Geopolitik und Bodenschätze
Warum will Trump Grönland kaufen?

Der designierte US-Präsident Donald Trump möchte die Kontrolle über Grönland übernehmen, im Zweifel mit militärischer Gewalt. Die Grönländer haben durchaus Interesse an einer engeren Bindung an die USA, wollen aber vor allem ihre Unabhängigkeit.

    Ein Flugzeug mit dem Schriftzug "Trump" darauf steht auf einer Landebahn, auf der Schnee liegt. Dahinter ist eine Ansammlung von Häusern zu sehen.
    Donald Trumps Sohn hat Grönland Anfang 2025 besucht (picture alliance / Ritzau Scanpix / Emil Stach)
    Grönland soll nach den Plänen des designierten US-Präsidenten Donald Trump künftig ein Teil der Vereinigten Staaten werden. Damit knüpft der Republikaner an einen gescheiterten Versuch während seiner ersten Amtszeit an, als er 2019 die mehrheitlich von Eis bedeckte und zu Dänemark gehörende Insel mit ihren 57.000 Einwohnern kaufen wollte.
    Trump erklärte kurz vor seiner zweiten Amtszeit nun erneut, die USA seien der Ansicht, dass es „im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt" eine „absolute Notwendigkeit" sei, Grönland zu besitzen und zu kontrollieren. „Das ist ein Deal, der zustande kommen muss". Dabei schloss der künftige US-Präsident militärische oder wirtschaftliche Maßnahmen nicht aus, um die Kontrolle über Grönland zu erlangen.

    Inhalt

    Wieso gehört Grönland zu Dänemark?

    Geografisch liegt Grönland in Nordamerika, politisch ist es aber mit Dänemark verbunden. Die Insel war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden. 1973 ist Grönland als Teil Dänemarks dann auch Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft geworden und darüber dann später Mitglied der Europäischen Union.
    Die Grönländer pochen aber schon seit Jahrzehnten auf stärkere Unabhängigkeit. Im Jahr 1979 haben sie einen Autonomiestatus von Dänemark erreicht, 1982 haben sie sich im Rahmen dieser Autonomie mittels einer Volksbefragung von der Europäischen Union losgesagt, 1985 hat Grönland die EU dann verlassen. Grönländer sind somit zwar dänische Staatsbürger, aber keine EU-Bürger. In der Außenpolitik stimmen sich Grönland und Dänemark aber ab. Abgesehen von der Außen- und Verteidigungspolitik darf die grönländische Politik nahezu alle administrativen Aufgaben in die eigene Verantwortung übernehmen. Bisher werden aber nur die Fischerei und der Bergbau in Grönland verwaltet.
    Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte in Antwort auf Trump gesagt, sie habe nicht die Fantasie, sich vorzustellen, dass Trumps Übernahme-Pläne für Grönland jemals umgesetzt werden könnten. Sie erinnerte daran, dass „Grönland den Grönländern gehört". Dänemark sei jedoch offen für einen Dialog über die Arktis-Interessen der USA, sagte Außenminister Lars Løkke Rasmussen.

    Was wollen die Grönländer?

    Die Mehrheit der Grönländer wollen weder von den USA gekauft werden, noch weiter zu Dänemark gehören. Wie genau der Weg zu Unabhängigkeit aussehen soll, wird allerdings heftig diskutiert. Grönland erhält jährlich 600 Millionen Euro aus Dänemark, viele Grönländer fürchten bei einem abrupten Bruch große wirtschaftliche Nachteile. Die Subventionen decken etwa die Hälfte des öffentlichen Haushalts ab.
    Grönlands Ministerpräsident Múte Egede hat das Kaufangebot von Donald Trump bereits entschieden zurückgewiesen, er geht zudem auch auf Distanz zu Dänemark. In seiner Neujahrsansprache zum Jahr 2025 hat er das erste Mal konkret darüber gesprochen, dass die Grönländer sich über ein Referendum von Dänemark lossagen könnten. Bereits im Jahr 2023 hat Grönland einen Verfassungsentwurf für den Fall einer Unabhängigkeit von Dänemark ausgearbeitet. Seit 2009 hat Grönland das Recht, sich per Referendum unabhängig zu erklären.
    Seit 2019 haben grönländische Politiker wiederholt erklärt, dass sie daran interessiert seien, die Zusammenarbeit und den Handel mit den USA zu stärken. „Grönland spricht davon, von Dänemark unabhängig zu werden, aber kein Grönländer möchte einfach zu einem neuen Kolonialherrn wechseln", erklärte der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad vom Dänischen Institut für Internationale Studien.
    Pele Broberg ist Vorsitzender der Partei Naleraq, die bei den Parlamentswahlen 2021 etwa zwölf Prozent der Stimmen bekommen hat und damit die drittstärkste Partei im Parlament ist. Broberg wirbt für die Unabhängigkeit Grönlands, aber wenn die nicht zu erreichen sei, dann möchte er sein Land lieber enger an die USA binden als abhängig von Dänemark zu bleiben: „Wir sind auf dem nordamerikanischen Kontinent, wir haben nichts mit Europa zu tun“, sagt er.
    Im Frühjahr 2025 steht auf Grönland eine planmäßige Parlamentswahl an. Die Unabhängigkeit von Dänemark ist dabei ein großes Thema im Wahlkampf.

    Welche geopolitische Macht hängt mit Grönland zusammen?

    Für die USA ist die riesige Insel in der Arktis von hoher strategischer Bedeutung. Sie haben dort einen Luftwaffenstützpunkt mit einem Frühwarnsystem für ballistische Raketen, da der kürzeste Weg von Europa nach Nordamerika über Grönland führt. Durch den Klimawandel schmilzt zudem das Eis ab, die Arktis wird damit besser für die Schifffahrt nutzbar und Grönland damit strategisch noch wertvoller.
    Für die USA sei es von entscheidender Bedeutung, dass keine anderen Großmächte auf der Insel Fuß fassen, erklärt der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad. So hätten die USA Interesse an einer stärkeren militärischen Präsenz vor Ort bekundet, um die Gewässer zwischen Grönland, Island und Großbritannien zu überwachen – diese gelten als Tor für russische Marineschiffe und Atom-U-Boote.
    Kremlsprecher Dmitri Peskow hat als Antwort auf Trumps Vorstoß im Bezug auf Grönland bereits betont: „Wir sind dort präsent und werden es weiterhin sein." Die „dramatische Entwicklung“ werde von der russischen Regierung genau verfolgt, „Gott sei Dank" handele es sich bisher nur um „Ankündigungen".
    Grönland ist nicht nur ein strategischer Knotenpunkt – in und um die Insel schlummern zudem wertvolle Bodenschätze. Dabei geht es insbesondere um seltene Erden. Dänische Forscher gehen davon aus, dass in Grönland 35 Millionen Tonnen dieser Rohstoffe lagern; das könne den europäischen Bedarf für mehrere Jahrzehnte sichern.
    Außerdem gibt es dort Gold, Diamanten, Uran, Zink, Blei sowie große Mengen an Öl und Gas. Die grönländische Regierung unter Führung der linksgrünen Partei Inuit Ataqatigiit hat die Förderung von Öl und Erdgas jedoch verboten, um den Klimawandel nicht noch weiter anzufachen. Gefördert werden soll nur das, was die Welt für die grüne Transformation benötigt. Das Land möchte zudem die Potenziale der Wasserkraft ausschöpfen und zeigt sich bereit, bei der Lagerung von CO₂ zu helfen.
    Grönland mit seinen Eismassen wird vom Klimawandel empfindlich getroffen. Gleichzeitig erhöht der Klimawandel den Wert von Grönlands Bodenschätzen, weil die Ressourcen durch das Schmelzen des Eisschildes leichter zugänglich wird.
    Trump ist nicht der erste US-Präsident, der an Grönland interessiert ist. Als Grönland noch eine dänische Kolonie war, wollten die USA unter dem damaligen Präsidenten Harry Truman die Insel 1946 als strategisches Gut während des Kalten Krieges für 100 Millionen Dollar in Gold kaufen. Doch bereits damals lehnte die Regierung in Kopenhagen den Verkauf ab.

    Wie positioniert sich die EU?

    Die Europäische Kommission bezeichnete die Drohungen Trumps als „sehr hypothetische Frage". Kommissionssprecherin Paula Pinho verwies jedoch auf eine gegenseitige Verteidigungsklausel der 27 EU-Mitgliedsländer im Falle eines Angriffs auf das zu Dänemark gehörende Grönland. Die für Außenpolitik zuständige Sprecherin Anitta Hipper betonte, „dass die Souveränität der Staaten respektiert werden muss".
    Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Anschluss-Drohungen des künftigen US-Präsidenten vehement zurückgewiesen: „Das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land – egal ob es im Osten von uns liegt oder im Westen", sagte Scholz. „Daran muss sich jeder Staat halten – egal ob es ein kleines Land ist oder ein sehr mächtiger Staat." Auch aus weiteren Teilen Europas kam Kritik: Die französische Regierung bezeichnete Trumps Drohungen als „Form von Imperialismus".

    pto