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Grossbritannien
Schottland propagiert die Unabhängigkeit

Am 24.März 2016 sollen die Schotten über ihre Unabhängigkeit abstimmen. Die Schottische Regierung stellt heute in einem Weißbuch ihre Vision eines eigenständigen Staates vor.

    Wenn alles so läuft, wie es sich Alex Salmond wünscht, dann wird der 24. März 2016 der entscheidende Tag. Es ist ein historisches Datum, denn an einem 24.März wurde der Unionsvertrag zwischen England und Schottland unterschrieben. Das war im Jahr 1707; seither gibt es das Vereinigte Königreich von Großbritannien, doch damit soll 309 Jahre später Schluss sein. Der 24. März 2016 soll Schottlands "Independence Day" werden.
    "Bei der Unabhängigkeit geht es im Kern nicht um eine Partei, eine Regierung oder einen Ministerpräsidenten, sondern um eine grundlegende, demokratische Wahl für Schottland. Um das Recht des Volkes eine eigene Regierung zu wählen.
    So verkündete es Alex Salmond, Chef der Schottischen Regionalregierung und der Nationalpartei, im Oktober, es gehe um einen Akt des nationalens Selbstvertrauens und des Glaubens an sich selbst.
    "It will be above all an act of national self confidence and national self belief!"
    Der Akt wird nächstes Jahr am 18. September stattfinden. In einem Referendum entscheiden sich 4 Millionen Schotten für oder gegen die Trennung vom Vereinigten Königreich.
    Zwar haben der letzten Umfrage zufolge die Separatisten Boden gut gemacht. Dennoch sind immer noch 47 Prozent gegen die Unabhängigkeit und nur 38 Prozent dafür. Doch der in London zuständige britische Staatssekretär für Schottland-Fragen, der Liberaldemokrat Alistair Carmichael warnt die Unionisten vor einer vorschnellen Siegesgewissheit:
    "Ich glaube, im ganzen Land gibt es Menschen, die die Existenz des Vereinigten Königreichs für selbstverständlich halten. Was wir klar machen müssen, ist, dass es wirklich in großer Gefahr steckt. Und das Vereinigte Königreich ist gut nicht nur für die Schotten. Sondern auch für die Menschen in England, Wales und Nordirland."
    Abstimmen aber werden nur die Schotten. Bis zu einem Viertel ist noch unentschieden. Und noch etwas besorgt den Staatssekretär: ihr Nationalstolz: 63 Prozent geben an, sie wären stolzer, wenn sie sich gegenüber einem Besucher als Schotte zu Erkennen geben, denn als Brite. Darauf setzte die SNP-Regierung, wenn sie heute in Glasgow ihr Weißbuch vorlegt. Erstauflage 20.000, 670 Seiten, eine Blaupause, der Masterplan für ein unabhängiges Schottland. Er wurde wesentlich von Nicola Sturgeon, der SNP-Vizechefin mitverfasst:
    "Das wird der umfassendste, detaillierteste und bestuntersuchte Ausblick auf die Unabhängigkeit eines Landes, der je veröffentlicht wurde. Eine positive Vision, was dieses Land erreichen kann. Am Dienstag ist der Moment, wo das Projekt Angst auf das Projekt Hoffnung trifft."
    Die Nationalpartei verspricht Wachstum, Arbeitsplätze und vor allem Fairness in einem selbstständigen Schottland; einen sozialdemokratischen, skandinavischen Weg - in bewusster Abgrenzung zur neoliberalen Politik in Londons Westminster. Der Meinungsforscher Professor John Curtice hält diese Strategie für bislang nicht erfolgreich:
    "Nicht sehr viele Menschen sind derzeit der Ansicht, dass ein unabhängiges Schottland eine gerechtere Gesellschaft wäre. Am Ende muss die Ja-Seite die Menschen überzeugen, dass die Unabhängigkeit dem Durchschnittsschotten 500 Pfund im Jahr mehr in der Tasche belässt, dass es ihm wirtschaftlich besser geht."
    Doch daran glaubt derzeit nur eine Minderheit; die Mehrheit fürchtet einen sinkenden Lebensstandard. Noch sind Probleme wie Pensionslasten, Staatsverschuldung oder künftige Währung nicht geklärt. Schottische Ängste wurden erst letzte Woche vom unabhängigen Institut für Finanzstudien genährt; dessen Erkenntnisse nutzte Alistair Darling, Kopf der „Better together“ Kampagne, sogleich aus:
    "Weil Schottlands Bevölkerungsquerschnitt schneller altert als im Rest des United Kingdom und zugleich die Öl-Reserven sinken, tut sich auf Dauer eine Finanzlücke auf. Deswegen sagen die Experten, dass Schottland entweder die Steuern erhöhen oder Ausgaben wird streichen müssen, um die Verschuldung auf einem erträglichen Niveau zu halten."
    Bliebe es dagegen Teil Großbritanniens, so das Institut, wären die Probleme leichter zu schultern.