Er war der engste Vertraute von Premierministerin Theresa May. Damian Green und sie kannten sich vom Studium seit den 1970er Jahren. Ihn hatte sie zu ihrem wichtigsten Minister gemacht – und muss sich jetzt wieder von ihm trennen.
Auf Greens Dienstcomputer im Unterhaus hatte die Polizei schon im Jahr 2008 Pornobilder gefunden. Da es aber um andere Recherchen ging, wurde der Fund nicht gemeldet. Green behauptete, ihm seien die Vorwürfe der Polizei völlig neu. Das aber war gelogen: seine Anwälte waren informiert und 2013 gab es ein Telefonat mit der Polizei in der Angelegenheit.
Polizeibeamter: "Fand eine Menge pornografische Fotos"
Vor einigen Wochen hatte ein ehemaliger Polizeibeamter den stellvertretenden Premierminister erheblich belastet. "Ich fand eine Menge pornografische Fotos, Mini-Bilder. Es waren tausende. Er hat sich an diesem Computer angemeldet, er hat zwischendurch Emails geschrieben. Es ist lächerlich, dass jemand anderes das getan haben soll."
Außerdem hat Green vor zwei Jahren eine junge Journalistin der "Times" belästigt. Er könne sich daran zwar nicht erinnern, wenn sie das aber so erlebt habe, entschuldige er sich.
Innerhalb von nur sechs Wochen musste jetzt schon der dritte Minister seinen Hut nehmen. Verteidigungsminister Michael Fallon stolperte ebenfalls über Vorwürfe sexueller Belästigung. Entwicklungsministerin Priti Patel wurde entlassen, weil sie eigenmächtig eine eigene Israel-Politik an Außenministerium und Downing Street vorbeibetrieb.
Für Theresa May ist der Verlust ihres Stellvertreters zwar ein Rückschlag. Sie gilt aber im Moment als sicher vor Rücktrittsforderungen, weil sie zuletzt erfolgreich aus Brüssel zurückkam mit der Zusage der EU, dass Phase zwei der Brexit-Verhandlungen beginnen kann.
Vergewaltigungsvorwürfe stehen im Raum
Seit Monaten beschäftigen Vorwürfe sexuellen Missbrauchs das politische Westminster. Gegen acht Tory- und vier Labour-Abgeordnete wird ermittelt. Ein Staatssekretär schickte seine Sekretärin in einen Sexshop zum Einkaufen. Andere grapschten oder machten anzügliche Bemerkungen. Die junge Labour-Mitarbeiterin Bex Bailey erstattete sogar Anzeige, sie sei 2011 von einem ranghöheren Labour-Funktionär vergewaltigt worden.
"Ich wurde am Rande des Parteitages sexuell genötigt. Ich habe das nach oben in die Partei gemeldet. Aber man sagte mir, ich soll das lieber nicht melden."
Die Vergewaltigung wird jetzt im Nachgang untersucht. Die Vielzahl der Fälle wirft ein Schlaglicht auf die Kultur in Westminster, viele Frauen wollen sich das Gebaren mancher männlicher Politiker aber nicht mehr gefallen lassen.