Seit 15 Jahren wird im Nordosten Chinas gentechnisch veränderte Baumwolle angebaut. Die Pflanzen enthalten ein Gen aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis, kurz Bt. Damit bilden sie einen Giftstoff in ihren Blättern, der den Baumwollkapselwurm tötet, einen gefährlichen Schädling. Weil sich die Pflanzen der sogenannten Bt-Baumwolle somit auf natürliche Weise selbst schützen, müssen die Bauern weniger Pestizide anwenden.
"Bevor es die Bt-Baumwolle gab, setzten die Bauern irrsinnig viele Pestizide ein. Allein gegen den Baumwollkapselwurm versprühten sie etwa 30 Mal im Jahr Insektenbekämpfungsmittel. Es war verrückt."
Nicolas Desneux ist Ökologe am Nationalen französischen Agrarforschungszentrum INRA in Sophia-Antipolis. Seit Jahren erforscht er die Nebenwirkungen von Agrargiften in der Umwelt.
"Die meisten Insektizide werden nicht schnell abgebaut. Sie bleiben lange im Boden, sie gelangen ins Wasser. Es ist eine Form von Umweltverschmutzung"
Pestizide töten nicht nur die Schädlinge, gegen die sie eingesetzt werden. Sie ziehen auch andere Insekten in Mitleidenschaft. Schädlinge wie Blattläuse zum Beispiel, aber auch Nützlinge wie Käfer, Florfliegen oder Spinnen. Gemeinsam mit chinesischen Forschern hat Nicolas Desneux jetzt untersucht, wie sich der großflächige Einsatz der transgenen Bt-Baumwolle in China über die Jahre hinweg auf die Populationen solcher Insektenarten in der Agrarlandschaft auswirkt.
"Der Giftstoff in der Bt-Baumwolle wirkt ja nicht gegen Blattläuse oder deren natürliche Feinde. Er macht es nur möglich, den Insektizideinsatz auf den Feldern zu reduzieren. In der Folge gibt es auch mehr Nützlinge, die für eine biologische Schädlingsbekämpfung sorgen."
Die Forscher beobachteten über zehn Jahre hinweg, wie sich die Populationen von Blattläusen auf den Feldern entwickelten. Normalerweise töten die üblichen Pestizide gegen den Baumwollkapselwurm auch die Blattläuse. Durch den reduzierten Pestizideinsatz auf den Feldern mit Bt-Baumwolle wäre deshalb ein deutlicher Anstieg des Blattlausbefalls zu erwarten gewesen. Doch dazu kam es nicht. Denn ohne die Giftdusche gab es in allen Jahren auch mehr Jagdinsekten, die viele Blattläuse fraßen. Dieser positive Effekt wirkte sogar über die Baumwollfelder hinaus. Auch auf benachbarten Flächen, die mit Weizen, Sojabohnen oder Erdnüssen bestellt waren, stieg die Zahl der Nützlinge. Als Loblied auf die Gentechnik will Nicolas Desneux die Studie allerdings nicht verstanden wissen.
"Die Botschaft der Studie reicht viel weiter: Wir sollten Landwirtschaft nachhaltig und umweltschonend betreiben. Je weniger Pestizide versprüht werden, desto mehr natürliche Fressfeinde und Schädlingskontrolle gibt es. Deshalb müssen wir den Einsatz der Pestizide drastisch reduzieren."
Die Bt-Baumwolle ist nur eine Möglichkeit, das zu erreichen. Ob die Bauern in China aus den positiven Erfahrungen mit dem reduzierten Pestizideinsatz bei der Bt-Baumwolle schon so viel gelernt haben, dass sie auch auf den anderen Feldern die Giftspritze seltener einsetzen, ist noch unklar.
"Ich gehe davon aus. Aber man bräuchte eine Studie, um das genauer zu erfassen. China ist anders als Europa oder Nordamerika. Alle Felder dort sind sehr klein und dicht nebeneinander wie ein Mosaik. Es ist nicht leicht zu ermitteln, was die chinesischen Bauern machen – weil jeder nur ein sehr kleines Feld besitzt."
Die extrem kleinräumige Struktur der chinesischen Ackerflächen bedeutet freilich auch: Das Ergebnis der Studie, wonach der Einsatz der Bt-Baumwolle auch den Nachbarfeldern nutzt, lässt sich nicht einfach auf Agrarlandschaften wie in den USA übertragen. Dort wird Bt-Baumwolle in riesigen Monokulturen angebaut.
"Bevor es die Bt-Baumwolle gab, setzten die Bauern irrsinnig viele Pestizide ein. Allein gegen den Baumwollkapselwurm versprühten sie etwa 30 Mal im Jahr Insektenbekämpfungsmittel. Es war verrückt."
Nicolas Desneux ist Ökologe am Nationalen französischen Agrarforschungszentrum INRA in Sophia-Antipolis. Seit Jahren erforscht er die Nebenwirkungen von Agrargiften in der Umwelt.
"Die meisten Insektizide werden nicht schnell abgebaut. Sie bleiben lange im Boden, sie gelangen ins Wasser. Es ist eine Form von Umweltverschmutzung"
Pestizide töten nicht nur die Schädlinge, gegen die sie eingesetzt werden. Sie ziehen auch andere Insekten in Mitleidenschaft. Schädlinge wie Blattläuse zum Beispiel, aber auch Nützlinge wie Käfer, Florfliegen oder Spinnen. Gemeinsam mit chinesischen Forschern hat Nicolas Desneux jetzt untersucht, wie sich der großflächige Einsatz der transgenen Bt-Baumwolle in China über die Jahre hinweg auf die Populationen solcher Insektenarten in der Agrarlandschaft auswirkt.
"Der Giftstoff in der Bt-Baumwolle wirkt ja nicht gegen Blattläuse oder deren natürliche Feinde. Er macht es nur möglich, den Insektizideinsatz auf den Feldern zu reduzieren. In der Folge gibt es auch mehr Nützlinge, die für eine biologische Schädlingsbekämpfung sorgen."
Die Forscher beobachteten über zehn Jahre hinweg, wie sich die Populationen von Blattläusen auf den Feldern entwickelten. Normalerweise töten die üblichen Pestizide gegen den Baumwollkapselwurm auch die Blattläuse. Durch den reduzierten Pestizideinsatz auf den Feldern mit Bt-Baumwolle wäre deshalb ein deutlicher Anstieg des Blattlausbefalls zu erwarten gewesen. Doch dazu kam es nicht. Denn ohne die Giftdusche gab es in allen Jahren auch mehr Jagdinsekten, die viele Blattläuse fraßen. Dieser positive Effekt wirkte sogar über die Baumwollfelder hinaus. Auch auf benachbarten Flächen, die mit Weizen, Sojabohnen oder Erdnüssen bestellt waren, stieg die Zahl der Nützlinge. Als Loblied auf die Gentechnik will Nicolas Desneux die Studie allerdings nicht verstanden wissen.
"Die Botschaft der Studie reicht viel weiter: Wir sollten Landwirtschaft nachhaltig und umweltschonend betreiben. Je weniger Pestizide versprüht werden, desto mehr natürliche Fressfeinde und Schädlingskontrolle gibt es. Deshalb müssen wir den Einsatz der Pestizide drastisch reduzieren."
Die Bt-Baumwolle ist nur eine Möglichkeit, das zu erreichen. Ob die Bauern in China aus den positiven Erfahrungen mit dem reduzierten Pestizideinsatz bei der Bt-Baumwolle schon so viel gelernt haben, dass sie auch auf den anderen Feldern die Giftspritze seltener einsetzen, ist noch unklar.
"Ich gehe davon aus. Aber man bräuchte eine Studie, um das genauer zu erfassen. China ist anders als Europa oder Nordamerika. Alle Felder dort sind sehr klein und dicht nebeneinander wie ein Mosaik. Es ist nicht leicht zu ermitteln, was die chinesischen Bauern machen – weil jeder nur ein sehr kleines Feld besitzt."
Die extrem kleinräumige Struktur der chinesischen Ackerflächen bedeutet freilich auch: Das Ergebnis der Studie, wonach der Einsatz der Bt-Baumwolle auch den Nachbarfeldern nutzt, lässt sich nicht einfach auf Agrarlandschaften wie in den USA übertragen. Dort wird Bt-Baumwolle in riesigen Monokulturen angebaut.