"Good morning!. This is Jacob Rees-Mogg." Jacob Rees-Mogg moderiert eine Talk-Sendung für den Radiosender LBC. Er ist nicht im Studio, sondern sitzt gemütlich zuhause auf seinem Landsitz in Somerset vor dem warmen Kaminfeuer, draußen schneit es.
Technisch Fortgeschrittenen empfiehlt er, ihn per Webcam über Facebook auch zu sehen. Er sei ja mit "meinem UKW-Radio mit Handkurbel" sehr zufrieden. Jacob Rees-Mogg funkt auf allen Kanälen. Für einen "Backbencher", einen Hinterbänkler, bei den Konservativen, ist er nahezu omnipräsent in den Medien, vorgestern erst bei einer Live-Schaltung der BBC ins Unterhaus.
Scheitel, Zweireiher und Oxford-English
Die Reporterin fragt Jacob Rees-Mogg, was er denn zur Rede des früheren Premierminister John Major sage. Der hatte gerade ein zweites Referendum zum Brexit ins Gespräch gebracht. Er behauptet auch, der Wille der Briten würde von der Regierung nicht respektiert. Süffisant nimmt Jacob Rees-Mogg seinen früheren Premier und Parteichef auseinander. Major habe doch schon oft falsch gelegen.
Jacob Rees-Mogg wirkt einerseits äußerst altmodisch mit seinem akkuraten Scheitel, den Zweireihern und seinem perfekten Oxford-English. Seine politischen Ansichten sind tief konservativ. Aber er hebt sich damit von der steif und kontrolliert wirkenden Theresa May ab, meint der Historiker und konservative Publizist Nigel Jones:
"Es gibt bei uns wie wohl auch in Deutschland ein Verlangen nach Authentizität. Jacob Rees-Mogg ist bunt, ja bizarr, so wie Boris Johnson. Die Leute mögen das."
Jacob Rees-Mogg führt in der Fraktion der Tories die Riege der harten Brexit-Befürworter an und sitzt Premierministerin May damit im Nacken. Als Katholik ist er auch gegen die Homoehe und strikt gegen Abtreibung, selbst nach einer Vergewaltigung. Er sei "unter allen Umständen gegen eine Abtreibung", es tue ihm leid.
Brüsseler Bürokraten und französischer Käse
Auf dem letzten Parteitag in Manchester war Jacob Rees-Mogg der Star der Tories, seine Auftritte am Rand des Kongresses viel umjubelt. "Wir verlassen nicht die EU, weil wir französischen Käse nicht mögen. Wir gehen, weil wir uns nicht von ungewählten Bürokraten in Brüssel sagen lassen wollen, was wir tun sollen."
Beobachter in Großbritannien vergleichen "The Mogg", so sein Spitzname, mit Jeremy Corbyn. Wenn ein Alt-Linker Labour-Chef werden könne, warum dann nicht bei den Tories auch ein Unikat wie Jacob Rees- Mogg? Von dem der Economist einmal schrieb, er sei ein Mann der 50er Jahre, allerdings der 1850er Jahre.
Hoch im Kurs
"Seine Aktien bei den Tories steigen, er ist ja ein Geschäftsmann. Boris Johnsons Aktien dagegen sinken. Jacob hat den Vorteil, dass er nicht in der Regierung ist und Kritik üben darf. Boris ist in die Kabinettsdisziplin eingebunden. Er muss May unterstützen, auch wenn er anderer Meinung ist."
Jacob Rees-Mogg kann aber doch auch pragmatisch sein. Im Dezember stimmte auch er den 50 Milliarden Euro zu, die London als Schlussrechnung an die EU überweisen will. Der Publizist Nigel Jones glaubt definitiv, dass Jacob Rees-Mogg noch eine andere Seite hat. "Er ist ein Gentleman. Aber unter dem weichen Gewand trägt er einen scharfen Dolch aus Stahl."