Es sind nur noch Gerippe, Blechwracks und verkohlte Reifenteile übrig geblieben. Etwa 300 Autos haben die Brände hier vernichtet – und mehr als tausend Gebäude zerstört.
Im Badeort Mati – etwa 20 Autominuten nördlich des Athener Flughafens gelegen, fahren Schaulustige nach dem Feierabend langsam auf Mopeds und in Autos durch die Straßen und schauen sich die verheerenden Schäden an, die der Waldbrand dort angerichtet hat. Mit Flammen, die aus westlicher Richtung von den Hügeln in Sekundenschnelle regelrecht heruntersprangen – angefacht von starkem, warmem Wind.
Es stinkt nach verbranntem Plastik in Mati, einzelne Baumrümpfe und die Stümpfe dicker Äste brennen noch. Die Erde vor vielen Häusern schillert silbergrau – wie mit feiner Asche komplett überzogen. Viele bis gestern gepflegte Gärten sehen jetzt aus wie apokalyptische Friedhöfe.
"Wir haben gestern einfach unseren Hund geschnappt und sind weggerannt. Da waren die Flammen hier hinten vielleicht noch 50 Meter entfernt."
Es ging wirklich um Sekunden
Anwohner Kostas Karajannis und seine Frau konnten sich Richtung Meer retten. Von ihrem Haus ist immerhin noch soviel übrig, daß sich Renovieren lohnt – und deshalb haben die zwei auch gleich damit angefangen. Der Holzanteil der Dachkonstruktion ist zerstört – die meisten Ziegel ebenso.
In der gleichen Straße liegen sich zwei jüngere Männer mit Tränen in den Augen in den Armen. Beide haben offenbar Angehörige verloren in den Flammen:
"Ich habe mein Baby genommen und bin runter Richtung Meer gerannt – und meine Frau, ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Sie hat zu spät reagiert ... ich glaube, sie ist hier an dieser Stelle verbrannt".
Mit seinem Freund, der ebenfalls um Angehörige trauert, bespricht Iannis, daß es wirklich um Sekunden ging – er habe auf seine Frau nicht mehr warten können.
Brandauslöser ungeklärt
Wie konnte ein Waldbrand diesmal so viele Menschen das Leben kosten? Dies ist und bleibt in Mati und in ganz Griechenland eine unruhige Frage. Die Opferzahl wird auch am heutigen Mittwoch sehr wahrscheinlich wieder nach oben korrigiert. Zu viele Vermisste stehen noch in den Listen, die inzwischen auch online nachzulesen sind – beigestellt sind oft auch Fotos der Vermissten.
Brandstiftung macht eigentlich keinen Sinn hier in Mati, so sagen es Menschen vor einem Hotel, das seit gestern geschlossen ist.
Der griechische Regierungschef hatte das Wort von möglicher Brandstiftung sehr früh in den Mund genommen. Jetzt kommen aber auch Zigarettenkippen, fahrlässiges Grillen oder ebenso fahrlässige Schweißarbeiten in Frage als Auslöser irgendwann und irgendwo in der Gegend.
Hitze, Trockenheit, eine seltene Windrichtung
In einer Taverne in Mati verteilen Pfadfinder Wasser und ein paar Lebensmittel – für Helfer aber auch für Anwohner. Für Menschen, die einfach ein bisschen quatschen wollen. Es kam diesmal einfach viel zusammen – der Wind, die Hitze, die Trockenheit, eine seltene Windrichtung. Und deshalb, so sagen es viele hier in Mati, hätte möglicherweise auch mehr Feuerwehr mit modernerem Löschgerät diese Katastrophe nicht verhindern können.
Der Mann weiter hinten in der Straße am Rand von Mati, der seine Schwester in den Flammen verloren hat, weicht einem Reporter aus und verschwindet ins Haus. Er fühlt sich zurecht bedrängt und wirkt trotz Trauer genervt.
Wenige Stunden zuvor hatte der Nationale Fernsehrat Griechenlands alle Medien aufgerufen, seriös zu berichten und in den Tagen nach den Bränden den Betroffenen vor allem Ruhe zu gönnen – ohne nach immer neuen Skandalen zu jagen.