Später Nachmittag im Goethe Institut, mitten im Zentrum von Athen. Die Schüler der A1 Klasse sitzen an großen runden Holztischen, beugen sich über ihre Bücher, hören aufmerksam ihrer Lehrerin zu. Auf der weißen Tafel sind mit großer Schrift deutsche Wörter geschrieben: Foto. Radio. Telefon. Fast alle hier im Raum, sagt Deutschlehrerin Renate Proll, haben zum ersten Mal Kontakt mit der deutschen Sprache und der deutschen Kultur.
"Es kommen unglaublich viele Anfänger. Die Anfängerklassen sind voll, es kommen auch relativ viele Leute in die oberen Klassen bis Niveau B2; dies ist ungefähr das Niveau, das man braucht, um in Deutschland arbeiten zu können. Also ganz extrem stark war es bei den Anfängerklassen jetzt im Oktober 2011."
Eleftheria Michalopoulou schreibt die Wörter von der Tafel in ihr Vokabelheft. Die 20-Jährige im knallorangen Blazer studiert Physik und Mathematik und hofft auf eine Karriere im Forschungsbereich. Sie hat noch drei Jahre vor sich, bis sie ihren Abschluss in der Tasche hat. Doch sie will nur eins. Auswandern. Weg aus ihrer Heimat.
"Ich glaube, dass ein junger Mensch in Griechenland keine Träume mehr hat. Ich selbst - bevor ich zu studieren anfing - dachte, dass ich danach eine gute Arbeitsstelle finden werde. Jetzt, so wie die Lage ist, weiß man, dass man wahrscheinlich keine Arbeit finden wird, oder dass es sehr schwierig sein wird, und man ist nicht mehr sehr begeistert von dem, was man macht. Man hat keine Lust mehr, man gibt seine Träume auf, die man anfangs noch hatte, und motiviert sich, in dem man sich mit etwas beschäftigt, das einem gefällt."
Die junge Frau hat Verwandte in Österreich. Ihr Ziel: Ihr Studium in einem deutschsprachigen Land fortsetzen und dort einen Job finden.
"Ich hoffe, dass dort die Arbeitsbedingungen besser sind und dass man keine persönlichen Kontakte braucht, oder sehr spezialisiertes Wissen, um überhaupt einen Job zu bekommen, wie es hier in Griechenland der Fall ist."
Neben Eleftheria sitzt Stafis Kazantzis, ein 26-jähriger Ingenieur. Obwohl er bereits einen Job hat, will auch er im nächsten Sommer nach Deutschland. Die Finanzlage Griechenlands macht ihm Angst, erzählt er später draußen auf dem Flur, seine Erwartungen an Deutschland sind groß.
"Ich erwarte dort gleiche Chancen zu finden für junge Menschen, bessere Arbeitsverhältnisse, ohne dass dies bedeutet, weniger zu arbeiten. Viel Arbeit, aber mit richtigen Löhnen, und einer Perspektive. Dies ist es, was die jungen Menschen suchen, die Griechenland verlassen. Eine Perspektive. Und sie sehen, dass die Zukunft hier düster ist."
Wenig später ist der Unterricht drinnen zu Ende. Renate Proll verabschiedet ihre Schüler. Seit 1986 unterrichtet sie im Goethe-Institut. Eine derartige Nachfrage auf Deutschkurse hat sie seitdem noch nicht erlebt.
"Die Schüler, die ich habe, da ist der Trend schon da, dass sie sagen: Wir wollen eigentlich in Deutschland leben. Früher war der Trend eher: Wir wollen ein Aufbaustudium machen oder irgendeine Diplomarbeit, oder ein Aufbaustudium. Da hat sich schon was geändert. Also es gibt schon eine Bewegung von jungen Leuten, die halt in Deutschland leben wollen, ohne dass sie wissen, ob es tatsächlich so einfach in Deutschland ist. Aber sie haben diese Träume. Also ich denke, es sind Fluchtträume."
Ein paar Straßen weiter im Exárchia-Viertel packt Vassilis Dimitriadis bereits seinen Koffer. Der 31-jährige Tontechniker hat Glück, hat bereits einen Job in Berlin gefunden, als er vor ein paar Wochen dort seine Freundin besuchte. Jetzt ist er noch mal zurückgekommen, um ein paar Sachen zu holen. Eine Alternative zum Auswandern, sagt er, gibt es für viele Griechen momentan nicht.
"Das Einzige, was uns übrig geblieben ist, ist, dass wir europäische Bürger sind und wir die Möglichkeit haben, uns nur mit unserem Ausweis und ohne große Vorbereitung in einen Billigflieger reinzusetzen und dann ein paar Tage in Berlin zu verbringen. Und dann kann es ein Monat werden, und wenn wir sehen, dass sich die Situation hier in Griechenland nicht verändert, kann man dort ein neues Leben beginnen."
"Es kommen unglaublich viele Anfänger. Die Anfängerklassen sind voll, es kommen auch relativ viele Leute in die oberen Klassen bis Niveau B2; dies ist ungefähr das Niveau, das man braucht, um in Deutschland arbeiten zu können. Also ganz extrem stark war es bei den Anfängerklassen jetzt im Oktober 2011."
Eleftheria Michalopoulou schreibt die Wörter von der Tafel in ihr Vokabelheft. Die 20-Jährige im knallorangen Blazer studiert Physik und Mathematik und hofft auf eine Karriere im Forschungsbereich. Sie hat noch drei Jahre vor sich, bis sie ihren Abschluss in der Tasche hat. Doch sie will nur eins. Auswandern. Weg aus ihrer Heimat.
"Ich glaube, dass ein junger Mensch in Griechenland keine Träume mehr hat. Ich selbst - bevor ich zu studieren anfing - dachte, dass ich danach eine gute Arbeitsstelle finden werde. Jetzt, so wie die Lage ist, weiß man, dass man wahrscheinlich keine Arbeit finden wird, oder dass es sehr schwierig sein wird, und man ist nicht mehr sehr begeistert von dem, was man macht. Man hat keine Lust mehr, man gibt seine Träume auf, die man anfangs noch hatte, und motiviert sich, in dem man sich mit etwas beschäftigt, das einem gefällt."
Die junge Frau hat Verwandte in Österreich. Ihr Ziel: Ihr Studium in einem deutschsprachigen Land fortsetzen und dort einen Job finden.
"Ich hoffe, dass dort die Arbeitsbedingungen besser sind und dass man keine persönlichen Kontakte braucht, oder sehr spezialisiertes Wissen, um überhaupt einen Job zu bekommen, wie es hier in Griechenland der Fall ist."
Neben Eleftheria sitzt Stafis Kazantzis, ein 26-jähriger Ingenieur. Obwohl er bereits einen Job hat, will auch er im nächsten Sommer nach Deutschland. Die Finanzlage Griechenlands macht ihm Angst, erzählt er später draußen auf dem Flur, seine Erwartungen an Deutschland sind groß.
"Ich erwarte dort gleiche Chancen zu finden für junge Menschen, bessere Arbeitsverhältnisse, ohne dass dies bedeutet, weniger zu arbeiten. Viel Arbeit, aber mit richtigen Löhnen, und einer Perspektive. Dies ist es, was die jungen Menschen suchen, die Griechenland verlassen. Eine Perspektive. Und sie sehen, dass die Zukunft hier düster ist."
Wenig später ist der Unterricht drinnen zu Ende. Renate Proll verabschiedet ihre Schüler. Seit 1986 unterrichtet sie im Goethe-Institut. Eine derartige Nachfrage auf Deutschkurse hat sie seitdem noch nicht erlebt.
"Die Schüler, die ich habe, da ist der Trend schon da, dass sie sagen: Wir wollen eigentlich in Deutschland leben. Früher war der Trend eher: Wir wollen ein Aufbaustudium machen oder irgendeine Diplomarbeit, oder ein Aufbaustudium. Da hat sich schon was geändert. Also es gibt schon eine Bewegung von jungen Leuten, die halt in Deutschland leben wollen, ohne dass sie wissen, ob es tatsächlich so einfach in Deutschland ist. Aber sie haben diese Träume. Also ich denke, es sind Fluchtträume."
Ein paar Straßen weiter im Exárchia-Viertel packt Vassilis Dimitriadis bereits seinen Koffer. Der 31-jährige Tontechniker hat Glück, hat bereits einen Job in Berlin gefunden, als er vor ein paar Wochen dort seine Freundin besuchte. Jetzt ist er noch mal zurückgekommen, um ein paar Sachen zu holen. Eine Alternative zum Auswandern, sagt er, gibt es für viele Griechen momentan nicht.
"Das Einzige, was uns übrig geblieben ist, ist, dass wir europäische Bürger sind und wir die Möglichkeit haben, uns nur mit unserem Ausweis und ohne große Vorbereitung in einen Billigflieger reinzusetzen und dann ein paar Tage in Berlin zu verbringen. Und dann kann es ein Monat werden, und wenn wir sehen, dass sich die Situation hier in Griechenland nicht verändert, kann man dort ein neues Leben beginnen."