Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, findet klare Worte für das Phänomen der sogenannten Grusel-Clowns, die Passanten in ganz Deutschland in den vergangenen Tagen in Angst und Schrecken versetzen - und teilweise auch verletzen: "Die Clowns sind nicht nur Idioten, sie sind Straftäter." Grusel-Clowns lauern im Dunkeln Menschen auf: So erschreckte in Wesel ein Clown eine Passantin mit einer Kettensäge, in Gelsenkirchen griffen zwei Maskierte einen 33-Jährigen mit einem Messer an.
In Rostock attackierte ein Clown einen 19-Jährigen mit einem Baseballschläger und fügte ihm so schwere Verletzungen zu. Drei junge Männer trafen am Freitag (21. Oktober) gegen 8 Uhr in einem Park in Dortmund auf einen Clown mit Beil in der Hand. Sie erstatteten Anzeige bei der Polizei.
Hartes Durchgreifen gefordert
Grusel-Clowns begehen damit keine Streiche - sondern ihr Verhalten hat strafrechtliche Konsequenzen. Polizeigewerkschafter Wendt verlangt von der Justiz ein hartes Durchgreifen. Denn mit einer vernünftigen Verfolgung und harter Bestrafung könne dem Spuk ein Ende gesetzt werden. "Abgesehen von den tatsächlichen Verletzungen: Schon jemanden auf so widerliche Weise zu erschrecken, ist Körperverletzung", betonte Wendt. Die Opfern würden bewusst in Todesangst versetzt.
Unter juristischen Gesichtspunkten drohen ernsthafte Folgen, auch wenn das bloße Erschrecken von Passanten, anders als in Großbritannien, in Deutschland grundsätzlich nicht strafbar ist. "Allerdings muss sich der Horrorclown möglicherweise wegen fahrlässiger Körperverletzung oder gar Tötung verantworten, wenn der Passant beispielsweise durch den Schreck einen Herzinfarkt erleidet. Das ist durchaus möglich", warnte der Strafrechtler und Medienrecht-Anwalt Christian Solmecke gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Freiheitsstrafen drohen
Drohe der Clown Passanten auch noch mit einer Waffe, komme eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr in Betracht. Ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr liegt laut Rechtsanwalt Solmecke vor, wenn ein Horror-Clown unvermittelt auf die Straße springt, um Autofahrer zu erschrecken. "Da kann schnell ein Unfall entstehen. Das kann mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden", sagte Solmecke.
Rainer Wendt befürchtet aber, dass die Clown-Attacken noch bis über das Halloween-Fest am 31. Oktober hinaus zunehmen werden. Er glaubt, dass das vor allem in den deutschen Großstädten zu einem "ganz, ganz hässlichen Trend" werde.
Grusel-Clowns kommen aus den USA
Grusel-Clowns haben in den USA besonders zu Halloween schon eine lange Tradition, erklärte der Psychologe Jens Hoffmann gegenüber der dpa. Die sei nun nach Deutschland gekommen. Hoffmann: "Da gibt es einen großen Nachahmungseffekt". Auch seiner Einschätzung nach, könnte die Zahl der Übergriffe bis zu Halloween hierzulande noch weiter steigen: "Für viele ist das ein Spaß, einige wenige scheinen aber eine sadistische Motivation zu haben, wenn man sich die Aggressivität einiger Taten anschaut."
Stephen King schaltet sich ein
Auch in der Literatur und im Film gebe es immer wieder die Tendenz, Figuren, die eigentlich kulturell als harmlos und niedlich gelten, zu Horror-Wesen zu stilisieren, sagte der Psychologe. Man denke nur an den Gegenspieler des Comic-Helden Batman, den Clown Joker. Und auch der amerikanische Autor Stephen King wurde unter anderem mit seinen Grusel-Clown-Roman "Es" bekannt.
Doch gerade Stephan King rät in Sachen Grusel-Clowns in einem Tweet Anfang Oktober zu Gelassenheit. Er twitterte: "Hey, guys, time to cool the clown hysteria - most of em are good, cheer up the kiddies, make people laugh." ("Hey Leute, es ist Zeit, die Clown-Hysterie mal wieder runterzufahren - die meisten Clowns sind freundlich, heitern Kinder auf und bringen Menschen zum Lachen.")
(tzi/jcs)