Sportler reden ungern über Politik, erst recht im Profisport. Kein Problem damit hat dagegen der Trainer des FC Liverpool, Jürgen Klopp. "Brexit ist keine Lösung. Die EU mag nicht perfekt sein und wird nie perfekt sein. Aber es ist die beste Idee, die wir bisher hatten."
Klopp ist aber Deutscher, ihm mögen Brexiteers seine Ansichten durchgehen lassen. Der Brexit spaltet die Fußballfans – und den englischen Fußball insgesamt, obwohl oder gerade weil er bei der WM zuletzt so erfolgreich war.
Ganz England jubelte über das gewonnene Elfmeterschießen, aber man streitet über die Folgen, die der Brexit für die Premier League haben wird. Im Moment dürfen Premier League Clubs so viele EU-Spieler im Kader haben, wie sie wollen. Das schreibt das EU-Recht vor. Demnächst gelten Profis aus der EU aber als Ausländer. Wenn der Fußballverband nicht die Regeln aufweicht, könnten 40 Prozent weniger EU-Profis– also Franzosen, Deutsche oder Belgier - in der Premier League kicken.
Chance für junge englische Spieler?
"Alle EU-Spieler müssen sich dann um eine Arbeitserlaubnis bei der FA bemühen, dem Verband", erklärt Sportjournalist Jason Burt von der Zeitung "The Telegraph". "Für sie gelten Quoten wie für Spieler aus Südamerika. Der Verband bietet der Premier League jetzt einen Deal an: die Spieler kriegen die Erlaubnis leichter, aber die Vereine geben nicht mehr so vielen Ausländern einen Vertrag."
Im Verband sieht man den Brexit als Chance für junge englische Spieler. Folgendes Szenario gilt jetzt als möglich: die Top-Stars aus den EU-Ligen werden weiter kommen dürfen. Aber nicht mehr EU-Spieler, die z.B. keine Nationalspieler zuhause sind. Eigengewächse aus den englischen Vereinen dürfen damit auf Verträge in der Premier League hoffen, aber eher bei den Clubs im Tabellenkeller.
Auswirkungen auf den Pferdesport und Kricket
Aber nicht nur der Profi-Fußball ist betroffen. Der Brexit wird auch zur Herausforderung für andere Sportarten, vor allen Dingen für die auf der Insel so beliebten Pferderennen.
Das Grand National in Aintree ist eines der größten Events – unter tausenden. Der Pferdesport beschäftigt 17.000 Menschen und setzt fast vier Milliarden Euro um. Die Reitställe sind auf Mitarbeiter aus der EU angewiesen – und ständig werden die kostbaren Reitpferde oder Zuchttiere hin- und her transportiert. Das alles kann schwieriger werden.
"Der Brexit hat seine Risiken, beim Pferdetransport und unseren Mitarbeitern", sagt Michael Bell, einer der Top-Pferdetrainer. "Wir brauchen irgendeinen Vertrag, um das alles zu klären."
"Es ist beängstigend im Moment", pflichtet sein Kollege Ed Walker bei. "Aber es wird eher die Ställe am unteren Ende treffen. Die Top-Ställe sind stark und halten das aus."
Veränderungen bringt der Brexit auch für eine Sportart mit sich, die als ganz besonders britisch gilt: Kricket. Im traditionsreichen "County-Cricket" spielen zwar kaum Ausländer aus der EU, weil es in der EU kaum Kricket-Ligen gibt. Aber im Jahr 2003 entschied der Europäische Gerichtshof, dass im Sport die Arbeitnehmer-Freizügigkeit auch für Spieler aus Ländern gilt, die zwar nicht zur EU gehören, aber mit ihr assoziiert sind. Das gilt für Südafrika, Zimbabwe oder die Staaten der Karibik. Hier ist Kricket populär, übrigens auch Rugby. Spieler aus diesen Ländern werden womöglich nicht mehr so umfangreich im Kricket und Rugby auf der Insel als Profis spielen dürfen wie jetzt.
Der Brexit wird für einige in der Tat zum Schocker werden. Die Brexiteers dagegen hoffen, dass dann mehr englische Profis zum Zug kommen. Ausgerechnet der Trainer der englischen Fußballnationalmannschaft Gareth Southgate schockte vor wenigen Wochen aber die Brexit-Gemeinde. Er plädiert vehement für ein weltoffenes Großbritannien, gerade im Sport.
"Ich mochte nicht einen Beiklang rund um den Brexit, wie das moderne Großbritannien aussehen soll. Gerade junge Menschen waren da irritiert. Für mich hatte das Brexit-Referendum eine Menge an rassistischen Untertönen."