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Grünes Licht für ELES

Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat heute das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) eröffnet. Das Stipendienprogramm richtet sich an jüdische Nachwuchswissenschaftler und Studierende und ist das zwölfte Begabtenförderungswerk, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird.

Von Heinz-Peter Katlewski |
    "Es gibt ja bereits das Evangelische Studienwerk Villigst, es gibt das Cusanuswerk der Katholischen Kirche und nun eines für jüdische Studierende und Doktoranden."

    Bundesbildungsministerin Annette Schavan wird das neue konfessionelle Studienwerk heute Nachmittag bei einem Festakt in der Jüdischen Oberschule Berlin begrüßen. Es wurde gerade zur rechten Zeit gegründet, findet dessen Vorsitzender, Walter Homolka, Rektor des Rabbinerseminars an der Universität Potsdam und dort auch Honorarprofessor für Jüdische Studien. Durch die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland - nach dem Fall der Mauer - ist die jüdische Gemeinschaft von einst 25 Tausend auf heute 120 Tausend Gemeindemitglieder angewachsen.

    "Das Studienwerk wäre vor 20 Jahren so nicht denkbar gewesen, weil gar nicht genügend Bewerber zur Verfügung gestanden hätten. Insofern ist die Zuwanderung eine wichtige Voraussetzung. Dann ist auch aus meiner Erfahrung bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes im Auswahlausschuss deutlich gewesen, dass es sehr viele junge Menschen der zweiten Generation gibt, die die Angebote des deutschen Schulsystems sehr wohl zu nutzen gewusst haben."

    Ganz einfach war es nicht, den jungen Leuten in den jüdischen Gemeinden dieses Angebot zu machen. Zunächst mussten für den Programmbeirat und die Auswahlausschüsse des Studienwerks genügend führende Akademiker gefunden werden, die sich als Juden bekennen und die bereit sind, in den Gremien mitzuarbeiten. Das schien zunächst der Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu entsprechen, berichtet der Frankfurter Erziehungswissenschaftler, Professor Micha Brumlik. Er ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats:

    "Es gibt ja die fünf oder sechs üblichen Verdächtigen - nun, wir haben einfach geguckt, haben uns in jüdischen Gemeinden erkundigt, und das ging dann auch ein bisschen nach Schneeballsystem. Aber am Ende waren es dann 30 bis 35 Leute, auf die wir gekommen sind. Und das ist nun für eine zahlenmäßig durch kleine, durch die NS-Zeit stark dezimierte Gemeinschaft doch ganz gut. Ne ganze Reihe außerordentlich renommierter Kolleginnen und Kollegen darunter, aus den unterschiedlichsten Fächern - von der Molekularbiologie über die Germanistik bis zur Judaistik und Pädagogik."

    Aber auch Jura, die Informatik, die bildende Kunst und sogar die Feinstoffmechanik sind fachlich in den Gremien vertreten. Namensgeber ist der vor zwei Jahren verstorbene Religionswissenschaftler und Historiker Ernst Ludwig Ehrlich. Als junger Student hatte er selbst noch erlebt, in welchem großen Maße sich Juden vor 1938 am wissenschaftlichen und kulturellen Leben in Deutschland beteiligt haben. Nach 1945 war er einer der führenden jüdischen Gesprächspartner im christlich-jüdischen Dialog. Die Schirmherrin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, bekennt,

    "dass er für mich das repräsentiert, was wir eigentlich hatten und was wir jetzt nur noch in Einzelpersonen zur Verfügung haben."

    Es sollen künftig wieder mehr werden, die mit jüdischem Hintergrund Beiträge zu Wissenschaft und Forschung leisten. Begabte und engagierte jüdische Studierende und Doktoranden aller wissenschaftlichen Disziplinen, die in der Lage sind, einen akademisch besetzten Auswahlausschuss zu überzeugen, haben künftig - abhängig von der Einkommenssituation der Eltern - eine Chance auf ein Stipendium und zusätzlich ein Büchergeld. Darüber hinaus erfahren sie eine studienbegleitende ideelle Förderung. Professor Micha Brumlik:

    "Das bedeutet, dass es für die Stipendiaten Angebote geben wird, zum Teil verpflichtende, zum Teil freiwillige Angebote, Ferienkurse, Akademien, Seminare in denen sie sich mit allen Aspekten der jüdischen Kultur aber tatsächlich auf einem intellektuell anspruchsvollen akademischen Niveau auseinandersetzen können."

    In der Hoffnung und der Erwartung, dass sie ihr Wissen, ihre Kenntnisse und ihre Fähigkeiten später der Gesellschaft und speziell auch der jüdischen Gemeinschaft - ihren Gemeinden und Organisationen - zur Verfügung stellen und dort Verantwortung übernehmen. Ab heute können sich Interessierte bewerben. Unterlagen gibt es im Internet: www.eles-studienwerk.de