"We will defeat you. You will not win."
"Wir werden Euch besiegen – Ihr werdet nicht gewinnen." Sadiq Khans Botschaft an die kranken und bösen Extremisten war klar und unmissverständlich. Gemeinsam mit tausenden Menschen gedachte Londons muslimischer Bürgermeister gestern Abend am Potters-Field-Park vor dem Rathaus der Opfer. Sieben Menschen starben hier ganz in der Nähe. 48 wurden verletzt, als ein weißer Lieferwagen auf der London Bridge in Fußgänger raste und die Täter anschließend wahllos mit Messern attackierten. Der Zustand von 18 Personen gilt immer noch als kritisch.
Applaus für eine Gruppe Imame, die wie unzählige Personen Blumen niederlegten. Die Erinnerung an die Schreckensnacht ist bei vielen noch hellwach – durch die Bilder aus dem Fernsehen oder durch das, was sie selbst erlebt haben. Augenzeugen berichten:
"Alle sind gerannt, so was habe ich nie gesehen."
"Die haben einfach auf alle eingestochen, die in ihrer Nähe waren."
Die: Das waren Rachid Redouane, ein 30-jähriger Marokkaner oder Libyer, der lange in Dublin wohnte, Khuram Shazad Butt, ein Brite pakistanischer Abstammung und ein von der Polizei noch nicht benannter dritter Komplize.
Einer der drei Täter war der Polizei bekannt
Nur acht Minuten nach dem ersten Notruf wurden sie von acht Polizisten erschossen. Bei allem Lob für die schnelle Reaktion der Polizei und der Einsatzkräfte häufen sich jedoch kritische Fragen. Denn Khuram Butt war den Sicherheitskräften bekannt. Nachbarn hatten seine Radikalisierung gemeldet. Er tauchte vor einem Jahr sogar in einem Fernsehfilm über die Dschihadisten aus der Nachbarschaft mit einer Flagge des IS auf.
Beide Männer lebten in Barking. Der 27-jährige Butt arbeitete für eine Lebensmittelkette, war verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder. Sieben Frauen und vier Männer aus ihrem Umfeld, die am Sonntag in Barking im Osten Londons festgenommen worden waren, sind letzte Nacht wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die Polizei ermittelt fieberhaft weiter. Im Tatfahrzeug wurden Molotowcocktails gefunden. Teile des Kneipenviertels Borough Market bleiben abgesperrt. Immer wieder gibt es Razzien. Auf den Brücken Londons wurde die Sicherheit verstärkt.
Es sei schon besorgniserregend, sagt mir Polizeioffizier Leahy, "aber wir verrichten unseren Job so normal es geht".
Premierministerin May hat als Innenministerin Polizeibudget gekürzt
Mit vielen Überstunden! Premierministerin Theresa May steht in der Schusslinie der Kritik: Als Innenministerin hat sie das Budget der Polizei in England und Wales gekürzt, das Personal um 20.000. Mit knapp 6.000 sind auch weniger Polizisten bewaffnet, Fakten, die ihr Oppositions- und Laborführer Jeremy Corbyn im wiederaufgenommenen Wahlkampf vorhält:
"Viele Leute sind böse auf Theresa May, weil sie als Innenminister die Stärke der Polizei und der Notfalldienste gekürzt hat. Am Donnerstag wird gewählt. Dann können die Leute entscheiden."
Auf der Zielgeraden des Wahlkampfes gerät die Premierministerin zunehmend unter Druck. Sie rechtfertigte sich:
"Wir haben das Budget für die Terrorbekämpfung und das der Polizei ab 2015 stabilisiert und wieder mehr Geld für bewaffnete Polizisten bereitgestellt. Wichtig sind aber auch die Eingriffsmöglichkeiten, die wir der Polizei einräumen. Wir haben der Polizei mehr Spielraum gegeben, was Jeremy Corbyn immer abgelehnt hat."
Spannung vor den Wahlen
Die pietätvoll eingelegte Wahlkampfpause ist vorbei, die Diskussion um Sicherheit voll entbrannt.
"Es wäre doch kurzsichtig, meine Wahlentscheidung von einem achtminütigen blöden Zwischenfall an einem Samstagabend abhängig zu machen, wenn es um die langfristige Zukunft des Landes geht."
Zeigt sich Simon Carney unbeeindruckt.
Denken alle so? Der Vorsprung der Tories ist geschrumpft: Einer Umfrage von vor dem Anschlag zufolge auf nur noch ein Prozent. Politisch bleibt es spannend, während die Menschen im Alltag Normalität suchen.
"Wir sind doch das Vereinigte Königreich und vereinigt sollten wir stehen. Das ist der beste Weg: Zusammenhalten – dann geht's vorwärts", meint U-Bahn-Kontrolleur Adrian, Halbinder, Halbfilipino und ganz Engländer.