Der Athener Vorort Ekali: Die Straßen sind breit und von Kiefern gesäumt, die herrschaftlichen Häuser verschwinden hinter hohen Mauern. Wer hier wohnt, hat Geld; viel Geld. Und Ekali ist nicht der einzige Vorort dieser Art. Der gesamte Athener Norden und Teile des Südens sind den Reichen vorbehalten. Und das, obwohl nur rund 160.000 Griechen mehr als 60.000 Euro jährlich verdienen - auf dem Papier zumindest. Auch die Regierung Papandreou hat die Steuerhinterziehung nicht unterbinden können, sagt der Journalist Tassos Pappas, der für die linksliberale Zeitung Elevtherotypia schreibt.
"Eines der Haupthindernisse - neben der Korruption - ist das Klientelsystem. Beide großen Volksparteien haben immer ihre eigenen Leute in der Verwaltung untergebracht - in den Finanzämtern zum Beispiel - um sie zu kontrollieren. So konnten sie Leuten Steuern erlassen, das ganze natürlich im Gegenzug für
Wählerstimmen."
Das Geld fließt aber nicht nur an den Staatskassen vorbei. Allein seit Anfang vergangenen Jahres haben die Griechen knapp 50 Milliarden Euro ins Ausland transferiert, meldet die griechische Zentralbank. In die Schweiz, nach Liechtenstein und Zypern. Unabhängige Beobachter schätzen den Betrag sogar mehr als doppelt so hoch. Einiges davon ging in Immobilienkäufe.
Knapp 300 Millionen Euro haben Griechen allein im Jahr 2010 in Luxusimmobilien in London investiert, schätzt die britische Maklerfirma Knight Frank, und auch der Pariser und der Berliner Immobilienmarkt profitieren von der griechischen Kapitalflucht. Dabei ist noch nicht einmal ganz klar, wer die reichen Griechen sind. Man hält sich bedeckt - und hat auch manchmal einiges zu verbergen, weiß Tassos Pappas:
"Viele Reiche verdanken ihr Geld dem Staat. Sie haben großzügige Kredite erhalten, angeblich für Investitionen. Tatsächlich aber haben sie das Geld ins Ausland gebracht und nie zurück gezahlt. Eine andere Gruppe Reicher stammt von den Schwarzmarkthändlern aus der Besatzungszeit ab. Mit dem Geld, das sie in Händen hatten, haben sie fremden Besitz aufgekauft. Nach dem Krieg waren sie plötzlich reich und einflussreich."
Wer so an Geld gekommen ist, werde kaum für sein überschuldetes Heimatland einspringen, meint Pappas. Der Schriftsteller Petros Markaris, kritischer Beobachter der griechischen Gesellschaft, hält eine solche Vorstellung gar für absurd:
"Sie wollen, dass diese Leute, die lange Jahre von einem politischen Klientelsystem, von einem korrupten System enorm profitiert haben, die Moral besitzen, dass sie dem Land jetzt helfen? Dass sie einem Teil von dem zurück geben, was sie in korrupten Verhältnissen, in maroden Verhältnissen, für sich gewonnen haben?"
Petros Markaris sitzt in der Bar seines Athener Verlagshauses und rührt wütend in seinem Kaffee. Eine Kultur des Reichtums, fährt er fort, habe Griechenland ohnehin nie besessen. Schon, weil sich in Griechenland aufgrund der Geschichte und Griechenlands ehemaliger Zugehörigkeit zum osmanischen Reich niemals ein Bürgertum entwickelt habe.
"Diejenigen, die das Geld haben, denken nicht wie ein europäisches Bürgertum, also, warum soll ich dem Staat das Geld zurück geben? Und das Zweite ist, dass nicht nur das Bürgertum gefehlt hat, sondern auch die Aufklärung. Und das Fehlen der Aufklärung hat zur Folge, dass wir den Begriff Sozialvertrag nicht kennen."
Abhilfe soll nun ein ganz anderer Vertrag schaffen. Griechenland und die Schweiz verhandeln über ein Steuerabkommen. Danach soll jeder griechische Euro, der auf einem Schweizer Konto liegt, Steuern für Griechenland abwerfen. Schließlich sollen griechische Staatsbürger rund 200 Milliarden Euro in der Schweiz geparkt haben; das ist fast so viel wie das griechische Brutto-Inlandsprodukt. Das Steuerabkommen - ähnlich dem Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz - könnte frühestens in einem Jahr in Kraft treten.
Um die Staatseinnahmen auch vorher schon aufzubessern, bliebe die Möglichkeit, ausstehende Steuern einzutreiben. Eine Liste angeblich Armer - doch tatsächlich Reicher - liegt dem Parlament bereits vor. Ist das die Lösung? Der Journalist Tasos Pappas ist skeptisch:
"Das könnte eine Lösung könnte sein, wenn unsere Justiz effizient wäre. Aber so wie die griechische Justiz funktioniert, kann man fast nicht von einem Rechtsstaat sprechen. Ich bin nicht sehr optimistisch."
"Eines der Haupthindernisse - neben der Korruption - ist das Klientelsystem. Beide großen Volksparteien haben immer ihre eigenen Leute in der Verwaltung untergebracht - in den Finanzämtern zum Beispiel - um sie zu kontrollieren. So konnten sie Leuten Steuern erlassen, das ganze natürlich im Gegenzug für
Wählerstimmen."
Das Geld fließt aber nicht nur an den Staatskassen vorbei. Allein seit Anfang vergangenen Jahres haben die Griechen knapp 50 Milliarden Euro ins Ausland transferiert, meldet die griechische Zentralbank. In die Schweiz, nach Liechtenstein und Zypern. Unabhängige Beobachter schätzen den Betrag sogar mehr als doppelt so hoch. Einiges davon ging in Immobilienkäufe.
Knapp 300 Millionen Euro haben Griechen allein im Jahr 2010 in Luxusimmobilien in London investiert, schätzt die britische Maklerfirma Knight Frank, und auch der Pariser und der Berliner Immobilienmarkt profitieren von der griechischen Kapitalflucht. Dabei ist noch nicht einmal ganz klar, wer die reichen Griechen sind. Man hält sich bedeckt - und hat auch manchmal einiges zu verbergen, weiß Tassos Pappas:
"Viele Reiche verdanken ihr Geld dem Staat. Sie haben großzügige Kredite erhalten, angeblich für Investitionen. Tatsächlich aber haben sie das Geld ins Ausland gebracht und nie zurück gezahlt. Eine andere Gruppe Reicher stammt von den Schwarzmarkthändlern aus der Besatzungszeit ab. Mit dem Geld, das sie in Händen hatten, haben sie fremden Besitz aufgekauft. Nach dem Krieg waren sie plötzlich reich und einflussreich."
Wer so an Geld gekommen ist, werde kaum für sein überschuldetes Heimatland einspringen, meint Pappas. Der Schriftsteller Petros Markaris, kritischer Beobachter der griechischen Gesellschaft, hält eine solche Vorstellung gar für absurd:
"Sie wollen, dass diese Leute, die lange Jahre von einem politischen Klientelsystem, von einem korrupten System enorm profitiert haben, die Moral besitzen, dass sie dem Land jetzt helfen? Dass sie einem Teil von dem zurück geben, was sie in korrupten Verhältnissen, in maroden Verhältnissen, für sich gewonnen haben?"
Petros Markaris sitzt in der Bar seines Athener Verlagshauses und rührt wütend in seinem Kaffee. Eine Kultur des Reichtums, fährt er fort, habe Griechenland ohnehin nie besessen. Schon, weil sich in Griechenland aufgrund der Geschichte und Griechenlands ehemaliger Zugehörigkeit zum osmanischen Reich niemals ein Bürgertum entwickelt habe.
"Diejenigen, die das Geld haben, denken nicht wie ein europäisches Bürgertum, also, warum soll ich dem Staat das Geld zurück geben? Und das Zweite ist, dass nicht nur das Bürgertum gefehlt hat, sondern auch die Aufklärung. Und das Fehlen der Aufklärung hat zur Folge, dass wir den Begriff Sozialvertrag nicht kennen."
Abhilfe soll nun ein ganz anderer Vertrag schaffen. Griechenland und die Schweiz verhandeln über ein Steuerabkommen. Danach soll jeder griechische Euro, der auf einem Schweizer Konto liegt, Steuern für Griechenland abwerfen. Schließlich sollen griechische Staatsbürger rund 200 Milliarden Euro in der Schweiz geparkt haben; das ist fast so viel wie das griechische Brutto-Inlandsprodukt. Das Steuerabkommen - ähnlich dem Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz - könnte frühestens in einem Jahr in Kraft treten.
Um die Staatseinnahmen auch vorher schon aufzubessern, bliebe die Möglichkeit, ausstehende Steuern einzutreiben. Eine Liste angeblich Armer - doch tatsächlich Reicher - liegt dem Parlament bereits vor. Ist das die Lösung? Der Journalist Tasos Pappas ist skeptisch:
"Das könnte eine Lösung könnte sein, wenn unsere Justiz effizient wäre. Aber so wie die griechische Justiz funktioniert, kann man fast nicht von einem Rechtsstaat sprechen. Ich bin nicht sehr optimistisch."