiter in der Anfertigung von Stoffen und in der Herstellung von Kleidung gewesen. Seit dem 19. Jahrhundert. Von der Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück, wurde alles vor Ort selbst angefertigt. Doch anstatt, dass wir mit dem Markenzeichen "Made in Greece" uns eine Marktposition ergattern, haben wir lieber für Fremde produziert. Jetzt ist alles vorbei."
    Billig-Produktionsländer haben Hochkonjunktur
    Sagt Kostas Hantzaridis aus Thessaloniki und klingt dabei ein wenig wehmütig. Als Experte in der Textil- und Bekleidungsbranche kennt er sich in Nordgriechenland so gut aus, wie kein anderer. Deswegen weiß er auch, dass der Zug in seiner Branche längst abgefahren ist. Während die Anfertigung in Griechenland für Viele zu teuer wurde, erleben die Billig-Produktionsländer Hochkonjunktur. Doch die Krise der Textilindustrie seiner Heimat hat Hantsaridis Ansicht nach lange vor der Wirtschaftskrise begonnen.
    "Das alles fing bereits in den 80er-Jahren an, als aufgrund von diversen europäischen Programmen, Griechenland dazu ermuntert wurde beim Aufbau der Wirtschaft in der Balkanregion mitzuhelfen. Unzählige griechische Industriezweige wurden dabei von der griechischen Regierung finanziell unterstützt, damit sie einen Neuanfang ins Benachbarte Skopje, Bulgarien und Rumänien wagen konnten."
    Griechisches Steuergesetz wird ständig geändert
    Dort erwartete den Investoren billige Arbeitskraft, aber auch ein wesentlich besseres Steuersystem. Das ist bis heute so. Vielen Geschäftsleuten ist das griechische Steuerverfahren noch immer zu chaotisch. Und erschwert ausländischen Investoren die Niederlassung in Griechenland.
    "Das griechische Steuergesetz existiert seit 1908 und wird ständig verändert. Im Jahr bis zu 114 mal. Vor 2 Jahren musste eine Firma noch 45% Steuern zahlen. Dann ging der Steuersatz auf 16% runter. Die neue Regierung führte 25% ein. Gefolgt von den Beschluss einer einheitlichen Besteuerung von 26%. Wir wissen einfach nie genau, was uns blüht. Kein Unternehmer kann so vernünftig kalkulieren und planen."
    Griechische Wertarbeit als Alternative
    Die griechische Bekleidungsindustrie erlebt aber auch Erfolge. Zwar nur in einzelnen Nischenbereichen, dafür aber mit sensationellen Resultaten. Eine Firma, die sich im Ausland gut positionieren konnte, ist Modus Vivendi. Das Erfolgskonzept von Chefdesigner Christos Bibitsos ist kein Geheimnis.
    "Das was nur Wenige in Griechenland konsequent betrieben haben, leider! Ich habe ein Markenzeichen entwickelt. "Modus Vivendi" existiert seit 1989. Darauf habe ich gebaut. Wir machen hier alles selbst. Griechische Wertarbeit, das ist das Zweite auf das ich setze. Und das Dritte ist: Ich kaufe meine Stoffe nur in Griechenland. Unsere ausländischen Kunden haben vergessen, wie gut die griechischen Stoffe sind. Mein Erfolg im Export bestätigt es. Wir können uns im Augenblick vor Aufträgen kaum retten."
    Spitzenreiter in der Abnahme - deutsche Kunden.