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Grüner Preis für blaublütigen Prinzen

Prince Charles, ewiger Thronfolger Großbritanniens, war wegen seiner Affäre mit Camilla, seiner heutigen zweiten Frau, reichlich unbeliebt. Sein Engagement in Sachen Umweltschutz hat die Briten allerdings reichlich versöhnt - nun darf der Blaublüter gar den Deutschen Nachhaltigkeitspreis entgegennehmen.

Von Martin Zagatta |
    Was ihm ihn Berlin jetzt eine Auszeichnung einbringt, das hat dem britischen Thronfolger in seiner Heimat oft genug auch Ärger beschert. Mit seinem Einsatz für Unweltschutz und einen nachhaltigen Umgang mit der Natur ist Prinz Charles häufig angeeckt in seinem Königreich. Zuletzt als er die größte Umweltkatastrophe aller Zeiten hereinbrechen sah, sollte der Anbau genveränderter Lebensmittel weiter um sich greifen.

    Prinz Charles sollte sich ein Schweigegelübde auferlegen, sich heraushalten aus öffentlichen Kontroversen. Denn das sei nicht vereinbar mit seiner Rolle in einer konstitutionellen Monarchie, klagt Dick Taverne, Mitglied im Oberhaus.

    Molekularbiologen der Universität von Surrey nennen den künftigen König einen "Show-Umweltschützer". "Während große Teile der Welt hungern" - so ihre Kritik - rate Charles den Armen dazu, "Bio-Kuchen zu essen". Spott, der Tradition hat auf der Insel seit der älteste Sohn von Königin Elisabeth II. schon in den 70er-Jahren ökologische Themen zu seinem Steckenpferd gemacht hat. Ein abgehobener Öko-Spinner, der im Schneidersitz auf dem Thron hocke und Müsli esse, höhnte einst der "Daily Mirror". Prinz Charles galt lange als altmodisch verschrobener Exzentriker, der seinen Bio-Anbau an Mondphasen ausrichtet, mit Pflanzen spricht - und mit seinen Ratschlägen nervt.

    Die Kreditkrise sei zurecht eine große Besorgnis, aber die Auswirkungen des Klimawandels seien langfristig die weit größere Bedrohung, warnt der Thronfolger unverdrossen. Und in den Augen der meisten seiner Landsleute hat sich Prinz Charles mit solchen Beschwörungen längst auch von einem weltfremden Besserwisser zu einem weitsichtigen Mahner gewandelt.

    Der 60-Jährige gilt vielen inzwischen als Vorreiter, der auch weiß, wovon er spricht. Auf dem Bauernhof in seinem Landsitz Highgrove in der Grafschaft Gloucestershire im Südwesten Englands betreibt seine Hoheit schon seit drei Jahrzehnten Bio-Landwirtschaft. Die Produkte, von Keksen und Edelkonfitüren bis hin zum Schinken, verkaufen sich bestens.

    Poundbury, ein Musterdorf, das der Prinz weiter südlich am Stadtrand von Dorchester anlegen ließ, gilt heute als Vorbild für die von der Regierung jetzt geplanten Öko-Siedlungen. Und dass Großbritannien sich sogar per Gesetz verpflichtet hat, seine Treibhaus-Emissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, ist auch auf sein Drängen hin geschehen. Irgendwann, so hoffte Charles der BBC gegenüber fast selbstzufrieden, würden die Leute vielleicht erkennen, dass manche Dinge, die er mache, gar nicht so verrückt seien.

    Zeitungen wie die "Daily Mail" allerdings sehen jetzt auch seinen Deutschland-Besuch kritisch und werfen Prinz Charles "Heuchelei" vor. Schließlich habe der Thronfolger für seinen Trip eigens ein Privatflugzeug angemietet und trage mit einem Ausstoß von 53 Tonnen Schadstoffen zur Erderwärmung bei, um in Berlin einen "Nachhaltigkeitspreis" entgegenzunehmen.