Der neue griechische Regierungschef Alexis Tsipras sieht die Stabilität des Südostens Europas in Gefahr, wenn Griechenland oder Zypern sich vom Euro verabschieden würden. Ein Austritt Griechenlands oder Zyperns aus der Eurozone wäre ein schwerer Schlag für Europa und würde die Stabilität im östlichen Mittelmeer gefährden, erklärte Tsipras nach einem Treffen mit dem zyprischen Staatspräsidenten Nikos Anastasiades in Nikosia.
"Die Eurozone ohne Zypern und Griechenland würde eine Amputation des Südostens Europas bedeuten", sagte Tsipras. Die beiden EU-Staaten seien ein Stabilitätsfaktor im östlichen Mittelmeer trotz der aktuellen Finanzprobleme. Europa brauche "heute mehr als je zuvor" Wachstum, meinte Tsipras in Anspielung auf die schweren Krisen im östlichen Mittelmeer. Wenn man sich nur auf die Ökonomen stütze, laufe man Gefahr "Europa in eine Katastrophe zu führen". Europa müsse "mutige Entscheidungen treffen und zu einer Wachstums-Agenda zurückkehren", forderte Tsipras.
Kompromiss in Aussicht gestellt
Die griechische Regierung wirbt derzeit in Europa für ihre Abkehr vom Sparkurs, den das hoch verschuldete Land als Gegenleistung für Milliardenkredite internationaler Geldgeber eingeschlagen hatte. Griechenland wird seit 2010 von seinen Euro-Partnern und dem IWF mit insgesamt 240 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt. Am Freitag hatte die Regierung die Zusammenarbeit mit den Troika-Kontrolleuren aufgekündigt, die die Fortschritte bei den im Gegenzug zugesagten Reformen kontrollieren. Nach scharfen Tönen zeigte sich Tsipras am Wochenende jedoch versöhnlicher und stellte einen Kompromiss mit den Euro-Partnern in Aussicht. Griechenlands "einziges und ausschließliches Ziel" sei es, die Verhandlungen mit seinen Partnern in der EU erfolgreich abzuschließen, versprach der neue Regierungschef. Morgen und übermorgen wird er in Rom, Paris und Brüssel erwartet. Berlin ist nicht eingeplant.
Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Kahrs, rief die Politik zu Gelassenheit im Umgang mit der neuen griechischen Regierung auf. Am Ende werde sich Athen den Realitäten stellen müssen, sagte Kahrs im Deutschlandfunk. Der Europaparlamentarier Elmar Brok (CDU) sagte dem Deutschlandfunk, Griechenland könne nicht Sparprogramme aufgeben und gleichzeitig um Schuldenerlassen bitten. Das funktioniere nicht. Die Erkenntnis scheine auch bei Tsipras zu wachsen.
(pg/bor)