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Gründung des World Wildlife Fund vor 60 Jahren
Vom Schutz der Wildtiere zur Erhaltung des globalen Ökosystems

Ein Panda wurde zum weltbekannten Logo des World Wildlife Fund, der sich seit dem 11. September 1961 für den Schutz bedrohter Wildtiere - und nun des globalen Ökosystems einsetzt. Trotz der Unterstützung durch königliche Großwildjäger kann sich die Bilanz des WWF sehen lassen.

Von Alfried Schmitz |
    Das Panda-Logo des World Wildlife Fund 2016 auf einer erleuchteten Laterne vor dem verdunkelten Brandenburger Tor in Berlin Das Panda-Logo des World Wildlife Fund, WWF hier vor dem Brandenburger Tor in Berlin während der jährlichen, globalen Verdunklungsstunde Earth Hour - mit der Aktion will der WWF Aufmerksamkeit auf den Klimaschutz lenken
    Das Panda-Logo des World Wildlife Fund, WWF hier vor dem Brandenburger Tor in Berlin während der jährlichen, globalen Verdunklungsstunde Earth Hour - mit der Aktion will der WWF Aufmerksamkeit auf den Klimaschutz lenken (dpa / Gregor Fischer )
    "Wir müssen das Wildleben der Erde retten! Rund um den Erdball verlieren unschuldige Wildtiere ihr Leben oder ihren Lebensraum durch eine wahre Orgie nutzloser Zerstörung. Sie sind Opfer der ständig wachsenden Zivilisation. Sie werden erschossen und ausgerottet, weil ganze Landstriche für Bodenschätze ausgebeutet, für Staudämme überflutet, durch Chemie vergiftet werden."
    So beginnt ein Manifest, das Ende April 1961 von 16 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft verfasst wird. Zu der international besetzten Runde gehören der deutsche Naturschützer Wolfgang Ewald Burhenne, der Schweizer Zoologe Jean-Georges Baer, der Leiter des Kruger Nationalparks, Rocco Knobel, sowie der britische Biologe und Philosoph Julian Huxley. Ihre Zusammenkunft in Morges, am Nordufer des Genfer Sees,
    ist die Geburtsstunde des WWF, des World Wildlife Fund, der seine Gründung am 11. September 1961 in London offiziell bekannt gibt und seine Arbeit aufnimmt. Da habe es die IUCN, bereits gegeben, sagt WWF-Deutschland-Sprecher Jörn Ehlers. "Das ist die Weltnaturschutzunion, das ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und nationalen Behörden. (...) Ein Ansatz war damals, dass man Geld sammeln wollte, um diese Organisation zu unterstützen."

    Wie der Panda auf das Logo kam

    Dem World Wildlife Fund gelingt es schnell, die Medien für den Wildtierschutz zu interessieren. Als das britische Boulevard-Blatt "Daily Mirror" Anfang Oktober 1961 einen emotionalen Artikel über bedrohte Wildtierarten veröffentlicht, ist die Resonanz riesig. Innerhalb weniger Tage spenden die Briten 60.000 Pfund an den WWF. Nicht ganz unbeteiligt an diesem Erfolg ist wohl auch das besondere "Wappentier", mit dem sich die Naturschutzorganisation seit ihren Anfangstagen präsentiert. Zu verdanken sei das Peter Scott, sagt Jörn Ehlers: "Der Sohn des Polarforschers, der hatte in Großbritannien auch eine Fernsehsendung, vergleichbar vielleicht mit Grzimek, der war auch Grafiker, und der hat so einen Panda gescribbelt, auf einem Bierdeckel oder eine Zigarettenschachtel war es, glaube ich, es sollte schwarz-weiß sein, damit man das auch vernünftig damals reproduzieren konnte. Und so kam man dann auf den Panda."

    Umstrittene Werbeträger

    Neben diesem besonderen Sympathieträger bauen die WWF-Gründer auf die Popularität und den politischen Einfluss aus europäischen Königshäusern. So werden Prinz Bernhard der Niederlande oder Queen-Gemahl Prinz Philip zu wichtigen Freunden, Förderern und Funktionären des WWF - deren Leidenschaft für die Großwildjagd sorgt zwar für kritische Stimmen, aber der WWF setzt weiterhin auf die Werbewirksamkeit von Prominenten.
    Als man 1963 den Naturfilmer und Zoologen Bernhard Grzimek für die deutsche Sektion des WWF gewinnen kann, ist das ein Glücksgriff. Der Moderator der beliebten Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere" wird zum Aushängeschild in Sachen Tierschutz. Er appellierte: "Wir wollen doch die Vielfalt des Lebens auf der Erde erhalten und nicht einen großen Teil für immer für unsere Nachwelt verschwinden lassen."

    Erfolge beim Bestand von Nashörnern und Elefanten

    Zu den größten Erfolgen des WWF wird Anfang der 1970er-Jahre die globale Kampagne zur Rettung der Tiger. Und auch der Bestand der afrikanischen Nashörner und Elefanten kann stabilisiert werden, weil man für sie Reservate schafft und Wildhüter schult, um die Wilderei einzudämmen.
    Ranger bei der Tierbeobachtung im Lobéké-Nationalpark, Kamerun
    Brutale Wildhüter in WWF-Projekten - "Es sind wirklich Ausnahmefälle"
    Immer wieder kommt es in WWF-Projekten zu schweren Konflikten zwischen Wildhütern und der Bevölkerung. Der Organisation wurden deshalb Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Eine Untersuchung zeigt nun, dass die Vorwürfe oft berechtigt sind – eigene Mitarbeiter seien aber nicht involviert, sagte Eberhard Brandes vom WWF-Deutschland.
    1986 erweitert der WWF mit der Umbenennung in "World Wide Fund for Nature" seine Zielsetzung. Seitdem steht die Erhaltung des gesamten Ökosystems im Fokus der Organisation, die auch gezielt junge Menschen ansprechen möchte: "Weltweit sind mindestens 800 marine Arten von Plastikmüll bedroht. Darum unterschreibt unsere Petition. Bittet die Staatsoberhäupter dieser Welt, endlich Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen raus aus der Plastikkrise. Jede Stimme von Euch zählt."
    Das Brandenburger Tor ohne Beleuchtung. Auf dem Boden leuchtende Buchstaben, die den Begriff "Earth Hour" bilden.
    WWF-Aktion "Earth Hour" - Eine Stunde Licht aus für die Erde
    (Am 27. März 2021 fand zum 15. Mal die weltweite Aktion "Earth Hour" statt. Was 2007 als lokale Aktion mit dem Abschalten der Beleuchtung der Hafenbrücke in Sydney begonnen hatte, ist längst eine globale Bewegung für den Klimaschutz geworden – und indirekt für dunklen Himmel.
    Mit 6.200 Beschäftigten, über fünf Millionen freiwilligen Helfern und einem Jahresetat von 700 Millionen Euro ist der WWF rund um den Erdball aktiv. Doch trotz aller Erfolge der vergangenen Jahre bleibe der Kampf um die Natur ein Wettlauf mit der Zeit, so Jörn Ehlers:
    "Hauptherausforderungen sind momentan sicherlich der galoppierende Rückgang der Biodiversität, und der Rückgang ist wirklich erschreckend: 68 Prozent in 50 Jahren. Diesen Prozess müssen wir aufhalten, stoppen und umkehren. Dann kommt natürlich der Klimawandel hinzu. Und da bleibt auch für die nächsten 60 Jahre sicherlich noch einiges zu tun."