Zwei Wochen, findet Nicky, zwei Wochen sind eigentlich noch nicht lang genug, um wirklich einen Eindruck zu haben. Aber trotzdem, sagt die 44-Jährige: Mein Eindruck ist schon jetzt überhaupt nicht gut.
Und das, obwohl Boris Johnson einen warmen Geldregen auf das Land niederlässt: 300 Millionen Pfund für die Kommunen, mehr als eine Milliarde für das Gesundheitssystem NHS, zwei Milliarden für die Vorbereitungen auf einen No-Deal-Brexit, mehr als 100 Millionen für eine Aufklärungskampagne dazu. Leute wie Nicky sind dennoch nicht überzeugt, dass das alles gut ausgehen wird.
"Ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, was passieren wird. Niemand kann das wirklich vorhersagen. Mich persönlich macht das nervös."
Zwischen "nervös" und "das muss jetzt endlich mal vorbei sein" schwankt die Stimmung im Brexit-Land. Immerhin hat es Boris Johnson geschafft, seine konservative Partei in den Umfragen wieder auf die 30-Prozent-Marke zu heben, nach den desaströsen neun Prozent bei der Europawahl.
"Wir brauchen einen starken Typen"
Ist doch klar, sagt Neil, er betreibt ein Fish’n‘Chips-Restaurant an der Küste von Cornwall.
"Wir brauchen einen starken Typen, um da durch zu kommen. Ich glaube, Boris ist der Einzige, der infrage kommt. Langfristig mag das anders aussehen, aber im Moment ist er wahrscheinlich der, den wir brauchen."
Der neue Premier kann vielleicht sogar Leute aus dem Oppositionslager herüberziehen, wie zum Beispiel Ora, 45 Jahre.
"Normalerweise wähle ich Labour, aber ich würde nicht für Corbyn stimmen, der ist mir zu weit links. Steht für mich alles auf der Kippe, aber die Tories zu wählen wäre eine Möglichkeit."
Niemand ist der Richtige
Dabei spielen die reinen Daten Boris Johnson gerade nicht in die Karten. Das britische Pfund notiert so schwach wie seit zwei Jahren nicht mehr, die Autoindustrie sackt ab, Investitionen gehen insgesamt dramatisch zurück. Und zwar flächendeckend, in vielen Branchen, sagt Ross McEwan, Chef der Royal Bank of Scotland.
"Wir sehen jetzt schon seit einiger Zeit, dass die großen Unternehmen einfach nur abwarten und nicht so wie sonst investieren. Die Unsicherheit hat inzwischen alle Geschäftsbereiche erreicht."
Dave ist 53, er hat mal in Deutschland studiert und hört jetzt in seinem Umfeld von London bis in seine Heimat Yorkshire im Norden von England nur noch: Die Leute haben das alles satt, so richtig satt.
Die landesweiten Zustimmungswerte für Boris Johnson liegen bei rund 40 Prozent, doppelt so hoch wie für Oppositionsführer Jeremy Corbyn. Aber mehr als ein Drittel der Leute sagt: Keiner der beiden taugt etwas. Auch Dave glaubt: Boris Johnson ist nicht der Richtige.
Aber, fügt Dave hinzu: Niemand ist "der Richtige" in dieser verfahrenen Situation, wir haben gar nicht "den Richtigen".