Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hat zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche die Massentierhaltung in Deutschland scharf kritisiert. "Wir können die Augen nicht verschließen vor katastrophalen Zuständen in den großen Tierfabriken", sagte Koch am Samstag im RBB-Hörfunk. So würden Schweinemäster Tiere, die nie Tageslicht sehen, wie ein technisches Fließbandprodukt behandeln und unter unsäglichen Bedingungen schlachten. Rinderzüchter würden ihren "Tieren brutal Gewalt antun, indem sie sie auf Tausende Kilometer lange Transporte durch halb Europa schicken".
"Tägliches, unsägliches Leid"
Im Gegensatz zu den prächtigen und herausgeputzten Rindern, die auf der weltweit größten Agrarmesse in Berlin bestaunt werden könnten, sehe die Wirklichkeit viel zu oft ganz anders aus, sagte Koch weiter: "Die viel zu großen Mastbetriebe, die einzig und allein auf den Profit setzen, verursachen täglich aufs Neue unsägliches Leid an der Kreatur." Wer Tiere als Ware missbrauche, schrecke auch vor weiterer Rücksichtslosigkeit nicht zurück: "Grundwasser wird verseucht und Billiglöhne sorgen für ein modernes Sklaventum", kritisierte der katholische Geistliche. Von derlei Missständen sei "in der Hochglanzwelt der Grünen Woche kaum die Rede", beklagte Koch.
Die Verbraucher sollten aber hellhörig sein und könnten ihre Mentalität ändern. "Jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen, dass die Tierquälereien weniger werden." Wenn es um Tiere gehe, sollten die Menschen sich nicht als "Verbraucher" verstehen: "Denn hier gibt es nichts zu verbrauchen, sondern hier gilt es, die Würde der Geschöpfe zu achten, auch wenn sie uns zur Nahrung dienen", unterstrich der Erzbischof.
Proteste und Gegenproteste erwartet
Die Grüne Woche startete am Freitag und geht bis zum 29. Januar. Sie gilt als eine der weltweit größten Leistungsschauen der Agrarbranche. Tausende Bauern sowie Umwelt- und Tierschützer wollen am Samstag in Berlin unter dem Motto "Wir haben Agrarindustrie satt" für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft auf die Straße gehen.
Aufgerufen dazu haben rund 100 Organisationen, darunter Verbände von konventionell und ökologisch wirtschaftenden Bauern und kirchliche Hilfswerke. Zuvor wollen am Hauptbahnhof andere Bauern für Dialog statt Protest werben. Sie werfen der "Wir haben es satt"-Demo Diffamierung vor. Ihr Gegenmotto: "Wir machen Euch satt."
(nch/sima)