Für die beiden ProSieben-Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf hatte der Tag eine gute und eine schlechte Nachricht parat. Die gute: Für ihre Sendung "15 Minuten" werden sie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, dem renommiertesten deutschen Fernsehpreis. Die schlechte: In anderen Sendungen von ihnen soll es Fakes gegeben haben.
Das Reportageformat "STRG_F" von Funk, dem Jungen Angebot von ARD und ZDF, berichtet, dass in Einspielfilmen in Sendungen der beiden Moderatoren offenbar umfangreich Schauspielerinnen und Schauspieler eingesetzt werden, obwohl die Ereignisse als spontan und echt dargestellt würden. Anhand mehrerer Beispiele hätten sie nachgewiesen, dass gecastete Laiendarsteller vorgegeben hätten, echte Passanten gewesen zu sein. Funk-Autor Han Park hat im Deutschlandfunk erzählt, wie sie den Fakes auf die Spur gekommen sind.
Es geht um die Shows "Late Night Berlin" mit Klaas Heufer-Umlauf und "Das Duell um die Welt" mit ihm und Joko Winterscheidt. Die zuständige Produktionsfirma "Florida TV" räumte die Vorwürfe nach Redaktionsangaben im Kern ein.
Vorwürfe und Auszeichnung haben nichts miteinander zu tun
Die Fake-Vorwürfe und die Auszeichnung mit dem Grimme-Preis hängen nicht zusammen. Die Online-Seiten von bild.de und welt.de bringen aber beides miteinander in Verbindung. So titelt bild.de (zeitweise auch als Aufmacher der Webseite): "Nach Fake-Vorwürfen gegen Joko und Klaas: Kein Grimme-Preis für 'Late Night Berlin'".
Im Text hieß es ursprünglich, die "Schummel-Vorwürfe" hätten bereits Konsequenzen: "Das renommierte Grimme-Institut zeichnet die betroffene Show 'Late Night Berlin' nicht mit einem Preis in der Kategorie Unterhaltung aus. Das bestätigt Grimme-Sprecher Lars Gräßer auf BILD-Anfrage."
Dem Deutschlandfunk gegenüber widerspricht Gräßer. Die Bild suggeriere einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Preisentscheidung und den Fake-Vorwürfen. Die Preisentscheidung sei aber bereits Anfang des Jahres getroffen worden, während die Vorwürfe von "STRG_F" von heute stammten.
bild.de hat die Meldung mehrmals überarbeitet. Der falsche Zusammenhang zwischen Preis und den Vorwürfen steht in Überschrift und Vorspann immer noch drin; im Artikel wird er erst ganz am Ende dementiert.
Auch welt.de, das genauso wie bild.de zum Axel-Springer-Verlag gehört, hat die Meldung inzwischen übernommen und berichtet irreführend mit der Überschrift: "Joko und Klaas verlieren Grimme-Preis wegen Fake-Vorwürfen".