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Medienpreis unter Druck
Grimme-Institut in Finanznot

Erst dieses Jahr feierte das Grimme-Institut 50. Jubiläum. Doch das Haus schreibt rote Zahlen im sechsstelligen Bereich. Nun droht ein massiver Stellenabbau. René Martens von der Nominierungskommission sorgt sich um die Zukunft der Medienpreise.

René Martens im Gespräch mit Stefan Fries |
Grimme-Instituts-Chefin Frauke Gerlach neben einer Glastür mit Grimme-Aufschrift
Dem Grimme-Institut fehlen Hunderttausende Euro. Kritik gibt es auch an Geschäftsführerin Frauke Gerlach (IMAGO | Fabian Strauch)
430.000 Euro - so viel sollen im kommenden Jahr im Haushalt des Grimme-Instituts fehlen. Laut Katholischer Nachrichten-Agentur stehen die Bereiche Grimme-Bildung und Grimme-Forschung komplett vor dem Aus. Zudem droht ein weitreichender Stellenabbau. Ein Drittel des Personals könnte von Kürzungen betroffen sein, heißt es in einem offenen Brief, unterzeichnet von zahlreichen Mitgliedern der Nominierungskommissionen und Jurys des Grimme- und Grimme-Online-Preises.

Sorge um Grimme-Institut und seine Preise

Sie äußern sich besorgt zur Zukunft des Instituts und dessen Kernauftrag: die Preise. Durch unabhängige, transparente Preisfindung würden hochwertige Medieninhalte ausgezeichnet werden, "deren Bedeutung in Zeiten, in denen Fehlinformationen bewusst gestreut und benutzt werden, um Menschen zu manipulieren, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann."
René Martens, freier Medienjournalist und Mitglied in der Nominierungskommission, kritisiert im Deutschlandfunk: "Das Grimme-Preis-Referat arbeitet auch im Normalzustand unter prekären Bedingungen." Bereits jetzt komme es zu Schwierigkeiten für das laufende Nominierungsverfahren für 2024, weil zwei Assistenzstellen fehlen.

Orientierungshilfe für hochwertige Medieninhalte

In einem weiteren offenen Brief äußern sich außerdem Prominente aus der Filmbranche wie Carolin Kebekus, Maren Kroymann oder Charly Hübner. Sie heben die enorme Bedeutung des Grimme-Preises als renommierte, unabhänginge Auszeichnung hervor. Er gebe dem Publikum seit über 50 Jahren wertvolle Orientierungshilfe und sei "Gradmesser für qualitativ hochwertige Medieninhalte".

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Kostenproblem war abzusehen

Überraschend kam die Krise allerdings nicht. In einem Interview mit epd Medien erklärte Grimme-Geschäftsführerin Frauke Gerlach: "Wenn Sie sehen, dass die Kosten ständig steigen, aber das Budget gleich bleibt, schmelzen die Rücklagen ab und für eine gemeinnützige GmbH besteht dann die Gefahr der Überschuldung."
Sie habe keine Einsparpotenziale mehr, denn: "Egal, wovon wir uns trennen, die Kosten bleiben gleich. Weil der Hauptteil an unser gutes Personal geht, das nicht überbezahlt ist." Sie wünscht sich von den Gesellschaftern, darunter ZDF, WDR und die Landesmedienanstalt NRW, mehr Beiträge. Größter Geldgeber ist bisher das Land Nordrhein-Westfalen.

Wie geht es weiter?

An diesem Mittwoch findet eine Gesellschafterversammlung statt. Dabei soll es auch um die weitere Finanzierung des Grimme-Instituts gehen. In den offenen Briefen wird ein höherer Beitrag der Gesellschafter gefordert. Diese wollen sich vorab nicht äußern.