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Grundlagen für vergleichbare Abiturprüfungen gelegt

Es war eine kleine Sensation am Rande der Kultusministerkonferenz: Die Kooperation der Länder bei Bildungsstandards steht offenbar vor einem Durchburch. Nach jahrelangem Vorlauf einigte man sich auf vergleichbare Abiturprüfungen.

Von Jürgen König | 09.03.2012
    Seit Langem schon wird in der Kultusministerkonferenz über festzuschreibende Bildungsstandards für vergleichbare Abschlussprüfungen der Schulen nachgedacht, nun soll es bald soweit sein: im Herbst 2012 sollen die Standards in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch veröffentlicht und verabschiedet werden. Die Arbeit an den Bildungsstandards für die Abiturprüfungen in Biologie, Physik und Chemie wird 2013 - nicht etwa abgeschlossen, sondern: aufgenommen. In einem aber konnte heute - ebenfalls nach jahrelangem Vorlauf - Vollzug gemeldet werden: die Kultusministerkonferenz einigte sich auf einen Weg, der dazu führen soll, dass in gut vier Jahren die Abiturprüfungen in allen Bundesländern gleichschwer und damit vergleichbar sind. KMK-Präsident Ties Rabe fand ein großes Wort dafür:

    "Und da hat die Kultusministerkonferenz einen, wie ich finde, vielleicht schon als historisch zu bezeichnenden Weg aufgezeigt; der Weg lautet, dass wir zum Schuljahr 2016/17 einen Aufgabenpool, einen Aufgabenpool für Abituraufgaben; dieser Aufgabenpool beinhaltet die Aufgaben selber, aber auch einen Erwartungs- und einen Bewertungshorizont, sodass man mit diesen Aufgaben auch sehr klare Ansprüche verbindet."

    Das von den 16 Bundesländern finanzierte "Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen", IQB, wird jetzt Beispielaufgaben für die Abiturprüfung erarbeiten; eine "Aufgabenentwicklungskommission" wird gegründet, Vorschläge für schriftliche Abiturprüfungsaufgaben kommen auch von den Ländern. Das IQB wählt geeignete Vorschläge für den Aufgabenpool aus; groß soll dieser Pool sein; damit in Flensburg wie in Dresden, in Garmisch-Partenkirchen wie in Neubrandenburg zwar verschiedene, aber eben doch "garantiert" gleichschwere Abiturarbeiten geschrieben werden können.

    "Dafür garantieren Wissenschaftler, die die bestehenden Aufgaben sammeln und genau analysieren ,und durch einen sehr klaren Erwartungshorizont, in dem die Lösungen bereits beschrieben werden und ein Bewertungssystem auch sicherstellen, dass trotz der Unterschiedlichkeit der Fragestellungen insgesamt das Ergebnis gleichwertig ist."

    Im nächsten Jahr soll es den Aufgabenpool geben, kontinuierlich soll er wachsen, zum ersten Mal benutzen können ihn die Länder im Schuljahr 2016/17 – dann wird der erste Schülerjahrgang auf Grundlage der Bildungsstandards das Abitur machen. Das Ganze wird als Angebot formuliert, kein Bundesland muss sich aus dem Aufgabenpool bedienen. Das Interesse aber, so Ties Rabe, sei in allen Ländern außergewöhnlich groß: denn es gehe ja gerade um Vergleichbarkeit, die nur dann gegeben ist, wenn auch alle sich an dem Projekt beteiligen. Dass sechs Bundesländer bereits einen eigenen Weg zu einem "Kernabitur" eingeschlagen haben, sei auch nicht wirklich ein Problem. Auch diese Länder hätten ja dem jetzt beschlossenen Weg zugestimmt, die Ziele seien dieselben, beide Entwicklungen würden jetzt erstmal parallel laufen, man werde dann schon sehen.

    Von einem "historischen Weg" sprach Ties Rabe heute.
    Wie sagte meine grundskeptische Großmutter immer: "Erleben muss man’s ..."