Es gibt zwei Gemeinsamkeiten zwischen dem früheren Finanzminister Yanis Varoufakis und seinem Nachfolger Efklidis Tsakalotos: Beide tragen grundsätzlich keine Krawatte. Und beide sagen von sich selbst: "Ich bin ein Marxist", sie stufen sich politisch also deutlich links ein.
Ansonsten aber unterscheidet sich Efklidis Tsakalotos sehr von seinem Vorgänger.Tsakalotos tritt bescheiden auf, er provoziert nicht und er gibt nicht ständig Interviews. Bei seinen Verhandlungspartnern in Brüssel gilt Tsakalotos als zuverlässig, als ein Mann, auf den man sich verlassen kann.
Efklidis Tsakalotos hat in Brüssel schon viel Vertrauen zurückgewonnen, das sein Vorgänger Varoufakis aufs Spiel gesetzt hatte.So hat es Tsakalotos in Rekordzeit geschafft, das neue Hilfspaket für Griechenland auszuhandeln:
Ja, es ist ein hartes Abkommen mit vielen Stolpersteinen, so räumt er im griechischen Parlament ein, auch ihm fällt es schwer, die Sparauflagen umzusetzen und Steuern zu erhöhen.
Aber: Finanzminister Tsakalotos lässt keinen Zweifel daran, dass er das Programm auch tatsächlich in die Tat umsetzen will, schließlich bringe dasHilfsprogramm nicht nur Nachteile, sondern es sei schlicht die RettungGriechenlands vor der Pleite – dank der neuen Milliardenkredite; das Abkommen werde Griechenland nach vorne bringen, sagt Efklidis Tsakalotos:
"Es bringt Griechenland voran, weil unser Finanzsystem deutlich stabiler werden wird. Die Banken werden neues Kapital bekommen. Die Bank-Kunden müssen keine Angst um ihr Vermögen auf dem Konto haben. Wir werden all die negativen Auswirkungen der Kapitalverkehrskontrollen bald überwinden. Die Banken werden Vertrauen zurückgewinnen und auf deutlich stabilerem Fundament stehen."
Tsakalotos beteuert, Hilfspaket umzusetzen
Efklidis Tsakalotos ist ein Mann vom Fach, hat eine Karriere als Professor für Ökonomie gemacht – und noch etwas hört man aus seinen Worten heraus: Er spricht reinstes Oxford-Englisch.
Denn Tsakalotos wuchs in England auf – als Sohn einer wohlhabenden, griechischen Familie. Er studierte an der Universität von Oxford. Erst vor gut zwanzig Jahren kehrte Tsakalotos in die Heimat seiner Eltern, nach Griechenland zurück, um an der Universität Athen zu lehren.
Nach wie vor fühlt sich Efklidis Tsakalotos auch in England zu Hause, tritt dort mitunter in Talk-Shows auf und streitet für einen Schuldenschnitt für Griechenland. Das sei auch im Interesse der Kreditgeber-Länder, so sagt er, nur nach einem Schuldenschnitt werde Griechenland in der Lage sein, wenigstens einen Teil der Schulden zurückzuzahlen, denn:
"Wenn Sie ein Land in die Knie zwingen, wenn das Einkommen dort sinkt, dann bekommen Sie niemals ihr Geld zurück, das ist doch das Entscheidende", sagt Efklidis Tsakalotos mit viel Leidenschaft und mit klarem Oxford-Akzent im britischen Fernsehen.
Efklidis Tsakalotos wird in den kommenden Monaten weiter dafür streiten, dass sein Land von einem Teil des immensen Schuldenberges befreit wird. Ihm ist aber klar: Zunächst einmal muss Griechenland Vertrauen zurückgewinnen und das frisch ausgehandelte Hilfspaket mit allen Auflagen erfüllen.
Tsakalotos ermahnt dabei vor allem seine eigenen Landsleute:
"Wie gut dieses Abkommen am Ende sein wird, hängt davon ab, wie die griechische Gesellschaft damit umgeht, was der griechische Staat, die griechische Wirtschaft, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure daraus machen. Jedes Ankommen ist nur so gut wie das, was du daraus machst.Hoffen wir also, dass das griechische Volk das Beste aus diesem Abkommen machen kann, das Beste aus diesen Reformen machen kann."
Worte, die besonders in Brüssel gut ankommen. Denn bislang hatten etliche Minister in Athen stets betont, die Hilfsprogramme seien nichts weiter als Spar-Diktate der Euro-Zone; Efklidis Tsakalotos aber versichert: Er steht hinter dem Hilfspaket und wird es in die Tat umzusetzen.