Susann Abdukarimov ist frisch von der Uni im Referendariat. Sie will auf der Tagung mehr über Friedenspädagogik erfahren. Die Gülen-Bewegung steht für sie nicht im Vordergrund.
"Weil es für mich beruflich oder privat keine Rolle gespielt hat bisher, ich weiß davon in den Medien, aber Näheres kann ich dazu nicht sagen."
Ob sie bei der Tagung mehr über Gülen erfährt, ist fraglich. Die religiös-politischen Hintergründe der türkischen Bewegung werden vom Veranstalter, der Gebif, nicht offen gelegt. Die Organisation ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im Bildungsmanagement tätig ist. Sie vermittelt unter anderem Lehrer an Schulen. Ihr Gesellschafter Seyit Tokmak hat seine berufliche Laufbahn ebenso in Gülen-nahen Bildungseinrichtungen gemacht wie seine Kollegen Muzzafer Toy oder Irfan Kumru. Das hessische Kultusministerium hat die Tagung als Fortbildung anerkannt.
"Wir erhalten Fortbildungspunkte, das ist ein weiterer Grund, warum vor allem Lehrer hier an der Veranstaltung teilnehmen wollen."
Im Vorfeld der Tagung gab es allerdings Kritik. Die Goethe-Universität hat die Räume vermietet, der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, SPD, ist Schirmherr. Sein Parteifreund Turgut Yüksel ist im hessischen Landtag. Er kritisiert die Gülen-Bewegung seit Langem. Er vermutet hinter ihr das Ziel, Gott über Staat und Gesellschaft stellen zu wollen.
"Das ist ein Problem der Gülen-Bewegung, sie sollte offen sagen, wo sie hingehört. Natürlich kritisiere ich auch die Universität Frankfurt, dass sie Räume an die gibt und den Oberbürgermeister dass er die Schirmherrschaft übernimmt. Vielleicht weiß er nicht, wo die hingehören. Man sollte vermeiden, ihnen Legitimations-Möglichkeiten zu schaffen."
Die Universität nur Vermieter?
Auf Nachfrage heißt es vom OB, es gebe angesichts der zahlreichen renommierten Wissenschaftler und Institutionen keinen Grund, einen Willkommensgruß via Schirmherrschaft zu verweigern. Die Uni verweist darauf, dass sie nur Vermieter sei. Gebif führt sie offiziell als Partner auf. Barbara Cardenas ist für die Linken im Landtag. Sie vermutet, dass sich Gülen durch solche Events politisch salonfähig werden will.
"Ich denke, sowohl die Veranstalter als auch die namhaften Professoren sind was, wo die Gülen-Bewegung sich ein Renommee verdienen kann und da müssen wir aufpassen, dass das nicht passiert und vor dem, wofür Gülen auch wirklich steht auch warnen."
Die Veranstalter wollten weder vor noch am Beginn der heutigen Tagung Interviews zu Gülen geben. Fragen danach nannten sie "Gesinnungsschnüffelei". Doch auch bei einzelnen Teilnehmern bleiben Zweifel über den Sinn und Zweck der Friedenstagung an der Goethe-Uni. Frank-Olaf Radke ist emeritierter Professor. Der Erziehungswissenschaftler weiß über den Gülen-Hintergrund Bescheid. Er spricht über die Identitätspolitik in der Einwanderungsgesellschaft. Aber Ihm ist klar, dass er hier als Aushängeschild ist.
"Sie fragen mich ja jetzt, ob ich mich instrumentalisiert fühle. Man kann sagen, man ist ein bisschen irritiert darüber, dass es um die Inhalte nicht geht, sondern dass es hauptsächlich darum geht, dass man da auftritt."
Aushängeschilder, um gesellschaftlich salonfähig zu werden. Das Konzept kann nur aufgehen, solange über die Ziele der Gülen-Bewegung nicht völlige Klarheit herrscht.