"Bei mir hat das Grundeinkommen im Prinzip nichts verändert. Im Gegenteil, es hat vor allem viel Papierkrieg verursacht."
Joni Forsblom ist Anfang 30, Vater eines kleinen Sohnes und seit einem Jahr einer von 2.000 Empfängern des Grundeinkommens. Die waren unter Dauerarbeitslosen zufällig ausgewählt worden und bekommen zwei Jahre lang 560 Euro im Monat, jedenfalls theoretisch! Joni werden zum Beispiel zurzeit fast 200 Euro abgezogen, solange er nämlich nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin wieder beim Vater wohnt. Er tut sich schwer mit dem bisschen Geld, kommt gerade so über die Runden. Er sagt:
"Ich finde, man sollte auch die Miete beim Grundeinkommen berücksichtigen, damit es ein ganzes Paket wird und nicht nur das abdeckt, was man gerade zum Leben braucht. Obwohl ich am Versuch teilnehme und Grundeinkommen erhalte, muss ich gleichzeitig eine Mietbeihilfe beantragen. Ich versuche, Wohngeld zu bekommen, aber die Behörde hat mir gesagt, dass ich erst diese Mietbeihilfe beantragen muss."
Er selbst sieht sich als Verlierer des Versuchs mit dem Grundeinkommen, aber er sagt, dass es auch Gewinner gibt: "Ich finde einfach keinen Job, aber für die, die Arbeit haben, ist es gut. Mir bleiben vom Grundeinkommen nur 480 Euro. Die Behörde übernimmt 80 Prozent der Wohnkosten, den Rest muss ich auch noch selbst zahlen."
Es gibt sowohl Hoffnung, als auch Befürchtungen
Wer etwas nebenbei dazuverdient, der hat es da wesentlich leichter. Denn das Geld wird nicht vom Grundeinkommen abgezogen. Zur Halbzeit gibt es gute wie schlechte Erfahrungen, bestätigt Pertti Honkanen, Projektleiter der finnischen Sozialversicherung KELA:
"Der Versuch hat enormes Interesse geweckt, sowohl in Finnland, als auch international. In den Medien gab es zahlreiche Interviews mit Versuchsteilnehmern mit widersprüchlichen Meinungen. Manche waren enttäuscht, andere haben sich gefreut und sind mit dem Versuch zufrieden."
Pertti Honkanen selbst hält sich spürbar mit Wertungen zurück, die könne es offiziell ja auch erst nach dem Ende des Versuches und nach Auswertung aller Daten geben, sagt er. Zurzeit hält er beides für denkbar: Das Scheitern der Idee ebenso wie ihren Erfolg:
"Es gibt sowohl Hoffnung, als auch Befürchtungen. Die Befürworter des Grundeinkommens glauben, dass es die Beschäftigung fördern wird. Es gibt aber auch die große Sorge, dass Menschen dadurch erst recht keine Arbeit bekommen und ein normales Leben führen werden. Was wirklich stimmt, wissen wir nicht, solange wir es nicht ausprobieren."
Keine finanzielle Erleichterung für jeden
Andere Experten sehen für Finnland einen Kompromiss als Ergebnis des Versuches. Denn das Grundeinkommen für alle wäre wohl doch zu teuer für die finnische Gesellschaft. Wahrscheinlicher ist, dass der Staat das bisher sehr komplizierte System der sozialen Sicherung seiner Bürger deutlich vereinfacht, dass er mehr mit Pauschalbeträgen für einzelne Empfängergruppen arbeitet, statt wie bisher jeden Fall individuell nach einem langen Kriterienkatalog buchstäblich "abzuarbeiten" - was Joni Forsblom allerdings nur wenig helfen würde, ebenso wenig, wie es zurzeit das Grundeinkommen tut. Ihm bleibt also nur eins - die Hoffnung. Joni Forsblom:
"...dass ich am Ende doch irgendwann irgendetwas lernen und mein Leben in geordnete Bahnen bringen kann. Es ist ja nicht schön, in Finnland arbeitslos zu sein, das ist es in keinem Land. Ich will mein eigenes Leben leben. Ich will lernen, studieren, was mich interessiert, und dann eine Arbeit bekommen. Ganz normal eben, mehr will ich nicht!"