Die Straße Richtung Mossul endet an einem Hügel - zwölf Kilometer vor den Toren der Stadt. Hier, in der Ninive-Ebene im Norden des Irak, verläuft die Front zum sogenannten Islamischen Staat; hier haben die Peschmerga ihre Posten bezogen. Die kurdischen Kämpfer warten auf die Dämmerung - in Verschlägen aus Wellblech und Bunkern aus Beton.
Hinter einem Wall aus Sandsäcken halten zwei junge Soldaten Wache. Von der Anhöhe nahe der Ortschaft Khorsabad überblicken sie die Ebene: weite, von der Sonne verbrannte Felder, verlassene Dörfer, dichter Wald. Dahinter liegt Mossul: die zweitgrößte Stadt des Irak. Seit mehr als zwei Jahren wird sie vom IS beherrscht - der gefährlichsten Terror-Organisation der Welt.
"Wir müssen uns ducken. Wenn wir uns hier fünf oder zehn Minuten aufhalten, entdecken uns die Scharfschützen des IS. Deshalb sollten wir nicht länger als ein oder zwei Minuten bleiben. Einmal kurz schauen, vielleicht noch einmal, dann verschwinden wir besser."
Safar und seine Kameraden beobachten ihre Gegner genau. In den umliegenden Dörfern haben sich die Dschihadisten verschanzt - wenige hundert Meter von hier. Die Peschmerga sorgen dafür, dass der IS nicht weiter nach Norden vorrückt; nicht in die Autonome Region Irakisch-Kurdistan, nicht in die nahegelegene Stadt Dohuk. Dafür werden sie von westlichen Ländern mit Waffen versorgt - auch aus Deutschland.
"Wir haben Hunderte von Terroristen getötet. Letzte Nacht über 20"
Safar zieht sein Smartphone aus der Tasche, zeigt den Kameraden ein Video: ein Gefecht in der vergangenen Woche, direkt hier an der Front - gefilmt von einem Kämpfer des IS.
Der Extremist hatte die kleine Kamera bedient, bis er getötet wurde - von den Peschmerga. Er ist nicht der einzige Gefallene, sagt Sarbast Tirwanshi, der Kommandeur der Truppe.
"Ich bin seit zwei Jahren und zwei Monaten hier. Wir haben Hunderte von Terroristen getötet. Vergangene Nacht waren es über 20."
Sarbast sei ein echter Peschmerga, sagen die Rekruten; einer, "der dem Tod ins Auge schaut" - so wird "Peschmerga" meist ins Deutsche übersetzt. Seit fast vier Jahrzehnten gehört er zu den kurdischen Kämpfern. Selbst vor den Terroristen des IS schreckt er nicht zurück:
"Sie haben nicht viel Kampferfahrung. Sie rücken vor und attackieren uns, aber wenn sie getötet werden, gibt es niemanden, der nachrückt und weiterkämpft. Außerdem kennen sie die Gegend nicht besonders gut. Deshalb sind sie ein leichtes Ziel für die Peschmerga."
Der IS sei geschwächt, sagt Sarbast, die Terror-Organisation habe gerade in den vergangenen Monaten enorme Verluste erlitten. Dennoch: Der schwerste Kampf gegen die Dschihadisten steht den Peschmerga noch bevor. Gemeinsam mit irakischen Truppen, schiitischen Milizen, sunnitischen Stämmen und amerikanischen Spezialkräften wollen sie die Terroristen im Irak besiegen - und Mossul vom IS befreien.
Mossul ist die Hauptstadt der Provinz Ninive. Jahrhunderte lang war sie ein Wirtschaftszentrum - direkt am Tigris gelegen, etwa 350 Kilometer nördlich von Bagdad, nahe der Autonomen Region Irakisch-Kurdistan. Bis vor zwei Jahren lebten weit mehr als eine Millionen Menschen in Mossul - vor allem sunnitische Araber, aber auch fast alle anderen Bevölkerungsgruppen des Irak. Doch im Juni 2014 wurde die Stadt vom IS überrannt. Viele Einwohner flohen vor den Dschihadisten, auch die irakischen Streitkräfte. Der Anführer des IS, Abu Bakr Al-Baghdadi, ließ sich hier wenige Tage später zum Kalifen ernennen.
Keine verlässlichen Informationen über den Zustand in Mossul
In einer Moschee in Mossul hielt Baghdadi im Juli 2014 eine Freitagspredigt - sein einziger öffentlicher Auftritt. Er sieht sich als Nachfolger des Propheten Mohammed und als Anführer aller Muslime. Seit der IS Mossul beherrscht, gelten dort die Regeln der Terroristen. Es heißt, die Frauen müssten sich verhüllen, die Männer Bärte tragen. Die christlichen Einwohner wurden gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Viele flohen aus der Stadt oder wurden hingerichtet. Wie es heute, zwei Jahre nach der Eroberung durch den IS, in Mossul aussieht - darüber gibt es keine verlässlichen Informationen. Das macht die Befreiung besonders kompliziert.
Die Peschmerga wissen, was es bedeutet, eine Stadt oder ein Dorf vom IS zu befreien. In den vergangenen Monaten haben die kurdischen Kämpfer zahlreiche Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht, die vorher vom IS beherrscht wurden - auch im Bezirk Sindschar nahe der Grenze zu Syrien. Im Juli und August 2014 hatte der IS die dort lebenden Jesiden angegriffen und verfolgt - nach Einschätzung einer UN-Kommission war es ein Völkermord. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Zehntausende Menschen flohen vor dem IS, viele von ihnen nach Irakisch-Kurdistan.
Im Flüchtlingslager Sharya in der kurdischen Provinz Dohuk versucht eine Gruppe Jungen, ein Volleyball-Netz zu errichten. Der Boden ist hart und trocken; die zwei Holzstangen, an denen das Netz befestigt ist, lassen sich nicht in die Erde rammen. Die Jungen versuchen es trotzdem. Sie haben nicht viel Ablenkung in Sharya - aber immerhin: Hier sind sie in Sicherheit.
Ein paar Meter weiter hat Khaltar es sich mit ein paar Nachbarn in seinem Zelt bequem gemacht. Auch er ist vor dem IS geflohen. Der 29-jährige Jeside stammt aus dem Ort Snuny nördlich des Sindschar-Berges. In der kargen Gegend ganz in der Nähe der syrisch-irakischen Grenze führte Khaltar ein einfaches Leben - bis die Dschihadisten kamen.
"Wir konnten es nicht glauben. Wir sind auf den Berg geflohen und drei Tage dort geblieben. Es war sehr schwer, denn wir hatten weder Essen noch Trinken. Die Kinder haben geschrien, und viele um uns herum waren schon tot. Ich selbst habe 18 Kinder beerdigt - sie sind vor Durst gestorben, in den Armen ihrer Eltern."
Wochenlang war Khaltar auf der Flucht - gemeinsam mit seiner Frau und der damals ein Jahr alten Tochter. In Sharya in der kurdischen Provinz Dohuk hat Khaltar schließlich Zuflucht gefunden. Seit fast zwei Jahren wohnt er hier - mit seiner Frau und seinen mittlerweile zwei Kindern, auf 16 Quadratmetern, in einem Zelt. Entlang der Wände liegen dünne Matratzen, in einer Ecke steht ein niedriger Schrank, neben dem Eingang ein Ventilator. So wie Khaltar und seine Familie leben 17.000 Menschen in Sharya, zwischen Betonboden und Zeltplanen, dicht an dicht. 1,8 Millionen Menschen aus Syrien und dem Irak haben seit 2011 in Irakisch-Kurdistan Zuflucht gesucht - in einer Region, die gerade einmal fünfeinhalb Millionen Einwohner hat. Das bedeutet: Jeder Dritte ist Flüchtling. Und: Es kommen immer mehr. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR rechnet damit, dass hunderttausende weitere Menschen aus ihrer Heimat fliehen werden, wenn der seit Langem geplante Sturm auf Mossul beginnt.
"Lager zu errichten ist keine gute Option"
Im Gebäude des Gouvernements Dohuk herrscht Hochbetrieb. Hier laufen die Fäden zusammen, wenn es um die Versorgung von Vertriebenen und Flüchtlingen in Dohuk geht. Das kleine Gouvernement hat besonders viele Neuankömmlinge aufgenommen, denn in der Nachbarprovinz Ninive liegen sowohl die Stadt Mossul als auch der Berg Sindschar - Gebiete, die vom IS erobert wurden und teilweise hart umkämpft sind. Idriss Saleh kümmert sich darum, dass alle Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf haben:
"Lager zu errichten ist keine gute Option, aber manchmal hat die Regierung keine andere Wahl. Warum? Weil die Vertriebenen und Flüchtlinge vor zwei Jahren erst einmal in Schulen unterkommen mussten - in mehr als 600 allein in Dohuk. Also waren wir gezwungen, Lager zu errichten. Wenn es um die Versorgung der Menschen und um die Sicherheit geht, sind Camps natürlich praktisch. Aber grundsätzlich sind viele Flüchtlingslager keine gute Option für unser Gouvernement."
Bislang, das betonen die Verantwortlichen in der Verwaltung, gebe es so gut wie keine Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und den Alteingesessenen in Dohuk - und das, obwohl die Einwohnerzahl der Provinz in den vergangenen fünf Jahren sprunghaft angestiegen ist: um 700.000 Menschen, was der Größe von Frankfurt am Main entspricht. Idriss Saleh hat eine Erklärung dafür, dass es mit dem Zusammenleben trotzdem recht gut funktioniert.
"Wir Kurden sind vertrieben worden, mussten in die Türkei und den Iran auswandern - vielleicht können wir deshalb besser als andere nachvollziehen, wie die Vertriebenen leiden. Das ist einer der Gründe, warum wir sie aufnehmen und ihnen helfen. Ein anderer Grund ist: Wir sind Kurden, und die meisten Flüchtlinge und Vertriebenen sind ebenfalls Kurden. Wir betrachten sie als Brüder."
"Wir rechnen damit, dass Hunderttausende Vertriebene kommen"
Unterstützt wird die Autonome Region Irakisch-Kurdistan vom UNHCR und Dutzenden regionalen und internationalen Hilfsorganisationen, auch aus Deutschland. Schon der logistische Aufwand ist enorm: Unterkünfte für Hunderttausende Menschen müssen zur Verfügung gestellt und mit Strom und Wasser versorgt werden, sanitäre Anlagen, Küchen und Krankenstationen müssen aufgebaut und Schulunterricht für die Kinder organisiert werden. Um die Koordination kümmert sich ein eigens dafür eingerichteter Ausschuss. Und die Vorbereitungen für den nächsten Ansturm von Flüchtlingen laufen bereits, sagt der Gouverneur von Dohuk, Farhad Amin Salim Atroushi:
"Wir bauen gerade drei neue Camps an drei verschiedenen Orten. Zwei sind weitgehend fertig, das dritte ist in Planung. Wir rechnen damit, dass Hunderttausende Vertriebene nach Kurdistan kommen, vor allem nach Dohuk. Dieses Mal werden es aber vor allem Araber sein. Wir respektieren sie, wir haben nichts gegen sie, aber es wird schwer werden herausfinden, wer zu den Terroristen gehört und wer nicht - wir haben ja keine Informationen über sie."
Sicherheit - für viele Menschen in der Autonomen Region Irakisch-Kurdistan ist sie das entscheidende Thema, wenn es um die Befreiung von Mossul geht. Gerade hier, in unmittelbarer Nähe zum "Islamischen Staat", ist die Angst vor potenziellen Attentätern groß. Ein Grund, warum sich die Neuankömmlinge einem Sicherheits-Check unterziehen müssen, sagt Karim Sindschari, der Innen- und Peschmerga-Minister von Irakisch-Kurdistan.
"Weil der IS Mossul seit zwei Jahren beherrscht, müssen die Leute genau überprüft werden. Wir wissen nicht, ob sie irgendwie mit dem IS zusammenhängen oder nicht. Deshalb wird untersucht, ob sie ein Risiko darstellen."
In Dibaga, einem Flüchtlingslager etwa 40 Kilometer südlich von der kurdischen Hauptstadt Erbil, treffen seit einigen Monaten täglich mehrere Hundert Flüchtlinge ein. Die Zahl der Bewohner ist seit März um das Zehnfache gestiegen - von 3.500 auf mittlerweile 34.000. Die Menschen stammen vor allem aus den Dörfern südlich von Mossul - aus den Gebieten also, in denen die irakische Armee gegen den IS kämpft. So wie die Peschmerga vom Norden aus auf Mossul vorrücken, bewegen sich die irakischen Soldaten von Süden aus auf die Stadt vor.
Kontrollen: Kein Zutritt für IS-Angehörige
Bereits jetzt platzt Dibaga aus allen Nähten. Der älteste Teil des Camps wurde mit Geld aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gebaut, die Unterkünfte sind vergleichsweise komfortabel. Viele Familien bewohnen hier kleine Häuser aus Beton, haben ein eigenes Bad und eine eigene Küche. Doch der Platz reicht schon lange nicht mehr. Zahlreiche Neuankömmlinge müssen wochenlang in der Moschee des riesigen Lagers schlafen, gemeinsam mit Dutzenden anderen Menschen, bevor ihnen ein Zelt zugewiesen wird. So wie Mohammed:
"Ich bin vor drei Monaten hier angekommen. Uns geht es hier gar nicht so schlecht. Aber meine Freunde schlafen schon seit zwei Monaten in der Moschee. Außerdem ist es ziemlich schwierig, die ganzen Papiere auszufüllen.
Mohammed ist aus Mossul geflohen. Sechs Stunden, erzählt er, sei er zu Fuß gelaufen, dann habe er ein Boot genommen, um den Fluss zu überqueren. Bevor Flüchtlinge wie Mohammed das Lager Dibaga betreten dürfen, werden sie auf ihre Nähe zum IS überprüft – in sogenannten "reception centers". Das sind eigens abgesperrte Bereiche, in denen die Männer von ihren Frauen und Kindern getrennt und gescreent werden. Nur wer in den Augen der Verantwortlichen nichts zu tun hat mit der Terror-Organisation, darf das Lager schließlich betreten. Eine Prozedur, die zahlreiche Fragen aufwirft, sagt Andrea Quaden von der Welthungerhilfe:
"Wir wissen, dass, wenn Menschen Mossul verlassen, dass es dann bestimmte Checkpoints gibt und Sicherheitszentren, wo dann geguckt wird, dass sich nicht der IS dann irgendwie eingeschlichen hat in bestimmte Gruppen, und dann gibt es verschiedene Transit Camps, und Punkte, wo Leute ankommen – uns ist halt nicht ganz klar, wie das genau vonstattengeht, und wer sich auch darum kümmert, dass Menschenrechte eingehalten werden, wer sich darum kümmert, dass Familien nicht voneinander getrennt werden etc. etc."
Zahlreiche Gebiete in der Umgebung von Irakisch-Kurdistan sind umstritten
Viele Beobachter befürchten zudem, dass die Kurden ihre militärischen Erfolge gegen den IS ausnutzen könnten und Gebiete außerhalb von Irakisch-Kurdistan, die sie unter ihre Kontrolle gebracht haben, zu kurdischen machen wollen. In den vergangenen Monaten kursierten außerdem Berichte, dass die Peschmerga arabische Flüchtlinge daran hinderten, in ihre befreiten Dörfer zurückzukehren. Karim Sindschari, der Innen- und Peschmerga-Minister in Irakisch-Kurdistan, wehrt sich gegen diese Vorwürfe:
"Das stimmt nicht. Einige dieser Gegenden grenzen an Gebiete, die der IS beherrscht. Aus Sicherheitsgründen erlauben wir weder Arabern noch Kurden, dorthin zurückzukehren. (…) Sie könnten von Granatwerfern und Raketen getroffen werden. Deshalb dürfen sie nicht zurückkehren. Aber viele Gebiete, die wir befreit haben, sind weit entfernt vom IS und die Menschen gehen zurück. Wir helfen ihnen dabei."
Zahlreiche Gebiete in der Umgebung von Irakisch-Kurdistan sind umstritten: sowohl die kurdische Regionalregierung als auch die irakische Zentralregierung beanspruchen sie für sich. Auch Gebiete rund um Mossul gehören dazu – Dörfer, die inzwischen von den Kurden kontrolliert werden. In der Stadt selbst leben aber vor allem sunnitische Araber. Wer in Mossul – nach der erwarteten Befreiung – den Ton angeben soll, ist noch völlig unklar. Der kurdische Innen- und Peschmerga-Minister weicht einer Antwort aus:
"Jetzt ist der IS unser Ziel. Unsere Priorität ist, den IS zu besiegen. Also konzentrieren wir uns darauf."
Noch in diesem Jahr, da ist sich der Minister sicher, soll der Sturm auf die Stadt beginnen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass die Koalition aus irakischen Streitkräften, Peschmerga, schiitschen Milizen und sunnitischen Stämmen bereits in wenigen Wochen, wenn nicht Tagen nach Mossul vordringt – auf jeden Fall vor Ende der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama im Januar. Der wolle – so wird gemunkelt – mit der Befreiung der Stadt und einem entscheidenden Schlag gegen den IS punkten, um nicht als schwacher Staatsmann in die Geschichte einzugehen. Fast 6000 US-Soldaten sind zurzeit im Irak stationiert, bereiten sich auf die Rückeroberung Mossuls vor. Wenn die Soldaten in die Stadt eindringen, wollen die Peschmerga allerdings nicht dabei sein:
"Wir werden die Gebiete rund um Mossul zurückerobern, aber nicht innerhalb der Stadt kämpfen. Wir machen die Straßen frei; die irakischen Streitkräfte rücken dann hinter uns auf die Stadt vor."
"Sie sind Feinde der Menschlichkeit"
Viele Beobachter fürchten, dass der Kampf um Mossul lang und blutig wird. Denn die Millionenstadt ist die letzte Hochburg der Dschihadisten im Irak: Sie kontrollieren kaum noch Gebiete, in die sie sich zurückziehen könnten. In den vergangenen Monaten haben die irakischen Regierungstruppen Stück für Stück Territorium zurückerobert: die Städte Falludscha und Ramadi in der Provinz Anbar, aber auch in zahlreiche Gebiete der Provinz Ninive. Die IS-Kämpfer könnten sich nun in Mossul verschanzen und hunderttausende Einwohner als menschliche Schutzschilde missbrauchen, weil sie nichts mehr zu verlieren haben – das ist die Sorge vieler Beobachter. Sie rechnen deshalb mit einem langwierigen Häuserkampf. Und manche befürchten, dass der IS zwar militärisch besiegt werden kann, dass seine Ideologie aber überleben wird.
An der Front ist es dunkel geworden. Die Peschmerga streifen schusssichere Westen über ihre grüne Kluft, tauschen Turnschuhe in feste Stiefel. Vor allem nachts wird es hier gefährlich. Kommandant Sarbast Tirwanshi will weiterkämpfen - bis die Dschihadisten des IS besiegt sind:
"Sie sind die Feinde aller Religionen - Juden, Christen, Jesiden. Vor allem aber sind sie Feinde des Islam. Und Feinde der Menschlichkeit. Wir empfinden es als unsere Pflicht, die Terroristen zu bekämpfen."
Die Peschmerga und die irakischen Streitkräfte ziehen ihren Ring um Mossul immer enger. Doch wichtige politische Fragen für die Zeit nach der Befreiung sind längst noch nicht geklärt. Wenn die Dschihadisten in Mossul besiegt sind, könnte der Kampf um die Stadt und die Vorherrschaft in der Region erst richtig beginnen.