Das ganze Wembley-Stadion mit 90.000 Zuschauern sang die Marseillaise, Zehntausende Engländer schmetterten die französische Nationalhymne. Das war der Höhepunkt des Länderspiels am Abend und eine Geste der Solidarität mit dem Gast aus Frankreich. Das Ergebnis von 2 zu 0 für England war Nebensache. Die Dramaturgie stand im Mittelpunkt.
Liberté, Égalité und Fraternité stand in großen Lettern am Eingang des Wembley-Stadions, das von der Polizei mit erhöhtem Sicherheitsaufwand überwacht wurde. Die Zuschauer streckten zu Beginn rote, weiße und blaue Papierkarten hoch und bildeten so eine überdimensionale französische Nationalflagge. Prinz William und die beiden Trainer Roy Hodgson und Didier Deschamps trugen Blumenkränze ins Stadioninnere. Alle Spieler, französische und englische umarmten sich zum Gruppenbild. Es galt die Devise, die der französische Trainer Deschamps in der Pressekonferenz vortrug:
"Der Sport hat keine Farbe und keine Religion. Das war schon immer so, und so muss das auch bleiben."
Standing Ovations für Lassana Diarra
Deschamps zitierte damit seinen Mittelfeldspieler Lassana Diarra, dessen Cousine am letzten Freitag beim Rockkonzert in Paris erschossen wurde. Diarra war sichtlich bewegt vor dem Spiel, wurde von Mitspielern umarmt und nahm erst einmal auf der Ersatzbank Platz. Als er eingewechselt wurde, gab es Standing Ovations vom gesamten Stadion. Die französischen Fans waren von den Zeichen der Solidarität überwältigt.
"Ich wollte meine Solidarität für mein Land zeigen, und es war so eine große Sache, wie alle die Nationalhymne sangen. Wir können die Rivalität zwischen England und Frankreich im Fußball vergessen und wir singen gemeinsam als Freunde."
Cameron sprach sich für militärisches Vorgehen gegen "IS" aus
Große Gesten im Wembley-Stadion, auf politischer Bühne sorgte Ministerpräsident David Cameron für die Nachricht des Tages. Er sprach sich dafür aus, dass Großbritannien die Terrororganisation Islamischer Staat auch in Syrien militärisch aus der Luft angreift.
"Ich habe schon oft gesagt, wir sollten mehr tun. Es gibt eine unmittelbare und immer stärkere Bedrohung für unser Land. Darauf müssen wir antworten, nicht nur im Irak, sondern auch in Syrien. Wir sollten nicht erwarten, dass andere Länder die Lasten und die Risiken tragen, um unser Land zu beschützen."
Cameron vermied es aber, ein Datum für eine neue Abstimmung im Unterhaus anzusetzen. Zunächst will er den außenpolitischen Ausschuss überzeugen, der zuletzt erhebliche Bedenken formuliert hatte. Dessen Vorsitzender Crispin Blunt forderte:
"Wir müssen einen klaren Plan haben, der die politischen, militärischen und juristischen Fragen beantwortet. Es muss klar sein, dass dieser Plan zum Sieg über den Islamischen Staat führen kann und wird."
Premier Cameron will erst dann im Unterhaus über Militärschläge in Syrien abstimmen lassen, wenn er sich einer Mehrheit sicher ist. Dazu muss er aber noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Labour-Chef Jeremy Corbyn, ein bekennender Pazifist, warnte davor, einen Kreislauf von Gewalt und Hass anzukurbeln.