Die Grippewelle, sie ist angerollt in Deutschland. Aber es sind nicht allein die gefährlichen Influenza-Viren unterwegs - auch viele Viren, die einen grippalen Infekt verursachen können. Anders als die echte Grippe ist ein grippaler Infekt nicht gefährlich - aber: wen es erwischt, der ist mitunter auch für Tage außer Gefecht gesetzt. Viele Mittel werden angeboten, die angeblich bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit helfen. Wie gut sie funktionieren, hat sich meine Kollegin, die Medizinjournalistin Christina Sartori genauer angesehen….
Christian Floto: Was hilft wirklich gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit?
Christina Sartori: Direkt gegen die Erkältungsviren gibt es kein Mittel, aber man kann etwas gegen die Symptome tun: Gegen die Kopf- und Gliederschmerzen kann man mal ein Schmerzmittel wie zum Beispiel Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure nehmen, die helfen auch bei leichtem Fieber. Und gegen die verstopfte Nase, die einen nicht schlafen lässt, helfen abschwellende Nasensprays ein bißchen.
Allerdings darf man die nicht länger als eine Woche nehmen - sonst gewöhnt sich nämlich die Nasenschleimhaut daran und wenn man dann das Spray absetzen will, hat man die Nase richtig voll - und greift wieder zum Spray - eine Art Abhängigkeit. Also: Höchstens eine Woche.
Floto: Können Nasensprays vor einer Erkältung schützen?
Sartori: Sprays für Nase und Rachen enthalten bestimmte Stoffe, die vor den Viren schützen sollen: Die Idee ist, dass sie die Schleimhaut von Nase oder Rachen beschichten, so dass Viren schlechter durchdringen. Aber die unabhängige Fachzeitschrift "Gute Pillen, schlechte Pillen" hat festgestellt: Es gibt kaum Studien zu dieser Frage und wenn, dann sind die Studien meistens schlecht gemacht, mit sehr wenigen Teilnehmern zum Beispiel. Oder man sieht quasi keinen Unterschied in der Wirkung bei Studienteilnehmern, die das Spray ausprobieren - und denen, die es nicht benutzen. Also: Wahrscheinlich funktioniert es eher nicht.
Floto: Zink und Vitamin C als Erkältungsmittel?
Sartori: Nach dem, was man in Studien sieht, hilft es nicht, wenn man merkt: Oh, da kommt eine Erkältung und dann schnell Zink oder Vitamin C Tabletten oder Pulver schluckt. Das beeinflusst weder die Beschwerden, noch die Dauer der Erkältung. Auch für Echinacea, einen pflanzlichen Wirkstoff, gibt es bisher keine eindeutigen Beweise, dass er eine Erkältung lindert oder abschwächt.
Floto: Und diese Erkältungssäfte, die immer in Apotheken angepriesen werden?
Sartori: Von denen raten Experten schon seit Jahren ab: Weil die oft ganz unterschiedliche Wirkstoffe enthalten, die zum Teil gegensätzlich wirken, schläfrig machen und aufputschen zum Beispiel - was sehr ungünstig ist. Kann man sich also auch sparen.
Floto: Was tun gegen den lästigen Husten?
Sartori: Hustensäfte, die das Husten unterdrücken sollte man in der Regel nicht nehmen - denn das Husten ist eigentlich sinnvoll, weil der Körper damit den überflüssigen Schleim in der Lunge los wird. Schleimlösende Präparate auf pflanzlicher Basis, zum Beispiel Thymian und Efeu, da gibt es leichte positive Effekte - aber eigentlich ist auch hier die Datenlage schwach.
Floto: Dann also: Omas Hausmittel: Inhalieren und Tee trinken, literweise?
Sartori: Wenn man genau ist, dann gibt es keine guten Studien, die zeigen, dass es sich positiv auf eine Erkältung auswirkt, wenn man inhaliert oder literweise Tee trinkt. Aber: Viele Menschen sagen, sie fühlen sich besser, nachdem sie inhaliert haben, können freier atmen - kann man also durchaus ausprobieren. Auch Tee trinken finden viele Kranke angenehm - es gibt aber keinen medizinischen Grund, warum man plötzlich mehrere Liter in sich reinschütten soll, da muss man sich zu nix zwingen.
Floto: Gibt es denn keine einzige uneingeschränkte Empfehlung?
Sartori: Hände waschen. Denn über unsere Hände gelangen die Erkältungsviren in unseren Körper und - ohne dass wir es merken - fassen wir uns ganz oft am Tag ins Gesicht. Deswegen ist es eine gute Angewohnheit, wenn man nach Hause kommt, sich erstmal die Hände zu waschen.