Seit Tagen ist eine Karawane mehrerer tausend Mittelamerikaner auf dem Weg in Richtung USA. US-Präsident Trump droht Mexiko mit Grenzschließung, sollte die die Karawane nicht aufgehalten werden. Gestern versuchten die Menschen, die guatemaltekisch-mexikanische Grenze zu überqueren. Dabei kam es zu Chaos und Gewalt.
Tausende Mittelamerikaner harren in glühender tropischer Mittagshitze am Grenzzaun auf Guatemalas Seite aus. Bis plötzlich einige Männer ein Stück Zaun niederreißen: Freudenschreie erklingen, Frauen schnappen ihre Kinder, die Menge setzt sich in Bewegung und stürmt zu der Brücke, die über den breiten Grenzfluss Suchiate nach Mexiko führt.
Doch die Brücke ist eine Sackgasse. Auf der anderen Seite versperren mexikanische Spezialeinheiten den Weg. Sie setzen Tränengas ein. Steine fliegen in ihre Richtung. Mehr als 200 Bundespolizisten hatte Mexiko zu diesem Grenzposten geschickt, als sich abzeichnete, dass die Migrantenkarawane aus Honduras, hierher kommen würde.
Dramatische Stunden im Grenzgebiet
Auf der engen Brücke beginnt wieder stundenlanges Warten für die Menschen, aber Mexiko bleibt hart: Wer keine gültigen Papiere und ein Transitvisum hat, muss umkehren. In diesen dramatischen Stunden empfängt Mexikos Außenminister Luis Videgaray in der 1200 Kilometer entfernten Hauptstadt seinen US-amerikanischen Amtskollegen Mike Pompeo und wird in der Migrationsfrage deutlich:
"Dieser Herausforderung begegnen wir als souveräner Staat. Das habe ich Herrn Pompeo ganz klar gesagt. Wir definieren unsere Migrationspolitik selbst. So wie auch die USA ihre Einwanderungspolitik selbst bestimmen. Wir sind befreundete Länder, Partner und Nachbarn und wir sind beide souverän."
Am Donnerstag hatte US-Präsident Trump damit gedroht, die Grenze zu Mexiko zu schließen, sollte das Land die Migrantenkarawane aus Mittelamerika nicht aufhalten. Außenminister Pompeo warnte vor einer "großen Krise" und vor seinem Abflug aus Mexiko-Stadt bezichtigte er die Migrantenkarawane Menschenrechte zu verletzen:
"Sie schicken Frauen und Kinder in die erste Reihe ihrer Karawane, um sie als Schutzschilde zu benutzen. Das ist ein organisiertes Vorgehen, um durchzukommen."
Flucht vor den Maras
Ganze Familien sind auf der Flucht vor Armut, Arbeitslosigkeit und Gewalt und bereit, die 4.000 Kilometer von Honduras in die USA zu Fuß zurückzulegen. Auch Kinder und Jugendliche ohne Begleitung Erwachsener haben sich der Karawane angeschlossen. Oft fliehen sie vor den Maras. Das sind Jugendbanden, die schon Kinder zwangsrekrutieren. Der 12-jährige Mario ist allein unterwegs und wird von einer Lokalreporterin interviewt:
Vor den Maras sei er weggelaufen, erzählt er. Von der Karawane habe er in den Nachrichten gehört. Seine Mutter sagte, geh, Gott wird Dich beschützen. Und wenn Mario in den USA ist, will er in die Schule gehen und arbeiten.