Unternehmensbesuch in der Kleinstadt Lüchow: Zwischen teuren Markenschuhen und feinen Herrenhemden begrüßt Kleiderhändler Claas Spitz die Teilnehmer des Starter Camps. Von dem Austausch mit den Studierenden erhofft sich Spitz, "zu gucken, wo gehen die Ideen der jungen Leute hin, die aus der Stadt kommen, die aus der Universität sind, und ist das deckungsgleich mit meinen Ideen, die ich vielleicht habe für die Zukunft."
Auch auf dem Land gibt es Arbeitsstellen
Über die Zukunft von Spitz und anderen Mittelständlern der Region denken nun die jungen Designer nach. Dabei geht es um praktische Dinge: um ein Konzept für Spitz´ Filiale für Damenbekleidung beispielsweise oder um ein Verpackungsdesign für die Knäckebrote einer örtlichen Bäckerei. So sammeln die Studierenden erste Praxiserfahrungen und sollen lernen: Auch auf dem Land gibt es Arbeit für kreative Hochschulabsolventen.
Freilaufende Hühner, weite Felder und viel Raum zum Denken - das Kukate, ein kleiner Ort 15 Kilometer von Lüchow. Hier, im Schatten von zwei großen Kastanienbäumen, liegen die Arbeits- und Wohnräume der Grünen Werkstatt.
"Ich glaube auch, dass der Gedankenprozess hiern bisschen entschleunigt wird."
Für Tilo Krüger, Produktdesign-Student und gebürtigen Berliner, ist die Arbeit auf dem Land etwas Besonderes:
"Wenn man also in einem Atelier sitzt in Berlin in Kreuzberg, dann ist man ja irgendwie angespannt. Und ich glaube hier die Atmosphäre auf dem Hof, wenn tatsächlich der Hahn und das Huhn zwischen den Beinen herumlaufen, das kann noch mal ganz andere Richtungen einschlagen. Ich bin da auch selber noch gespannt, wohin es dann dabei geht."
Hochschulabsolventen sollen sich auf dem Land wohlfühlen
Nach den Unternehmensbesuchen am Vormittag ist jetzt erst einmal Pause. Bei frischem Apfelsaft besprechen Krüger und seine Kollegen erste Konzeptideen. Die Atmosphäre ist entspannt. Das soll so sein. Denn nur über gute Gefühle fänden die Studenten auch einen Zugang zur Region, sagt Michael Seelig, Vorsitzender des Trägervereins der Grünen Werkstatt:
"Es funktioniert eigentlich nur, indem man die Schönheit der Landschaft zeigt und das emotionale Erleben einer Region fördert. Dafür müssen Leute herkommen und dafür müssen sie sich richtig wohlfühlen. Dazu gehört auch richtig gutes Essen und am Abend mal n schönes Bier."
Student Krüger schätzt das ländliche Arbeitsumfeld. Aber wie so viele kann er sich trotzdem nicht vorstellen, aus der Großstadt zu ziehen:
"Ich mag den kosmopolitischen Raum sehr gern und so doll ich auch die Atmosphäre hier auf dem Hof genieße, vermisse ich das Rauschen der Stadt."
Gebürtige Städter zu einem Umzug aufs Land zu bewegen, ist schwer. Meike Koopmann, Projektleiterin der Grünen Werkstatt, will daher vor allem diejenigen Uni-Absolventen zu einer Rückkehr bewegen, die ihre ländliche Heimat für das Studium verlassen mussten.
"Es gibt viele, die sagen, ich würde gerne zurückkehren, wenn denn hier Arbeit wäre. Und gewisse Arbeit ist vorhanden und es ist vor allem Freiraum da, sich zu entfalten. Und darum geht's uns im Moment auch für die Zukunftsentwicklung, wie kann man genau diese Themen sichtbarer machen und wie kommt man an die potenziellen Rückkehrer ran, um sie sozusagen nach Hause zu holen und damit auch den Landkreis wieder neu zu beleben."
Grüne Werkstatt dient anderen Landkreisen als Vorbild
Mit ihrem Vermittlungskonzept zwischen regionalen Unternehmen und Studierenden gilt die Grüne Werkstatt anderen Landkreisen als Vorbild. In Thüringen und in der Lausitz gibt es bereits Nachahmer. Sie hoffen auf einen ähnlichen Erfolg, wie den, von dem Vorsitzender Seelig berichtet: Eine ehemalige Teilnehmerin der Grünen Werkstatt ist im Frühjahr ins Wendland gezogen.