Archiv


Günstiger Strom aus dem Windpark

Windkraft macht Strom preiswerter - das ist das Ergebnis einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsarchivs (HWWA). Denn wenn die Anbieter erneuerbare Energien in ihr Angebot aufnehmen, sinkt der Bedarf an konventionellem Strom. Und auch bei der Stromerzeugung entstehen im Windpark weniger Kosten als im Gaskraftwerk.

Von Dieter Nürnberger | 04.10.2006
    Dieser schwarze Peter, den die großen Energiekonzerne gerne immer wieder den Betreibern erneuerbarer Energien zuschieben, der ist nach dieser Studie des HWWA zumindest nicht gerechtfertigt. Strom wird ja inzwischen an der Börse gehandelt, an der Leipziger Strombörse. Und da die Energiekonzerne beispielsweise Windstrom in ihr Netz aufnehmen müssen, sinkt der Bedarf an konventioneller Energie entsprechend. Und somit ist die Botschaft der Wissenschaftler klar: Windkraft mache Strom preiswerter - der Wirtschaftswissenschaftler Sven Bode hat die Studie mitverfasst.

    "Wir gehen fest davon aus, dass die Strompreise am Großhandelsmarkt sinken - durch die Förderung der erneuerbaren Energien. Wenn man die EEG-Umlage noch dazu rechnet, hängt es von den einzelnen Konsumentengruppen ab, Industrie oder Haushalte, ob es eben zu einer Netto-Entlastung kommt oder nicht."

    Insgesamt stehen in Deutschland an einem durchschnittlichen Tag rund 3.000 Megawatt Windstrom zur Verfügung. Und für den Strompreis an der Börse ist allein ein fertig gebautes Kraftwerk, ob konventionell oder durch Erneuerbare betrieben, von Relevanz.

    Fakt ist somit, dass ein fertig gestellter Windpark deutlich weniger Kosten bei der Stromerzeugung verursacht. Bei Gaskraftwerken oder auch bei der Steinkohle kommen CO2-Kosten hinzu, auch eine Brennstoffsteuer. Die erneuerbaren Energien, besonders die Windenergie, verursachen da kaum noch Kosten, so Wissenschaftler Sven Bode.

    "Der Effekt kommt maßgeblich durch folgende Kostentheorie zustande. Demnach werden nur die Betriebskosten bei der Strompreisbildung berücksichtigt. Die Betriebskosten von Windkraftanlagen sind nahezu null. Von fossil befeuerten Kraftwerken sind sie deutlich größer. Und wenn wir jetzt mehr Windenergie in den Markt schieben, dann werden die teureren fossilen Kraftwerke aus dem Markt verdrängt. Und somit sinkt der Strompreis."

    Für ein Jahr berechnet, haben die Wissenschaftler festgestellt, dass sich die Ersparnis auf rund 850 Millionen Euro hochrechnen lässt. Hintergrund ist hier ein Gesamtbedarfsmarkt von rund 500 Millionen Megawattstunden in Deutschland. Das sei ein Preiseffekt, der sich auch in einem normalen Haushalt niederschlage, denn hier wird ja eine Umlage für die Förderung Erneuerbarer Energien mit eingerechnet, sagt der CO-Autor der Studie Helmuth Groscurth.

    "Ein Haushaltskunde muss heutzutage etwa 0,6 Cent pro Kilowattstunde für die EEG-Umlage bezahlen. Ein energieintensives Unternehmen in der Größenordnung zwischen 0,05 und 0,1 Cent. Unser Ergebnis zeigt nun, dass hier eine Entlastung von 0,2 Cent pro Kilowattsunde vorliegt. Dass also für die privaten Haushalte ungefähr ein Drittel der Belastung kompensiert wird. Während für die stromintensive Industrie sogar größer ist als die EEG-Umlage."

    Und dieses Sinken vor allem der Großhandelspreise für Strom durch die Windkraft wird inzwischen sogar von den Großen der Energiewirtschaft anerkannt. Die politische Interpretation der Wissenschaftler des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs ist da natürlich etwas eindeutiger. Helmut Groscurth.

    "Zunächst einmal heißt es auf jeden Fall, dass die Argumentation der Industrie hinsichtlich der Wettbewerbsbenachteiligung durch erneuerbare Energien so nicht richtig ist. Es ist eher so, dass hier gleichzeitig an zwei Fronten Gutes getan wird. Auf der einen Seite sinkt der Strompreis für alle, auf der anderen Seite schaffen wir auch eine wichtige Komponente für unsere künftige Energieversorgung."

    Die beiden Verfasser der Studie sind heute Vormittag von der Informationskampagne für Erneuerbare Energien nach Berlin eingeladen worden. Hier sieht man sich nun bestätigt - und hofft, dass in der künftigen Diskussion über den Energiemarkt in Deutschland die Erneuerbaren sachlicher beurteilt werden.