In tiefes Schwarz getaucht ist die Bühne, nur in der Mitte leuchtet ein bedrohlich großer glühendroter Stoffkokon: Helen Schneider rezitiert im weißen Cocktailkleid mit schwarzem Cape, ein Whiskeyglas in der Hand – sie ist Anne Sexton:
"Wir haben entschieden Annes Geschichte zu erzählen durch die Märchen, genau was sie gemacht hat, statt nur zu konzentrieren an die Märchen."
Helen Schneider – wer erinnert sich nicht an die stimmgewaltige New Yorker Rockmusikerin der 80er Jahre? Auf der Höhe ihrer Musikkarriere nahm sie damals eine Auszeit, ging nach New York und studierte Schauspiel. Das Musical, die Theaterbühnen sind seitdem ihre künstlerische Heimat:
"Es war nötig für mich einfach, mich zu verbreiten, also ein bisschen mehr zu lernen, mich zu öffnen für andere Schienen. Ich habe gelernt, über die Jahre gelernt, nie 'nie' zu sagen, weil ich bin relativ flexibel."
Und sie überzeugt nicht nur mit ihrer außergewöhnlichen Stimme, sondern auch als äußerst talentierte Schauspielerin: Ihr emotionsgeladener grandios gesprochener und gespielter Monolog geht tief unter die Haut – knapp zwei Stunden gibt sie die Anne Sexton auf der Bühne und zieht das Publikum in ihren Bann:
"Ich hoffe, dass man kann diese persönliche Reise, das Anne beschrieben hat, man kann das mit mir durchgehen. Und dass man bringt eine menschliche Verständnis über uns alle durch die Märchen und ein bisschen über eine verlorene Seele, was im Endeffekt Anne war."
Anne Sexton war eine Vertreterin der Confessional Poetry, einer Poesieströmung, die durch starke autobiografische Bezüge gekennzeichnet ist. Diese Intimität der Gedichte sorgte im prüden Amerika der 60er Jahre für Aufsehen. Anne Sexton - eine paranoide Hausfrau, die Erlösung im Schreiben suchte und deren bildgewaltige Verse heute zur Essenz feministischer Literatur gehören.
Theater Rampe Intendantin Eva Hosemann fing sofort Feuer, als ihr Helen Schneider das Musikprojekt vorschlug:
"Das Interessante an diesem Werk 'Verwandlungen' ist, dass Anne Sexton es für ihre Tochter geschrieben hat, die Linda Gray. Es ist quasi so ein Lebenshandbuch. Also zum einen ist es entstanden aus der Lieblingslektüre ihrer Tochter, die Grimms Märchen geliebt hat, und zum anderen ist es fast ein Handbuch für: was passiert Frauen in der Welt. Was sind eigene Wünsche, was passiert von außen - hüte dich vor bestimmten Dingen. Und auch eine Erklärung für sich selbst, warum sie an bestimmten Dingen gescheitert ist oder dass sie gescheitert ist in ihrem Lebensentwurf. Und es war das letzte Große, was sie geschrieben hat, bevor sie sich umgebracht hat."
Songs der 60er Jahre von Bob Dylan bis zu Simon & Garfunkel umrahmen die Gedichte von Anne Sexton und geben Helen Schneider Gelegenheit zu zeigen, dass ihre Singstimme über die Jahre nichts von ihrem Können eingebüßt hat. Außerdem spielen die Musiker Mini Schulz und Jo Ambros an Kontrabass und Gitarre rein akustisch - ohne große technische Effekthascherei:
"Wir arbeiten komplett mit den Fingern am Instrument. Beim Kontrabass mit Bogen, mit Fingern, mit Geräuschhaftigkeit, also die Instrumente selber haben so dermaßen viele Farben, das reicht eigentlich schon, um sehr viele Verwandlungen zu vollführen. Die Musik kann halt immer so eine emotionale Basis schaffen oder auch so eine andere Ebene noch einfach hinzufügen."
Atmosphärische Ebenen, die das Publikum berühren sollen, so Helen Schneider:
"Ich finde, ihr Text besonders in diesem Buch 'Transformations' – 'Verwandlungen' - Anne hat eine Melange von Humor, Zynismus und Trauer irgendwie alles kam zusammen in eine wahnsinnige Paket. Und es war möglich für sie, einen Schritt zurückzunehmen für sie und durch diese wunderbaren Figuren, die wir alle kennen, eine etwas, ja manchmal harte Geschichte zu erzählen. Im Endeffekt ist es – ja Menschengeschichten."
Und im letzten vertonten Märchen des Abends, Dornröschen, offenbart Anne Sexton in den Zeilen auch ihr eigenes Trauma, den Missbrauch durch den Vater. Hier endet das eindringliche Theaterstück und letztlich auch die Lebensstationen der Poetin.
"Wir haben entschieden Annes Geschichte zu erzählen durch die Märchen, genau was sie gemacht hat, statt nur zu konzentrieren an die Märchen."
Helen Schneider – wer erinnert sich nicht an die stimmgewaltige New Yorker Rockmusikerin der 80er Jahre? Auf der Höhe ihrer Musikkarriere nahm sie damals eine Auszeit, ging nach New York und studierte Schauspiel. Das Musical, die Theaterbühnen sind seitdem ihre künstlerische Heimat:
"Es war nötig für mich einfach, mich zu verbreiten, also ein bisschen mehr zu lernen, mich zu öffnen für andere Schienen. Ich habe gelernt, über die Jahre gelernt, nie 'nie' zu sagen, weil ich bin relativ flexibel."
Und sie überzeugt nicht nur mit ihrer außergewöhnlichen Stimme, sondern auch als äußerst talentierte Schauspielerin: Ihr emotionsgeladener grandios gesprochener und gespielter Monolog geht tief unter die Haut – knapp zwei Stunden gibt sie die Anne Sexton auf der Bühne und zieht das Publikum in ihren Bann:
"Ich hoffe, dass man kann diese persönliche Reise, das Anne beschrieben hat, man kann das mit mir durchgehen. Und dass man bringt eine menschliche Verständnis über uns alle durch die Märchen und ein bisschen über eine verlorene Seele, was im Endeffekt Anne war."
Anne Sexton war eine Vertreterin der Confessional Poetry, einer Poesieströmung, die durch starke autobiografische Bezüge gekennzeichnet ist. Diese Intimität der Gedichte sorgte im prüden Amerika der 60er Jahre für Aufsehen. Anne Sexton - eine paranoide Hausfrau, die Erlösung im Schreiben suchte und deren bildgewaltige Verse heute zur Essenz feministischer Literatur gehören.
Theater Rampe Intendantin Eva Hosemann fing sofort Feuer, als ihr Helen Schneider das Musikprojekt vorschlug:
"Das Interessante an diesem Werk 'Verwandlungen' ist, dass Anne Sexton es für ihre Tochter geschrieben hat, die Linda Gray. Es ist quasi so ein Lebenshandbuch. Also zum einen ist es entstanden aus der Lieblingslektüre ihrer Tochter, die Grimms Märchen geliebt hat, und zum anderen ist es fast ein Handbuch für: was passiert Frauen in der Welt. Was sind eigene Wünsche, was passiert von außen - hüte dich vor bestimmten Dingen. Und auch eine Erklärung für sich selbst, warum sie an bestimmten Dingen gescheitert ist oder dass sie gescheitert ist in ihrem Lebensentwurf. Und es war das letzte Große, was sie geschrieben hat, bevor sie sich umgebracht hat."
Songs der 60er Jahre von Bob Dylan bis zu Simon & Garfunkel umrahmen die Gedichte von Anne Sexton und geben Helen Schneider Gelegenheit zu zeigen, dass ihre Singstimme über die Jahre nichts von ihrem Können eingebüßt hat. Außerdem spielen die Musiker Mini Schulz und Jo Ambros an Kontrabass und Gitarre rein akustisch - ohne große technische Effekthascherei:
"Wir arbeiten komplett mit den Fingern am Instrument. Beim Kontrabass mit Bogen, mit Fingern, mit Geräuschhaftigkeit, also die Instrumente selber haben so dermaßen viele Farben, das reicht eigentlich schon, um sehr viele Verwandlungen zu vollführen. Die Musik kann halt immer so eine emotionale Basis schaffen oder auch so eine andere Ebene noch einfach hinzufügen."
Atmosphärische Ebenen, die das Publikum berühren sollen, so Helen Schneider:
"Ich finde, ihr Text besonders in diesem Buch 'Transformations' – 'Verwandlungen' - Anne hat eine Melange von Humor, Zynismus und Trauer irgendwie alles kam zusammen in eine wahnsinnige Paket. Und es war möglich für sie, einen Schritt zurückzunehmen für sie und durch diese wunderbaren Figuren, die wir alle kennen, eine etwas, ja manchmal harte Geschichte zu erzählen. Im Endeffekt ist es – ja Menschengeschichten."
Und im letzten vertonten Märchen des Abends, Dornröschen, offenbart Anne Sexton in den Zeilen auch ihr eigenes Trauma, den Missbrauch durch den Vater. Hier endet das eindringliche Theaterstück und letztlich auch die Lebensstationen der Poetin.
Veranstaltungshinweis
"Verwandlungen" mit Helen Schneider läuft vom 31. Januar bis zum 4. Februar und vom 7. bis zum 11. Februar jeweils um 20:00 Uhr im Stuttgarter TTheater Rampe. Und am 21. April wird Helen Schneider unter dem Titel "Juke Box Blues" außerdem ein Konzert im Stuttgarter Jazz Club Bixx geben.