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Große Hoffnung Alumni

Der Mannheimer Alumni-Verein AbsolventUM e.V. ist mit 3500 Mitgliedern einer der größten in Deutschland. In Mannheim verfolgt man das Konzept, die Alumni fakultätsübergreifend zu organisieren. Der Schwerpunkt des Angebots für die Vereinsmitglieder liegt bei Fort- und Weiterbildungsangeboten an der Hochschule. Außerdem bemüht man sich, auch im Ausland regelmäßige Treffen der Mannheimer Absolventen zu initiieren, um die soziale Bindung an die alte Hochschule zu stärken und damit für die Uni Mannheim zu werben.

Autor: Ludger Fittkau |
    Das Vorbild für die Universität Mannheim sind die USA. Dort finanzieren sich manche Hochschulen teilweise über die Beiträge und Spenden der Absolventen, die einem Förderverein beitreten. An diesem Beispiel sollen sich die Aktivitäten des Mannheimer Vereins AbsolventUM e.V. ein wenig orientieren, so Christian Kramberg, stellvertretender Vereins-Vorsitzender. Doch kopiert werden sollen die amerikanischen Finanzierungsmodelle nicht:

    Wir haben natürlich nach USA geschaut, aber kopieren wäre zuviel gesagt, weil wir hier doch ganz stark staatliche Hochschulen sind und durch die Länder entsprechend gesteuert.

    Deshalb geht bei AbsolventUM e.V. nicht vorrangig ums private Geld, sondern um Kommunikation - so wie bei den Treffen der Regionalgruppe Frankfurt des Vereins beim Apfelwein Klaus, einer beliebten Kneipe in der Mainmetropole. Einlader ist der Regionalgruppenleiter Gunter Arlt:

    Wir machen lokal hier in Frankfurt jeden Monat einen Stammtisch, wo sich Absolventen der Universität Mannheim treffen, um sich einfach über gewisse Dinge auszutauschen, den Kontakt zu halten, Kontakte zu pflegen, Networking zu machen...

    Die Betriebswirtin Doris Rocker ist extra aus Mannheim zum heutigen Treffen gekommen. Sie erklärt, warum inzwischen jeder zweite Hochschulabgänger der Universität Mannheim Mitglied bei AbsolventUM wird und warum man sich in Frankfurt und in anderen Städten regelmäßig zum Stammtisch trifft:

    Weil ja heute das Single-Leben doch sehr stark ist und dann sehnen die sich doch nach einer Gruppe. Das ist schon ein Bedürfnis, so ein sozialer Wunsch. Weil jeder steht so ein Bisschen rum und guckt in Kneipen und so und beim Stammtisch kommt man doch sehr leicht zusammen...

    Da bleibt es nicht beim Apfelwein-Umtrunk: Zu den Aktivitäten der Frankfurter AbsolventUM-Gruppe gehören auch gemeinsame Museumsbesuche, Vorträge oder die Teilnahme am Studium Generale an ihrer alten Hochschule- der Uni Mannheim. Und dann ist da noch die Sache mit dem Vitamin B, erzählt Doris Rocker:

    Ich glaube auch, dass man dadurch auch viele Kontakte beruflicher Art hat, weil ja doch auch viele ältere Herren da sind, wie in einer Verbindung, so. Ich meine, Vitamin B ist alles sehr viel, aber es ist eben anders, weil auch Frauen dabei sind, ist gemischt und es ist eben anders als eine Verbindung, wo eben nur die Herren sind. Insofern ist das etwas lockerer...

    Dafür sorgt auch die Geschäftsstelle des Vereins AbsolventUM , der in einem Gebäude der Uni Mannheim eine ganze Etage belegt. 8 Jahre nach der Gründung zählt man inzwischen 3500 Mitglieder, allesamt Hochschulabgänger in Mannheim.
    30 Euro im Jahr ist der jährliche Mitgliedsbeitrag für diese so genannten "Alumni".
    Sie sollen ihr Leben lang an die Hochschule gebunden bleiben, so Christian Kramberg, stellvertretender Vorsitzender des Vereins:

    Die Studierenden sind 5 Jahre hier, aber wir gehen davon aus, 50 Jahre Alumni. Und in 50 Jahren kann einiges passieren, die können zu Ministern werden, die können zu Vorstandvorsitzenden werden, die können Einfluss in der Wirtschaft, Politik, überall haben und das sollte man nutzen.

    Nutzen will die Universität Mannheim ihre Hochschulabgänger aber beispielsweise auch für den Aufbau eines Weiterbildungsangebotes. Lebenslanges Lernen, wie es heute für Akademiker wichtig sei, könne doch auch teilweise in der alten Hochschule stattfinden, ist die Idee. Doch sogar in anderen Kontinenten werden mit den
    150.000 Euro, die der Verein aus den Mitgliedsbeiträgen jährlich erwirtschaftet, Alumni-Gruppen aufgebaut. Zum Beispiel in New York, so Christian Kramberg:

    Ja, die Gruppe in New York, die ist relativ groß. New York ist eben eine beliebte Stadt, wie etwa San Francisco oder hier in Deutschland München oder Berlin.

    Wie die meist schon aus dem 19. Jahrhundert stammenden Studentenverbindungen will AbsolventUM e.V. auch als Netzwerk für berufliche Kontakte dienen und den Ruf der Universität Mannheim international stärken:

    Wir sind bestimmt noch nicht soweit, wie in den USA, nach dem Motto, ich bin stolz, ein Harvard-Absolvent zu sein, vielleicht auch mit einer gewissen Arroganz, aber wenn der von Harvard kommt, wird der sofort eingestellt. Ob wir das wollen, ist wieder eine andere Frage. Aber der Trend geht schon da hin.

    Obwohl AbsolventUM inzwischen auch eine Stiftung gegründet hat, mit der Hochschulbelange gefördert werden sollen, glaubt Christian Kramberg allerdings nicht, dass der Verein künftig wesentliches zur Finanzierung der Mannheimer Universität beitragen kann:

    Es kann nicht sein, das wir als Alumni-Verein quasi Aufgaben des Staates oder des Landes übernehmen, sondern das was wir mit dem Geld tun, sind Zusatzleistungen. Niemand soll meinen, er kann durch weitere Kürzungen irgendwo sich aus der Verantwortung ziehen. Ich denke, das ist auch sehr wichtig, das einfach mal anzusprechen.